Seltsamer Kirchturm, Wackelstein & Co.
Sechs besondere Denkmäler im Bezirk Perg
Meist beachten wir die zahlreichen Denkmäler im Alltag gar nicht (mehr). Dabei haben sie viel zu erzählen.
BEZIRK PERG. Das Bundesdenkmalamt ruft Ende September jährlich den "Tag des Denkmals" aus. Aufgrund von Corona wurde der Gedenktag heuer allerdings abgesagt. Die BezirksRundschau bringt sechs Denkmäler zu Ihnen nach Hause:
Frankenberger Kircherl: Ort der letzten Schlacht der oö. Bauernkriege
Am Frankenberg in Langenstein befindet sich der Rest – ein Stück Mauer – einer erstmals 1234 urkundlich erwähnten gotischen Kirche. Die heutige Gedenkstätte erinnert an ein besonders trauriges Kapitel Lokalgeschichte: Martin Aichinger vulgo Laimbauer aus Luftenberg hatte die Machländische Bauernbewegung ab 1632 angeführt. Am 12. Mai 1636 war es hier zum letzten Kampf gegen die ständischen Truppen gekommen. Diese fackelten die Häuser rund um die Kirche ab. Die Bauern hatten sich dort verschanzt und flüchteten schließlich in die ebenfalls angezündete, zu der Zeit bereits verfallene Kirche. Rund 300 Anhänger von Laimbauer wurden bei dieser Schlacht am Frankenberg getötet. Der Anführer überlebte und wurde einige Tage später in Linz öffentlich hingerichtet.
Erinnerung an die "Fliegende Brücke"
Vor dem Bau der jetzigen Donaubrücke verkehrte von 1902 bis 1962 eine Rollbrücke zwischen den Fluss-Ufern. An dieses Werk erinnert das Denkmal der Künstlerin Ingrid Steininger (1940 - 1988), das am Heindlkai seinen festen Platz hat. "Auf dem Granitblock wird die stilisierte Silhouette Mauthausens mit der Rollfähre im Vordergrund gezeigt", heißt es in einer Beschreibung vor dem Denkmal. In Mauthausen und Langenstein tragen mehrere Kunstwerke die Handschrift von Steininger. 2018 wurde eine Gedenkrundfahrt zu ihren Kunstwerken unternommen - siehe Bericht.
Der sagenhafte Wackelstein
Er ist das Wahrzeichen von Rechberg und eines der bekanntesten Naturdenkmäler Oberösterreichs: Der Schwammerling. Durch Wollsackverwitterung entstand das ungewöhnliche Felsgebilde, das auch als Wackel- oder Schaukelstein bezeichnet wird. Der Granitblock ruht sicher auf einem drei Meter hohen Felsblock und kann „gewackelt“ werden. Der Legende nach brachten nicht einmal die Truppen von Napoleon die Gesteinsformation aus dem Gleichgewicht.
Das "Blaue Kreuz" – Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg
Unter den unzähligen Kleindenkmälern befinden sich viele Kreuze. Ein ganz besonderes hat seinen Standort in der Greiner Kreuznerstraße. Das "Blaue Kreuz" ist ein monstranzartiger Bildstock mit dem Kruzifix in der Mitte. Sigmundt Ludwig Graf von Dietrich Stein ließ es 1650 errichten. Als Dank für das Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648). Dietrich Stein war der Ehemann von Anna von Meggau, Besitzerin der Greinburg – und Tochter des einflussreichen Grafen Leonhard Helfried von Meggau.
Heiligenstein-Kapelle – das Wahrzeichen im Ort
200 Meter westlich der Wallfahrtskirche in Allerheiligen befindet sich auf einem Felsblock gelegen die Heiligenstein-Kapelle. Sie gilt als Wahrzeichen der Gemeinde. Auf der Gemeinde-Homepage heißt es dazu: "Die besondere Kapelle wurde im Jahr 1504 als 'Hüttl am Heiligenstein' errichtet. Der Steinblock dürfte schon vor dem Bau der Kapelle dem Volk heilig gewesen sein." Seit 1960 wird in der Kapelle zu Fronleichnam ein Altar aufgestellt, von dem aus das Evangelium verkündet wird.
Der seltsame Kirchturm von Arbing
Die Besonderheit des Gotteshauses liegt im Kirchturm. Dabei handelt es sich um den ursprünglichen Wehrturm des Schlosses, der wohl aus dem 13. Jahrhundert stammt. „Der weit über das angrenzende Machland sichtbare Turm mit seinen abgerundeten Zinnen deutet immer noch mehr auf eine Burg als auf eine Kirche hin. Er ist das Wahrzeichen Arbings“, so die Pfarre auf ihrer Homepage. Im Gemeindewappen ist der der 28 Meter hohe Wehrturm abgebildet.
Zum Weiterlesen:
Zur kuriosen Geschichte so mancher Kleindenkmäler: Mühlviertel: Rauchende Kuh gesichtet (BezirksRundschau-Bericht von Mai 2018)
Bericht über Naturdenkmäler: 46 Naturschätze im Bezirk Perg entdecken (BezirksRundschau-Bericht von Juli 2015).
Buchtipp: Eckhard Oberklammer (2010): Bezirk Perg, Kunst und Geschichte. Trauner Verlag. Erhältlich direkt beim Trauner Verlag oder im Webshop der Buchhandlung Frick in Perg
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