Vortragsreihe: Krise und reale Utopie
Spätestens seit der Weltwirtschaftskrise 2008 ist klar geworden, dass die Verschränkung von Demokratie und Kapitalismus per se nicht zum „Wohle aller“ wirkt, sondern in der real existierenden (Post-)demokratie Experten, Lobby-Gruppen und vor allem Wirtschaftseliten die politischen Prozesse und demokratischen Institutionen zunehmend unterwandern und zu ihren Gunsten gestalten.
Vor diesem Hintergrund suchen Menschen und soziale Bewegungen wieder verstärkt alternative Formen von Demokratie und Wirtschaft zu befördern.
Die Vortragsreihe soll dazu beitragen, einen kritischen Befund zur aktuellen Lage zu erarbeiten und der Frage nachzugehen, welche emanzipatorischen Entwürfe für soziale Transformation, Partizipation und soziale Gerechtigkeit derzeit diskutiert werden bzw. im Entstehen sind.
An drei Abendterminen nehmen sich verschiedene ReferentInnen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft den Themen „Selbstverwaltung und partizipatorische Ökonomie“, „Politische und emanzipatorische Bildung in Zeiten eines neoliberalen Bildungsdiskurses“ sowie „Soziale Bewegungen für direkte Demokratie“ an.
Vortragsblock 1:
Selbstverwaltung und partizipatorische Ökonomie
Referat: Dario Azzellini (CUNY Graduate Center New York); Diskutant: Sebastian Lasinger (JKU Linz)
25. März 2013, 19:00, Medienkulturhaus Wels
Die derzeitigen Protestbewegungen in Europa und in den USA werden überwiegend als beispiellose und abgegrenzte Phänomene begriffen. Jedoch lässt sich erkennen, dass diese Bewegungen in der Ausformulierung ihrer Ziele und in ihren organisatorischen Praxen durchaus von zahlreichen Präzedenzfällen geprägt sind. Ziel dieser Veranstaltung ist es, eine de-koloniale Perspektive einzunehmen um ausgehend von den in Lateinamerika stattfindenden Transformationsprozessen mögliche Zusammenhänge und Verbindungen zu gegenwärtigen Protestformen in Europa und in den USA zu ergründen. Welche Anknüpfungspunkte gibt es zwischen dem in Teilen Lateinamerikas stattfindenden Übergang von einer repressiven Formaldemokratie zu protagonistischen Demokratieformen. Vor diesem Hintergrund ergeben sich zahlreiche Fragen: Gibt es gemeinsame Zielperspektiven im Widerstand gegen ordoliberale Politik und in der Suche nach vermehrter politischer Teilhabe? Welche Rolle spielen kommunale Formen der Selbstverwaltung als mögliche Alternativmodelle gegen Eliten, Markt und Neokolonialismus?
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