Gusen
Unterirdisches KZ? "Bin sehr skeptisch"

Eingang zum ehemaligen NS-Stollen "Bergkristall". | Foto: BezirksRundschau
  • Eingang zum ehemaligen NS-Stollen "Bergkristall".
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ZDF-Dokumentation sorgt für Diskussionen: Gab es in Gusen "geheime Unterwelt" mit Tausenden Häftlingen?

ST. GEORGEN AN DER GUSEN. War der KZ-Komplex Gusen unterirdisch um ein vielfaches größer als bisher angenommen? Arbeiteten die Nazis in Stollen an Geheimwaffen-Projekten? In der jüngeren Vergangenheit wurde über diese Fragen immer wieder spekuliert. Laut der neuen ZDF-Doku "Die geheimste Unterwelt der SS" – siehe Link – würden Quellenfunde und Zeitzeugnisse gar für eine unterirdische KZ-Anlage sprechen. Die Autoren stießen auf bislang unbekannte Fotos, Dokumente und Zeitzeugen. Historiker Stefan Karner, Uni Graz, sagte zum ZDF: "Die Geschichte von Gusen, die Geschichte von St. Georgen mit diesem riesigen Lagerkomplex muss aufgrund der bisher vorliegenden Indizien und Aktenfunde aus Amerika, aus Österreich, aus Deutschland, von Privaten usw., von Zeitzeugenberichten neu geschrieben werden." Bisher bekannt ist der Nazi-Stollen "Bergkristall", der acht Kilometer lang war. Hier wurden Messerschmitt-Flugzeugrümpfe hergestellt. Berichte und Luftaufnahmen deuten aber auf 30 km lange unterirdische Stollen hin.
Außerdem wird die Frage aufgeworfen, was mit 18.000 Häftlingen geschah, die im April 1945 offenbar vom einen auf den anderen Tag aus den Bestandslisten verschwanden. Wurden diese in die Luft gesprengt?

Weitere Forschung gefordert

Bürgermeister Erich Wahl kontaktierte das Innenministerium. Er spricht sich für weitere wissenschaftliche Forschung aus: "Wir wissen nicht alles." Er sagt aber auch: "Ich erwarte keine großartigen, sensationellen Funde. Bei der Aussage, dass es möglicherweise ein unterirdisches KZ gab, bin ich ausgesprochen skeptisch." Die bei einer vorgelegten Luftaufnahme erkennbaren Luftschächte könnten nicht von Stollen stammen. "Da bist du beim Donau-Grundwasser, wenn du fünf Meter hinunter gräbst." Dass 18.000 Häftlinge vom einen Tag auf den anderen verschwunden seien, glaubt er nicht. Auch Barbara Glück, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, schließt das aus. Neben den Flugzeug-Teilen seien laut Wahl in "Bergkristall" aber offenbar V2-Raketen, 12 Meter hoch, produziert worden.

Historiker der Uni Wien: "Widerspricht allen Erkenntnissen"

Gegenüber der "ZIB 2" meinten Historiker der Uni Wien am Sonntag: "Die Vorstellung eines unbekannten unterirdischen Konzentrationslagers, das über Jahrzehnte geheim geblieben sein sollte, ist abenteuerlich und widerspricht allen Erkenntnissen einer seriösen KZ-Forschung."
2015 war eine vom Bezirkshauptmann eingesetzte Expertenkommission zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine Hinweise auf weitere Nazi-Stollen in St. Georgen gebe – siehe Bericht von damals.

Zur Sache

Der KZ-Komplex bestand aus den Lagern Gusen I, II und III. Gusen I wurde 1939 gegründet, Gusen II im März 1944. Um ein kleineres Lager handelte es sich bei Gusen III. "Bergkristall" wurde 1944 ausgehoben. In Gusen waren laut offiziellen Zahlen 71.000 Häftlinge, rund 36.000 Menschen starben.

BezirksRundschau-Bericht von 2016: "Die Suche nach der ganzen Wahrheit"

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