Zehn Jahre Arbeit
Ein Arzt und seine Helfer retteten Ruine Klingenberg
"Patientin" in zehn Jahren wiederbelebt: Dank Josef Strasser und Verein ist Klingenberg einen Besuch wert.
ST. THOMAS AM BLASENSTEIN. "In der Jugend bin ich mit der Stangl-Puch alle Ruinen im Mühlviertel angefahren", erzählt Josef Strasser, pensionierter Gemeindearzt von Bad Zell. Das Herz des Burgen-Romantikers schlägt höher. "Ich habe eine Vorliebe für Architektur", sagt er bei der Führung durch die Anlage mit Vor- sowie Hochburg und Zwinger. Vor rund 1.000 Jahren erbauten die Herren von Perg, Machland und Clam auf einer steilen Granitkuppe die Festung. Klingenberg wurde in drei Etappen erweitert, Elemente aus Romanik, Gotik und Renaissance sind erkennbar. Ab dem 17. Jahrhundert war sie nur mehr spärlich bewohnt, der Verfall setzte ein.
Josef Strasser: "Wir haben auf der Ruine ein Kanalsystem freigelegt, hier befindet sich das erste mir bekannte WC des Mühl- ehemals Machlandviertels."
Im Frühjahr 2013 mit Arbeiten gestartet
Vor zehn Jahren gab der Eigentümer, das Domkapitel Linz, die Ruine für Erhaltungsmaßnahmen frei. Der gegründete Verein Ruine Klingenberg startete mit Rodung und Freilegung der Mauern. "Es war alles verschüttet, Bäume lagen kreuz und quer. Wir haben jedes Jahr zig Tonnen Steine weggebracht", erinnert sich Strasser. "In zehn Jahren wurden mehr als 13.000 Stunden alleine vor Ort geleistet. Dank der vielen freiwilligen Helfer konnte Klingenberg für die Nachwelt erhalten werden." Rechnet man Zeiten für Recherchen, Planungen und mehr hinzu, käme man auf über 20.000 Stunden.
Josef Strasser: "Nach zehn Jahren und mehr als 13.300 freiwilligen Arbeitsstunden kann die Ruine Klingenberg als rundum gesichert und für die Nachwelt erhalten bezeichnet werden."
"Steiner-Stöckel" mit Wappen von 20 Inhabern
Die Sicherungsarbeiten sind nun abgeschlossen, ein Lehrpfad entstand nach historischer Aufarbeitung. Einmalig ist das sanierte "Steiner-Stöckel" – benannt nach der Familie, die hier bis vor 100 Jahren hauste. Dort sind die Wappen der 20 bekannten Inhaber abgebildet. Außerdem finden sich vom gebürtigen Pabneukirchner Michael Haider entworfene Burg-Modelle und Fundstücke.
Viele "Schätze" freigelegt
Der Verein legte so manchen "Schatz" frei. Strasser führt in die Schwarze Küche mit Backofen, Selchkammer, Fluchtstollen und Abtritt mit Kanalsystem. „Das erste mir bekannte WC des Mühlviertels", schmunzelt er. Ein bis zwölf Meter ausgegrabener Tiefbrunnen liefert Wasser. Auch die gut acht Meter tiefe Zisterne und die alte Burgschmiede im Außen-Zwinger wurden entdeckt.
Hoher Turm wurde begehbar gemacht
Die Aussicht vom 24 Meter hohen Bergfried ist prächtig. Ein Blitzeinschlag führte 1700 zu einem Großbrand, 1855 donnerte der halbe Turm in die Tiefe. Seit 2015 ist er dank einer Holzkonstruktion wieder begehbar. In die Schlagzeilen geriet Klingenberg 2013. Aufgrund des Jahrhundert-Hochwasser-Regens stürzte die mächtige Nord-Ringmauer ein. Der Burgherr traute seinen Augen nicht – da war nur mehr ein Schuttkegel. Dringendste Sanierungs-Arbeiten folgten.
Erreichbarkeit und Besichtigung
Die weithin sichtbare Festung ist in einer guten Stunde von St. Thomas oder Pabneukirchen erwanderbar, in zehn Minuten vom Maierhof/Forsthaus. Der äußere Bereich der Ruine Klingenberg mit Burgschmiede und Stallungen sowie Modell des Renaissanceschlosses ist frei zugänglich. Burg-Führungen sind nach Anmeldung und bei Schönwetter an Wochenenden für Gruppen möglich. Kontakt: Josef Strasser, 0664/1755520.
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