Puppenspielerfamilie Tröbinger
Großes Schauspiel in Latex, Holz und Pappmaché

Puppenspieler aus Leidenschaft: Max und Gerti Tröbinger im Reich ihrer Figuren. | Foto: Eckhart Herbe
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Viele sind am idyllischen Knusperhäuschen in St. Georgen, der Heimstatt und Kreativbasis von "Theater Tröbinger", schon vorbeigegangen. Doch nur wenige im Ort wissen, dass es mit dem Mutter-Sohn Ensemble Gerti und Max Tröbinger eines der renommiertesten Puppenspielerduos Österreichs beherbergt. Und dazu eine Kreativwerkstatt. In ihr entstehen, von wenigen Zentimeter großen Fingerfiguren bis zum von drei Spielern bewegten Riesenkrokodil, von nationalen und internationale Spielstätten begehrte Puppen. Und auch die Spielpartner für die Eigenproduktionen. Die BezirksRundSchau war bei den beiden auf Besuch.

ST.GEORGEN/GUSEN. Eines gleich vorweg: Mit klassischem Kasperltheater hat das künstlerische Schaffen der Tröbingers wenig zu tun. "Der krokodilprügelnde Kasperl in heutiger Form ist eigentlich ein 'kastrierter Hofnarr', der einst auch an Königshöfen alles sagen durfte und den Zusehern einen Spiegel vorhielt. Diese Keckheit wurde ihm unter Maria Theresia ausgetrieben und ihm eine seichte, ganz andere Rolle zur Volksbelustigung zugeteilt. Der Originalkasperl aber ist eigentlich meine Lieblingsfigur" meint Gerti . "Weil er ist stark, schlau und den Wurschtl kannst net derschlogn", wie sie augenzwinkernd mit Blick auf die coronabedingt frustrierende Situation der freien Kulturszene anmerkt.

"Kinder sind das authentischste Publikum"

Sie und Sohn Max spielen neben anspruchsvollem Figurentheater für Erwachsene mit Begeisterung für Kinder. "Kinder sind authentisch, ehrlich und vorurteilsfrei. Sie sind bereit, sich voll auf eine Geschichte einzulassen, sagen dir aber ebenso unverblümt ins Gesicht, wenn sie damit nichts anfangen können. Das braucht professionelles Beherrschen des Handwerks und Verantwortungsbewusstsein als Stückgestalter. Ein bisserl Stimme verstellen und mit den Figuren Action machen, reicht nicht. Kinder projizieren viel in Puppen hinein. Nicht umsonst werden diese ja auch von Therapeuten und Psychologen eingesetzt", resümiert Max seine Erfahrungen aus mehreren Kinderproduktionen.
Mit dem träumerisch-großmäulig-sympathischen Hasen, welcher sich im bekannten Kinderstück mit dem Igel ein Match liefert, kann sich der 32-Jährige gut identifizieren. Er hat von 2016 bis 2020 "Zeitgenössische Puppenspielkunst" an der Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst in Berlin studiert und seine Feuerprobe mit George Orwells "Farm der Tiere" abgelegt. 

Prägende Gestalt im Figurentheater

Die Gene fürs Figurentheater hat Max zweifellos von seiner Mutter geerbt. Die 63-Jährige fing als  Kindergärtnerin und Diplomlogopädin früh für die Bühne und insbesondere für das Figurentheater Feuer. Nach einer Ausbildung zur Puppenspielerin Mitte der Neunzigerjahre gründete sie ihre erste Figurentheatergruppe und spielte in verschiedenen Ensembles, ehe sie vor 20 Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Sie gründete das „Figurentheater Gerti Tröbinger“ und arbeitet seither als freischaffende Puppenspielerin und Puppenbauerin, gibt Figurentheaterkurse für Kinder und Erwachsene und führt Regie.

Sukzessive avancierte die St. Georgenerin zur Grand Dame in diesem Genre und drückt seit 2009 als künstlerische Leiterin dem Internationalen Welser  Figurentheaterfestival ihren prägenden Stempel auf. Dieses soll, so Covid es will, heuer vom 10. bis 16. März über die Bühne gehen. Dort zeigt die Spitze der nationalen und internationalen Puppenspielszene einen Querschnitt aktueller Produktionen, deren Spektrum vom Kindertheater über eine augenzwinkernde Gruselgeschichte bis zum Anti-Kriegsstück und der kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Abgründen reicht. Gute Gelegenheit für interessierte Figurentheater-Novizen, sich einen Einblick in diese spezielle Bühnenwelt zu verschaffen.

Puppenbauerin aus Leidenschaft

Ob Hase und Igel, Fellmonster im Kindertheater Kuddelmuddel, die ausdrucksvollen Köpfe der intriganten Schweine-Diktatoren in der Orwell-Inszenierung ihres Sohnes oder die Holzfiguren  aus Gertis Version von "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch: Sie alle sind in der Puppenmanufaktur im Obergeschoß des Tröbinger´schen Hauses entstanden. Je nach Stück und gewünschter Botschaft variieren sie von gegenständlich bis abstrakt, bestehen aus Holz, Stoff, Papier oder Latex, reichen von der 5cm-Marionette bis zum Ganzkörperkostüm. Die Schweineköpfe aus der "Farm der Tiere" wurden etwa aus Ton geformt und ihnen der boshaft-intrigante Gesichtsausdruck verliehen, ehe sie dann aus darauf aufgetragener Pappmaché entstanden .

"Puppen sind Grenzgänger zwischen Bildender und Darstellender Kunst und je nach Machart völlig unterschiedliche Partner auf der Bühne. Mit einer Marionette spielen ist wie mit Besteck essen, mit einer Handpuppe wie mit den Fingern. Ein guter Puppenspieler schafft es, in der Aufführung zugunsten seiner Figur in den Hintergrund zu treten."
Max und Gerti Tröbinger

Keine Konkurrenz durch Computeranimationen 

Bühnenkonkurrenz durch immer realitätsnähere 3D-Computeranimationen, welche den Puppen etwa in Hollywood hart zusetzen, fürchten die beiden Profis nicht: "Wer die drei "Ur-Starwars"-Filme aus den 1980ern mit den vielen virtuell generierten Nachfolgern vergleicht, merkt den Unterschied. Viele Computerfiguren wirken irgendwie seelenlos, überfordern bei aller künstlerischen Brillanz der Designer die Sinne. Kein Vergleich etwa zu 'Jabba the Hutt', dem fiesen Krötenmonster, das die schöne Prinzessin Leia als Gefangene hielt. In dieser drei Meter hohen Kautschukpuppe steckten gleich drei Spieler, welche ihr eine beeindruckende Wirkung verliehen. Und der ungebrochene Fankult um diese Figur lässt alle virtuell erschaffenen Konkurrenten alt aussehen!"

Hoffen auf Wiederbelebung der Szene 2022

Am Nachmittag des 24. Dezembers haben Gerti und Max noch zur Einstimmung aufs Christkind im St. Georgener Kulturzentrum "Bäckerhaus" für Kinder gespielt. Wie es mit dem aktuellen Sitz der "Tribüne" angesichts des drohenden (Teil)Abrisses wegen des Ausbaus der Sparkassenkreuzung und in der unkalkulierbaren Pandemielage weitergeht, ist noch nicht ganz klar. Figurentheater soll es aber auf jeden Fall im Ort bald verstärkt geben. Gerti will dafür auch die örtlichen Schulen ins Boot holen und so beim Nachwuchs die kreative Lust am Genre wecken. Beim Welser Figurentheaterfestival werden sowohl Max als auch Gerti mit eigenen Stücken vertreten sein. 

Weitere Informationen und Aufführungstermine:
www.theater-troebinger.at
www.figurentheater-wels.at

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