Vernissage im Haus der Erinnerung
Tolles Schulprojekt: Künstlerisch Zeitgeschichte erlebbar gemacht

Schüler, Lehrerinnen, Kunstbegleiter und Gastgeber im Haus der Erinnerung waren sich einig: Ein würdiges, tolles Abschlussprojekt und eine Bereicherung für die Bewusstseinsregion. | Foto: Eckhart Herbe
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  • Schüler, Lehrerinnen, Kunstbegleiter und Gastgeber im Haus der Erinnerung waren sich einig: Ein würdiges, tolles Abschlussprojekt und eine Bereicherung für die Bewusstseinsregion.
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"Ich bin du – schau her!" Mit dieser Aufforderung ließen sich die Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen der MS St. Georgen auf ein herausforderndes, gleichermaßen Kunst- wie Zeitgeschichteprojekt zur "Mühlviertler Hasenjagd" ein. Begleitet von einem Künstlerteam und gecoached von ihren Lehrerinnen vertieften sich die Teens in fiktive Rollen von Opfern, Tätern und Mitläufern des grausigen Spektakels im Winter 1945. Sie arbeiteten ihre dabei erlebten Emotionen mit beachtlichem Talent und großem persönlichen Einsatz in Texten, Podcasts und Visualisierungen auf. Am 4. Juli ging die Vernissage dazu im Haus der Erinnerung über die Bühne.

ST.GEORGEN/GUSEN. Das Projekt hat sein Vorbild in einem ähnlichen Ansatz zur multimedial - künstlerischen Vermittlung von Themen aus der NS-Zeit, der an der Berufsschule I in Wels entstand. Gerti Tröbinger vom St. Georgener Kulturverein Tribüne, freischaffende Puppenspielerin und künstlerische Leiterin des internationalen Welser Figurentheaterfestivals, adaptierte die Idee auf lokale Gegebenheiten und lief damit bei der Mittelschule St. Georgen, Reinhard Jordan als künstlerischem Supervisor und Andrea Wahl, Geschäftsführerin der Bewusstseinsregion Mauthausen-Gusen-St.Georgen, offene Türen ein.

Perspektiven auf „Mühlviertler Hasenjagd“

Die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen der MS St. Georgen beschäftigten sich im Projekt mit der sogenannten „Mühlviertler Hasenjagd“ - ein Kriegsverbrechen in der Endphase des 2. Weltkrieges, wo die SS, aber auch viele Einheimische Jagd auf mehrere hundert, aus dem KZ Mauthausen entflohene russische Offiziere machten. Nur elf der Häftlinge überlebten. Tiefen Eindruck bei den Teens hinterließ neben dem packenden Film von Andreas Gruber vor allem das Treffen mit der über 90-jährigen Zeitzeugin Anna Hackl, in deren Elternhaus zwei Russen ein sicheres Versteck vor der Menschenhatz fanden. Die Jugendlichen verfassten in der Folge real-fiktive Beschreibungen des Geschehens und innere Monologe aus der Sicht von Opfern und Tätern, Menschen im Widerstand, Mitläufern und Beobachtern.

"Bereichernde Erfahrung"

"Es war für die Jugendlichen eine Challenge, sich auf dieses schwierige Thema einzulassen - und das am Ende eines wichtigen schulischen Lebensabschnitts, wo so viel gleichzeitig auf sie einprasselt. Ebenso, dass sie nicht nur den Blickwinkel 'der Guten' sondern auch jenen des Bösen oder Verdrängenden in ihren Arbeiten reflektierten. Dafür gingen einige wirklich an ihre Grenzen. Wir sind begeistert, wie viel Zeit, Energie und Empathie sie dafür investiert haben", freuen sich die projektbegleitenden Lehrerinnen Karin Seyer, Gabriele Wartner, Direktorin Carola Schmutz und die Vorstände der Abschlussklassen.
Diesen Eindruck bestätigen auch, stellvertretend für die jungen Akteure, die Schüler Simone und Patrick: "Wir haben uns intensiv hineingegraben und unsere Projekte - egal ob Texte, Podcasts oder die visualisierten Objekte- drücken das recht emotional aus. Es war für uns eine anstrengende und ungewohnte, aber sehr bereichernde Erfahrung. Unsere Lehrerinnen und Reinhard Jordan haben uns toll unterstützt, auch beim rechtzeitigen Fertigwerden."

"Beeindruckender künstlerischer Ausdruck"

Begeistert zeigte sich der künstlerische Begleiter Reinhard Jordan: "Ich bin beeindruckt, mit welcher Kreativität, Ernsthaftigkeit und Talent die Jugendlichen oft völlig neue Perspektiven und Ausdrucksformen erschlossen haben. Wie sie sich auf die Rollen eingelassen und welche künstlerische Qualität in ihren Arbeiten sichtbar wird. Ein wunderbares Projekt!" Diese Ansicht teilten auch die Gäste der Vernissage, unter Ihnen LAbg. Erich Wahl und Bgm. Andreas Derntl,  im bestens besuchten Haus der Erinnerung. Musikalisch umrahmte das Celloquintett der Musikschule St. Georgen die Veranstaltung.

Die von den Schülern verfassten Texte sind im eigens erstellten, vor Ort aufliegenden Ausstellungskatalog (Herausgeber Kulturverein Tribüne und Bewusstseinsregin Mauthausen-Gusen-St.Georgen) nachzulesen, die Podcasts via QR-Code abrufbar.
Der Ausstellungskatalog ist in Einzelseiten am Ende der Bildergalerie dieses Beitrags hochgeladen.
Ausgesprochen sehenswert sind auch die bildnerischen Arbeiten der Jugendlichen. Sie können zu den Bürozeiten im Haus der Erinnerung (Mo-Fr. 8.00 bis 12.00 Uhr) oder nach telefonsicher Terminvereinbarung (+43 699 1688 6513) besichtigt werden.

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Foto: Cityfoto
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