St. Georgen an der Gusen geht neue Wege in NS-Erinnerungskultur
Neben dem Gedenken geht es uns um die Entwicklung eines Lernorts, um Bewusstseinsentwicklung. Das Projekt "Denk.Statt Johann Gruber" soll ein Beitrag für den aktiven Prozess des Erinnerns an die Opfer der Konzentrationslager in der Region sowie an Johann Gruber als Beispiel für Menschlichkeit und Zivilcourage sein. Es markiert einen Schritt in einer langfristigen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit von St. Georgen an der Gusen.
ST. GEORGEN AN DER GUSEN. Am 7. April 1944 wurde Johann "Papa" Gruber im Konzentrationslager Gusen I ermordet. An seinem 70. Todestag wird nun die Publikation Denk.Statt Johann Gruber - Neue Wege der Erinnerungskultur präsentiert. Das Werk dokumentiert das Kunstprojekt "Passage gegen das Vergessen" der Berliner Künstlerin Renate Herter, das 2013 am Kirchenvorplatz von St. Georgen realisiert wurde. Das Projekt beinhaltet das Gedenken an Johann Gruber und die unzähligen Opfer der NS-Zeit im Pfarrgebiet. Im Buch gibt es auch einen Einblick in den Verlauf des Projekts, gibt einen Überblick über die historische Bedeutung der Region während der NS-Zeit und zeigt die Entwicklung als auch neue Perspektiven der Erinnerungskultur auf.
"Das Buch fragt auch, wie ein Ort mit seiner belasteten Geschichte umgeht, wie die Diskussionen dort ablaufen", sagt Christoph Freudenthaler, Vorsitzender Verein Plattform Johann Gruber. Am Buch selbst haben neben renommierten Wissenschaftern auch viele Leute aus dem Ort mitgeschrieben. Pfarrer Franz Wöckinger schrieb beispielsweise den Beitrag "Aber um Himmels willen nicht vor der Kirche" dessen Titel sich auf das kontrovers diskutierte Kunstprojekt bezieht. Das Kunstprojekt selbst hat national und international Vorbildwirkung, weil es neue Wege der Erinnerungskultur geht. Heidemarie Uhl hat es als "Vorbild für ganz Österreich" bezeichnet. Das Projekt ist auch Teil der Bewusstseinsregion "Mauthausen - Gusen - St. Georgen", die gerade im Entstehen ist. Bürgermeister Erich Wahl: "Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern um die Frage, wie können wir dieses Wissen für die Zukunft nutzen."
Der Festakt findet am Montag, 7. April, ab 19 Uhr im Johann Gruber Pfarrheim St. Georgen an der Gusen statt. Den Festvortrag mit dem Titel "Die Bedeutung der Erinnerungsarbeit für Gegenwart und Zukunft" hält Universitätsprofessor Anton Pelinka. Auch das Konzentrationslager Gusen sowie der Stollen "Bergkristall" werden thematisiert. Als Ehrengäste haben sich Bundesminister Alois Stöger, Landeshauptmann Josef Pühringer, Diözesanbischof Ludwig Schwarz und Bischof em. Maximilian Aichern angekündigt. Musikalisch gestaltet wird der Abend vom Duo Yevgenij Kobyakov (Akkordeon) und Liudmila Beladzed (Cymbal). Veranstalter ist der Verein Plattform Johann Gruber.
Fotos: Christian Herzenberger
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.