In Thessaloniki Tankstellen nach Kupplungen abgesucht
Sammler und Bastler eröffnet in St. Georgen am Walde Motorrad-Museum
Erich Fragner kennt jedes Schräuferl, Bolzerl und Stifterl bei seinen Motorrädern. In halb Europa hat er die Originalteile dafür zusammengeklaubt und die Maschinen originalgetreu nachgebaut.
ST. GEORGEN AM WALDE. Der 52-jährige Königswiesener jammert über seine kaputte Wirbelsäule: „Eigentlich sollte ich mit dem Renovieren und Restaurieren aufhören“. Aber schon als kleiner Schulbub hat er an Mopeds herumgeschraubt und die Leidenschaft hat den gelernten Spengler seitdem nie mehr losgelassen.
Mit 15 hat er von einer Zündapp und einem 170er-Mercedes geträumt. „Mit 20 hatte ich eine 600er-Zündapp und dachte mir: Jetzt will ich die ganze Serie haben. So hat das Affentheater angefangen“, lacht er heute. Fragner hat an die 100 originalgetreue Motorräder der Marken Zündapp, Puch, BMW, Peugeot und auch russische sowie tschechische Modelle. Alle selbst restauriert. An einem Modell hat er sieben Jahre und sieben Monate lang gewerkt.Der Großteil der Motorräder wurde vor und im zweiten Weltkrieg erzeugt, Kriegsgerät also.
Museum im ehemaligen Pfeiffer-Gasthaus fast fertig
Im Museum stehen Motorräder mit Beiwagen und Maschinengewehr-Vorrichtung in Sahara-Farbe. Spezialanfertigungen für den Nazi-General Erwin Rommel. Sein ganzer Stolz: Als einziger Sammler weltweit hat er alle Zündapp-Viertakt-Motorräder. Von der Serie OK 200 gibt es beispielsweise nur mehr 18 Stück weltweit. Fragner hat das einzige Modell in Österreich. Fahrtauglich sind alle Maschinen, mit elf davon macht er die Straßen im Mühlviertler Alm-Gebiet unsicher. Seine Geschichte klingt unglaublich: In Urlauben und Zeitausgleich hat er halb Europa nach Teilen abgesucht. „Ich habe die Zündapp-Geschichte quasi studiert und weiß, wo noch Teile sein müssen. Einen Rahmen habe ich bei einem Bauern in der Nähe von Wien ausgegraben. Als ich las, dass 1948 tonnenweise Motorräder im Hafen von Piräus abgeschifft wurden, machte ich mich mit dem Motorrad auf den Weg. In Thessaloniki habe ich ohne Griechisch- und mit wenig Englisch-Kenntnissen Tankstellen nach Schaltkreisen und Kupplungen abgesucht. Im Urlaub war ich auch am Nordkap, in England, Finnland und Schweden, weil ich wusste: Irgendwo müssen doch noch Originalteile sein.“ Wenn es solche nicht mehr gab, hat er sie anfertigen oder gießen lassen. Das war aber die Ausnahme. Denselben Eifer steckt Fragner seit drei Jahren beinahe Tag und Nacht in die Renovierung des alten Gasthauses Pfeiffer in St. Georgen. „Das war eine Bruchbude“, sagt Vizebürgermeister Karl Gruber. Heuer will sich Fragner einen Traum erfüllen und ein Motorrad-Museum darin eröffnen.
Das Museum ist fast fertig, derzeit arbeitet Fragner an den WC-Anlagen. Finanziert hat er sich alles aus eigener Tasche: „Reich werde ich damit nicht, im Gegenteil. Meine Lebensgefährtin und einige Pensionisten helfen mir“. Vizebürgermeister Karl Gruber: „Eine Riesenbereicherung für den Ort. So ein Museum gibt es weit und breit nicht. Wir haben ein Urglück, dass wir so einen Idealisten haben.“
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