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Der Leibstuhl 'Ihrer königlichen Hoheit' der Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha

GREIN. Der Leibstuhl 'Ihrer königlichen Hoheit' der Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha ist im Besitz der Stadt Grein und könnte nach der Sanierung des Alten Rathauses einen Ehrenplatz bekommen. Viktoria Adelheid starb 1979 in Grein.

Die vornehme Gesellschaft ging früher auf den Leibstuhl. In den Palästen und Schlössern stank es dementsprechend. Das einfache Volk nutzte den Misthaufen. Als 2004 mehrere Adelshäuser ihr nicht mehr benötigtes Familiensilber in der Auktion "Saxe-Coburg-Gotha and other European Houses" in Amsterdam zu Geld machten, war "Schloss Greinburg, Austria" prominent vertreten: Möbel, Bilder, Nachtkasteln, Uhren, Spiegel, Lampen und Küchengeschirr wurden angeboten. Ein Objekt war nicht dabei. Dieses war bereits vor Jahrzehnten dem herzoglichen Besitz "entfremdet" worden und gelangte unter bürgerliche Fittiche: Der Leibstuhl Ihrer königlichen Hoheit Herzogin Viktoria Adelheid (1885-1979, verstorben in Grein). Ab 1905 verbrachte die Prinzessin immer wieder ihre Zeit auf Schloss Greinburg. Ihren Lebensabend verbrachte sie in Grein.

Leibstuhl im Besitz der Stadt
„In Schlössern gab es meist keine WCs, sodass ein Leibstuhl ein übliches Möbelstück war. Es war schon eine Freude, als ich den königlichen Leibstuhl an der Angel hatte!", freut sich Ausstellungskurator Dr. Karl Hohensinner. Nach zähen Verhandlungen konnte das gute Stück vor einigen Jahren in das Museumsdepot der Stadtgemeinde Grein überführt werden.

Bald Ausstellungsstück?
„Nach der Sanierung des Alten Rathauses könnte die raffinierte Konstruktion des Leibstuhls von tausenden Touristen bestaunt werden. Sowas wollen die Leute sehen: Ein dreidimensionales Objekt, das man auseinandernehmen und wieder zusammensetzen kann mit einer kuriosen Geschichte. Das zieht", ist Hohensinner überzeugt. Nachdem jetzt die ehrwürdigen Sitze und Hölzer im Stadttheater wegen der Holzwürmer begast wurden, stellt man vorsichtshalber auch den Leibstuhl dazu. Das Prachtstück  wurde fein säuberlich verpackt und wegen der Sanierungsarbeiten an einen anderen Ort gebracht. Die Stadt verwahrt auch exklusive Privatfotos des letzten regierenden Herzogspaares Karl Eduard und Viktoria Adelheid. Nach dieser Herzogin ist übrigens die Viktoria-Adelheid-Schutzhütte auf dem Brandstetterkogel benannt.

Die „Greiner“ Prinzessin - Mitglied der englischen Familie
Prinzessin Viktoria Adelheid von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, vollständiger Name Viktoria Adelheid Helena Louise Maria Frederike von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (* 31. Dezember 1885 auf Gut Grünholz in Thumby bei Kappeln; † 3. Oktober 1970 in Grein, Österreich) war eine deutsche Adlige und durch Heirat die letzte Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha, sowie ein Mitglied der britischen Königsfamilie. Auf einem Hofball im Berliner Stadtschloss am 15. Februar 1905 wurde Prinzessin Viktoria Adelheid der britische Prinz Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha, 2. Duke of Albany (1884–1954), vorgestellt. Umgehend danach wurde auf dem Ball die Verlobung bekannt gegeben. Am 11. Oktober 1905 folgte die Hochzeit mit dem inzwischen regierenden Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Ihre Königliche Hoheit war auch Prinzessin von Großbritannien und Irland. Quelle: Wikipedia.

Es stinkt
Im Schloss Versailles fand man nichts dabei, seine Besucher auf dem Leibstuhl zu empfangen. Oder sich vor aller Augen den Hintern abzuwischen. Auf Schloss Greinburg war das natürlich nicht so. Aber es gab den Leibstuhl der Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha. Und hoffentlich bald in einer Ausstellung im neu restaurierten Alten Rathaus in Grein.
Zeitungsausschnitte und Blätter: Stadtarchiv Grein.