Neuer Katsdorfer Pfarrer: "Jede Pfarre sollte Flüchtlinge aufnehmen"

- <b>Ein Pfarrer, der gerne gartelt:</b> Franz Wenigwieser inmitten der Tomatenstauden hinter dem Pfarrhof Katsdorf.
- hochgeladen von Michael Köck
Der neue Katsdorfer Pfarrer Franz Wenigwieser wünscht sich, dass jede Pfarre Flüchtlinge aufnimmt.
KATSDORF. Franz Wenigwieser ist seit 1. September Priester in Katsdorf. Im Interview spricht er über Flüchtlinge und kreative kirchliche Feiern.
BezirksRundschau: Warum sind Sie Pfarrer geworden?
Wenigwieser: Der Heilige Franziskus hat mich schon in der Schule fasziniert: Wie er unter den Armen und mit ihnen gelebt hat. Für mich ist das ein Lebensmotto. Ich bin an sozialen Themen interessiert. Wer das Evangelium zu leben versucht, kommt an der Not der Armen nicht vorbei. Ich versuche, diese Spiritualität in die Pfarre zu bringen.
Sie beherbergen selber eine Flüchtlingsfamilie?
Seit Ende Mai lebt am Hof, auf dem ich mit meinen Eltern in Engerwitzdorf wohne, eine Mutter mit drei Kindern aus Ghana. Mir ist Inklusion oder Integration wichtig. Wenn wir jemanden aufnehmen, wird er unterstützt, wenn er es braucht.
Tut die Katholische Kirche zu wenig für Asylwerber?
Ja, jede Pfarre sollte Flüchtlinge aufnehmen. Wir haben in Katsdorf zehn Asylwerber im Pfarrheim. Im Pfarrhof werden wir nach der Sanierung eine Familie aufnehmen. Ich glaube, dass die soziale Not von Pfarrverantwortlichen zu wenig gesehen wird, es ist schon etwas geschehen, aber zu wenig. Ich verstehe die priesterliche Tätigkeit neben Sakramentspende und Verkündigung im Engagement für Menschen in sozialer Not.
Sollte die Kirche generell weltoffener werden?
Es wäre gut für die Kirche, würde sie neue Wege gehen. Homosexuelle Menschen, verheiratete Pfarrer und zölibatär lebende Priester sollten nebeneinander Platz haben. Ich bin für interreligiösen Dialog, wir können viel von anderen Diözesen und Religionen lernen.
Wie loyal gegenüber der Kirche muss ein Pfarrer sein?
Meine oberste Richtschnur sind das Gewissen und das Evangelium, das steht über der Diözese. Normalerweise ist das nicht so ein großer Widerspruch, es gibt einen Spielraum. Nicht alles, was der Bischof oder der Papst sagt, ist gleich ein Dogma.
Sie gestalten kirchliche Feiern abwechslungsreich.
Ich versuche das Evangelium kreativ und anschaulich zu inszenieren und in unsere Zeit zu versetzen. Taufen mache ich hauptsächlich im Fluss. Da stehen dann alle mit den Füßen im Wasser. In Reichenau habe ich einen See Genezareth dafür angelegt. Auf der Burg Reichenau haben wir eine lebendige Krippe mit Ochs, Schafen und Esel gemacht. Bei jeder Hochzeit gibt es eine Überraschung. Einem Koch habe ich mit Kochkleidung und -mütze einen Obstsalat am Altar zubereitet. Danach habe ich erklärt, wofür jede der Früchte in der Ehe steht.
Zur Person
Sozialarbeiter: Franz Wenigwieser (52) studierte Theologie in Salzburg und Sozialarbeit in Bochum. Er arbeitete in Salzburg mit Obdachlosen sowie in Bochum als Streetworker und Gefängnispfarrer. Später kümmerte er sich um Drogenabhängige in Innsbruck und danach um psychisch Kranke.
Pfarrer: Zuletzt war er Pfarrmoderator in Reichenau im Mühlkreis und bei der Caritas beschäftigt. Wenigwieser ist gemeinsam mit Helmut Part auch Gehörlosenseelsorger von Oberösterreich.
Einsatz in Afrika: Wenigwieser überträgt eine Pfarr-Partnerschaft in Tansania nach Katsdorf, in Afrika wurden drei Kindergärten ins Leben gerufen.
Autor: Er hat die Bücher "Hochzeit kreativ feiern" und "Taufe kreativ feiern" verfasst, plant eines über Sterberituale.
Hobbys: Flötenspielen, Bergwandern, Tanzen, Feiern und Pilgern






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