Im menschlichen Handeln zeigen was Kirche alles kann!
St. Georgen/Gusen. "Christ sein heißt für mich, die Gesellschaft so zu gestalten, wie ich glaube, dass Jesus sie heute gewollt hätte. Das heißt gesellschaftspolitisch aktiv zu sein, Position zu beziehen - auch und gerade bei heftigem Gegenwind. Sonst würde ich meinen Job als Themenverfehlung sehen!"
Jakob Foissner ist ein Freund klarer Botschaften und vermittelt seine Interpretation des Evangeliums lieber mit Taten als amtskirchlichen Worten. Einer der offen auf die Leute zugeht und ihnen mit einem gewinnenden Lächeln die Hand entgegenstreckt, ohne sich dabei anzubiedern. Das lässt sich auch aus seinen launigen, manchmal durchaus provokanten, aber stets humorvollen und sehr menschlich formulierten Predigten heraushören. Und auch an seinem schier unerschöpflichen Vorrat erklärender Gesten ablesen, mit denen er den großen Hugo Portisch locker in den Schatten stellt. Der 27-Jährige - er stammt wie zufällig das gesamte Seelsorgeteam der Pfarre St. Georgen an der Gusen aus Gallneukirchen - hat gleich zwei Jobs. Zum einen verstärkt er seit Oktober als Pastoralassistent nach dem Wechsel von Monika Weilguni nach Linz die Mann- und Frauschaft im örtlichen Pfarrhof.
Berater für Flüchtlingshelfer in sieben Pfarren
Zum anderen hat er sich mit viel Energie in ein überörtliches kirchliches Pilotprojekt gestürzt, das seine Vorgängerin mit großer Überzeugsarbeit auf Schiene gebracht hat: Halbtags angestellt beim Dekanat Pregarten - das sind die Pfarren St. Georgen, Katsdorf, Ried, Wartberg, Hagenberg, Pregarten und Bad Zell - unterstützt er dort die Ehrenamtlichen im Bereich Flucht und Asyl. Rund 100 engagierte Frauen und Männer, darunter etwa 20 als innerer Kern, nehmen sich um die Sorgen und Nöte von etwa 300 Flüchtlingen mit unterschiedlichstem Asylstatus und Lebensumständen an.
Kirche muss Präsenz zeigen - bei untypischen Partnern ganz besonders!
"Es geht bei dem Projekt ganz bewusst darum, als Kirche Präsenz zu zeigen. Weniger darum Strukturen, Flüchtlingsunterkünfte und Behördenverfahren zu managen. Das können Hilfsorganisationen wie Caritas, Volkshilfe und Rotes Kreuz viel effizienter.
Wir wollen zeigen, dass wir gute Partner sein können - auch für Gruppen, die man in kein Naheverhältnis zur katholischen Kirche stellt. In manchen Pfarren sind Grüne oder Sozialdemokraten aus gesellschaftspolitschen Ansichten die Hauptakteure der Flüchtlingshilfe. Anderswo sind eher konservativ geprägte oder aus christlicher Überzeugung Helfende meine Ansprechpartner", erzählt Jabob Foissner von seinen Kontakten. Der Menschenfreund Franziskus auf dem Papstthron macht ihm dabei den Zugang als weltoffener Kirchenvertreter leichter.
Positives Kirchenbild persönlich vorleben
"Wir sind viele - das möchte ich mit meiner Arbeit vermitteln. Ich springe als Übergang ein, wenn einer nicht mehr weiterkommt. Schaue, wo ich entlasten oder Unterstützung organisieren kann. Stehe für gute Gespräche bereit, höre mir Sorgen und Ängste aber auch neue Ideen an. Bin natürlich oft als Vertrauensmensch für die betreuten Flüchtlinge da, mit denen ich mich über ihre Unsicherheit, Wertekonflikte zwischen früher und jetzt, aber auch ganz banale menschliche und familiäre Fragen austausche. Irgendwo bin ich also zwischen Stammtisch und Supervision angesiedelt. Ich habe bisher sehr bereichernde Erfahrungen gemacht. Kurz gesagt - wir wollen keinen Vertreter für uns bezahlen, sondern als Kirche persönlich für die Menschen da sein. Das hätte auch Jesus im 21. Jahrhundert so gehalten. Nicht darüber reden - es einfach tun! Davon bin ich zutiefst überzeugt."
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