Hofübergabe in Münzbach
"Uns hätte nichts Besseres passieren können"

- Eine Gemeinschaft: Anja Eichinger und Mathias Jedinger mit Elena, Baby Hanna sowie die Altbauern Veronika und Johann Redl.
- hochgeladen von Michael Köck
Veronika und Hans Redl fanden ideale Hof-Nachfolger. Ein innovativer Bio-Betrieb entstand.
MÜNZBACH. Unweit der Gemeindegrenze zu Bad Kreuzen liegt er, der Biohof Obergaisberger. Die Aussicht ist prächtig, an schönen Tagen sieht man von hier bis Salzburg. Schweine und Schafe tummeln sich auf den grünen Wiesen rund um den Vierkanthof. Am großen Tisch sitzen drei Generationen, die man für eine Großfamilie hält. Der Eindruck täuscht aber. Und hier beginnt die Geschichte einer außergewöhnliche Hofübergabe.
Anja Eichinger: "Wir haben gleich gemerkt, dass wir die gleichen Grundwerte haben und es zwischenmenschlich passt."
Die Naarnerin Anja Eichinger und ihr Lebensgefährte Mathias Jedinger aus Gaspoltshofen lernten sich beim Studium an der BOKU kennen und lieben. Sie studierte Nutztierwissenschaft, er Agrarbiologie. Das Paar lebte und arbeitete in Wien. Irgendwann reifte aber der Entschluss: Wir wollen unseren eigenen Hof haben. Auf der Obernstrass führten Veronika und Johann Redl über Jahrzehnte ihren landwirtschaftlichen Milchviehbetrieb. Der Kinderwunsch blieb dem Paar unerfüllt. So war es irgendwann an der Zeit, an eine Nachfolge zu denken.
Zufälliges Kennenlernen
"Wir haben uns zufällig über eine Freundin von mir kennengelernt", erzählt Anja Eichinger. Altbauer Hans Redl erinnert sich genau: Am 11. Oktober 2019 kam es zum ersten Treffen. Und es "funkte" gleich. "Überraschend und überwältigend", beschreibt Veronika Redl ihre damaligen Gefühle. Nach einigen Monaten des Kennenlernens pachteten die Jungen den Hof, im Mai 2022 erfolgte die Übernahme. "Wir haben gleich gemerkt, dass wir die gleichen Grundwerte haben", so Anja Eichinger.
Ein innovativer Bio-Betrieb
Die Umstellung auf einen Bio-Betrieb ist mittlerweile abgeschlossen. "Bio Plus", lacht der Altbauer, der selbst nie Gift spritzte. Die Freilandschweine – eine Seltenheit in der Landwirtschaft – drehen quietschvergnügt auf der Wiese ihre Runden und "verfolgen" vorbeifahrende Autos und Postboten. Das merkt man auch an der Konsistenz des Fleisches. "Ich habe viele Arten von Schweinehaltung gesehen, etwas anderes ginge für uns nicht. Es macht Freude, den Tieren zuzuschauen. Wir wollen Konsumenten aus der Umgebung mit bestem Biofleisch versorgen", sagt Eichinger, die am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) tätig ist. Unweit der Sauen laufen 27 Schafe auf und ab. Derzeit erfolgt die Umstellung auf eine Waldschafherde: eine vom Aussterben bedrohte Rasse, die früher in der Gegend typisch war. Die Wolle wird verarbeitet, gesponnen, verfilzt, gestrickt.
Öko-Flächen und mehr
Artgerechte Haltung und nachhaltige Landwirtschaft: Schlagworte, die beim Obergaisberger gelebt werden. Mathias Jedinger, der am Agrarbildungszentrum Hagenberg unterrichtet, erwähnt die gepflanzten Obstbäume, die Hecken und die Öko-Flächen, die selten gemäht und nicht gedüngt werden. Acht Hektar Wald und 15 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche werden bewirtschaftet.
Neues Zuhause entsteht
Mitterweile hält mit Elena (2) und Baby Hanna die nächste Generation die Gemeinschaft auf Trab. "Für Elena sind die Redls schon wie Oma und Opa", sagt der Jungvater. Die Familie lebt noch in Naarn. Derzeit wird ein leerstehender Teil des Anwesens zum neuen Zuhause umfunktioniert. Die am Hof lebenden Redls packen kräftig mit an, kümmern sich etwa um die tägliche Tierpflege. Die gelungene Übergabe ist auch Freunden aus Wien nicht verborgen geblieben. Diese planen einen Film, schauen immer wieder zu Drehs vorbei. Hans Redl sagt: "Es hätte uns nichts Besseres passieren können."






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