Sprachstörungen nehmen zu

Hilfe! Keine Logopäden, keine Förderung!

WALDHAUSEN, BEZIRK. Findet sich bis Dezember keine Logopädin oder Logopäde, gibt es für viele Kinder im Therapiezentrum Waldhausen nur mehr eine eingeschränkte logopädische Betreuung. Oder gar keine. An die 50 Kinder werden derzeit im Therapiezentrum betreut. Viele stehen auf der Warteliste.
„Wir haben jetzt eine Logopädin Teilzeit, eine weitere bis Dezember befristet mit 15 Stunden, weil sie dann näher an ihrem Wohnort eine Stelle übernimmt. Ich bekomme trotz Ausschreibungen an Fachhochschulen, Arbeitsmarkt, Homepage usw. kaum eine Bewerbung. Kinderärzte, Hausärzte, Lehrer und Kindergärtnerinnen schicken uns Kinder, wenn sie sprachliche Auffälligkeiten beobachten. Es kommen auch Eltern, weil sie Sorge haben, dass das Kind nicht spricht oder zu spät sprechen angefangen hat“, sucht Gabriella Sebökne-Szabo, Leiterin des Therapiezentrums Waldhausen Fachkräfte für Logopädie.

Bewegung Voraussetzung für Spracherwerb
Nicht nur die Experten im Therapiezentrum bemerken, dass der logopädische Förderbedarf zunimmt. „Die Bewegungserfahrung ist Voraussetzung zur Spracherwerbung. Das Sprechen lernen erfolgt auf der Basis des Gehens, Greifens, wobei der Feinmotorik der Hände und Finger auch eine zentrale Bedeutung zukommt. Dazu kommt die bewusste Kommunikation mit anderen Bezugspersonen. All dies zusammen bildet das Fundament für die gesprochene Sprache. Eine gestörte Motorik bewirkt meist auch eine Sprachstörung“, erklärt Gabriella Sebökne-Szabo.

Für die kindliche motorische Entwicklung und Spracherwerb ist es vom Vorteil, wenn Kinder viele Möglichkeiten haben zu toben, zu balancieren und Sinneserfahrungen zu machen. Umso öfter und vielseitiger das passiert, desto besser entwickelt sich das Gehirn. Zu Hause Erlebniswelten durch Matratzen schaffen, Hindernisse zu einer Krabbel-, Lauf- und Kletterumgebung zu gestalten, ist eine wunderbare Möglichkeit!

Kinder in der Natur spielen lassen
Das Kleinkind viel in der Natur spielen zu lassen, wirkt sich auf die gesamte kindliche Entwicklung sehr positiv aus. Ein rauer Ast spricht den Tastsinn mehr an als ein glatter Baustein. Die Gesichtsmuskulatur wird durch das Kauen, an einem harten Stück Brot, angeregt. Ein weich ausgepolstertes und schön gestaltetes Gitterbett ist zwar sehr ansprechend, allerdings sollte das Kind seine Körpergrenze durch Widerstand der Gitterstäbe erfahren.

Kinderreime vorsprechen
Ganz wichtig: Schon früh Kinderreime vorsprechen. Tierlaute nachmachen, Kinderlieder vorsingen usw. Das Kind hört es und beobachtet die Mundbewegung.

Lisa Haselböck, Logopädin:
Logopädie beschäftigt sich mit verschiedenen Komponenten der sprachlichen Kommunikation, wie Stimme, Sprache und Sprechen. Diese könne aus verschiedenen Gründen erschwert sein. Da die Kommunikation aber eines der wichtigsten „Bindemittel“ zwischen uns Menschen ist, ist logopädische Therapie wichtig und notwendig, um die genannten Bereiche bei Problemen behandeln zu können.
Logopädie beschäftigt sich aber beispielsweise auch mit Schluck- und Hörstörungen. Eine frühe Therapie kann notwendig sein, um zum Beispiel negative Gefühle das Sprechen betreffend zu vermeiden, Grundsteine für das spätere Lesen- und Schreiben lernen zu festigen oder lebensnotwendige Mechanismen, wie das Schlucken, zu therapieren – kurz zusammengefasst, um die Lebensqualität zu verbessern.