Kugel im Bauch
War es ein Giftanschlag?
ST. THOMAS/BLASENSTEIN. Viele Spekulationen rankten sich in den vergangenen 100 Jahren um die Mumie von St. Thomas am Blasenstein. Am 4. November weiß man: Wer war die historische Person? Wie hat sie gelebt? Wie ist sie gestorben?
Im Winter 2017/18 wurde der „Luftg‘selchten Pfarrers“ in München wissenschaftlich untersucht: Computertomographie, Autopsie und chemischen Begleituntersuchungen, Radiokarbon-Datierung und toxikologisch-chemische Untersuchungen, Gesichtsrekonstruktion des „Luftg‘selchten Pfarrers“.
Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen initiierte der 2016 verstorbene Maler und Kulturwissenschaftler Herbert Hiesmayr mit weiteren Helfern im vergangenen Jahrhundert. Der Heimatforscher stand immer im engen Kontakt mit den Vorgänger-Zeitungen der BezirksRundschau, wenn es neue Erkenntnisse gab. 2001 informierte Herbert Hiesmayr, dass der Luftg’selchte möglicherweise einem Giftanschlag erlegen sei. Im Magen-Darm Trakt fand man bei Röntgen-Aufnahmen eine Kugel in Größe eines Kirschkerns, die kleine „Füßchen“ aufweist. Damals untersuchte der Chemiker Bernhard Mayer vom AKH Wien die Mumie. Mayer auch an der Erforschung der Gletscherleiche Ötzi beteiligt. Damals vermutet man, dass die Mumifizierung nicht aufgrund eines Luftstromes erfolgt ist, sondern dass der Tote eher unter Luftabschluss getrocknet ist.
Durch einen Kreuzgang oberhalb der Kirche gelangt man in die Gruftkammer von St. Thomas am Blasenstein. Bei der dort befindlichen Mumie soll es sich um den ehemaligen Chorherrn und Pfarrvikar Franz Xaverius Sydler de Rosenegg (1709 bis 1746) handeln. Als man in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Grab ausräumen wollte, fand man einen mumifizierten Leichnam.
Die Mumie ist 171 cm groß und wiegt zehn Kilogramm. Das Gebiss weist keine Karies auf. Die Mumie trägt eine vierlagige Kleidung, eine Lederhose und Lederschuhe. Die Herstellungszeit der Kleidung wird zwischen 1670 und 1750 geschätzt. Die erste urkundliche Erwähnung der Mumie stammt aus dem Jahre 1855.
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