Partnergemeinden: Freundschaften in ganz Europa
Manche Partnergemeinden pflegen intensiven Kontakt quer über den Kontinent.
BEZIRK. Der Grund einer Gemeindepartnerschaft liegt oft ganz simpel im Namen: Die Gemeinden Arbing, Mitterkirchen, Ried/Riedmark, St. Nikola und Waldhausen haben alle Partnerschaften mit ausländischen Gemeinden, die den gleichen oder einen ähnlichen Namen tragen.
Nicht überall wird diese Partnerschaft so intensiv gepflegt wie etwa in St. Georgen am Walde: Die Ortschaft Linden ist mit Lalinde in Frankreich, Linden in Deutschland, Belgien und den Niederlanden und mit Lalin in Spanien vernetzt. Die jüngsten Europatage der Initiative "Linden grüßt Linden" fanden im Mai in Frankreich statt.
Neben der Freude an der internationalen Geselligkeit tauschen sich die Lindener auch über europapolitische Themen wie erneuerbare Energie und nachhaltige Entwicklung aus. Besonders aktiv ist auch die Jugend, die die Besuche für sozialen und kulturellen Austausch nützt. Zum Präsident der Partnerschaft wurde im Mai Jakob Bindreiter aus St. Georgen am Walde für zwei Jahre gewählt.
Historische Funde
Gemeindepartnerschaften werden – wie in Linden – auch in kleinen Ortschaften begründet. Inzing in Mitterkirchen und in Niederbayern haben nicht nur den Namen gemeinsam: Beide Ortschaften waren einst von Kelten besiedelt und besitzen frühmittelalterliche Gräberfelder.
Gemeinsame Geschichte
Manchmal ist der Hintergrund einer Gemeindepartnerschaft traurig. Die gemeinsame Aufarbeitung der Geschichte ist aber umso wertvoller. Seit mehr als 20 Jahren pflegt St. Georgen an der Gusen eine Partnerschaft mit der Stadt Empoli in der Toskana.
Aus Empoli wurden zur Zeit des Nationalsozialismus junge Arbeiter geschickt, die im Stollen "Bergkristall" unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten und dies teilweise mit dem Leben bezahlten. Überlebende aus Empoli bemühten sich 1995 um die Partnerschaft mit der Gemeinde St. Georgen an der Gusen. Ziel ist, die Bevölkerung für die Gefahren von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu sensibilisieren und Meinungen auszutauschen.
Ihre nationalsozialistische Geschichte verbindet auch Langenstein und Mauthausen mit ihren italienischen Partnergemeinden Sesto San Giovanni und Cogollo del Cengio. Die Orte bemühen sich darum, das Grauen der Vergangenheit miteinander aufzuarbeiten.
Persönlicher Verdienst
Perg unterhält seit 1989 eine Städtepartnerschaft mit Schrobenhausen, einer Stadt im oberbayerischen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Der aus Perg stammende Seilermeister Martin Neugschwendtner trug im Jahr 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg dazu bei, die Stadt Schrobenhausen vor Kriegsschäden zu bewahren.
Zur Sache
• Arbing: Arbing/Reischach, Bayern (DE)
• Baumgartenberg: Pirk/Oberpfalz (DE)
• Grein: Neckarsteinach/Hessen (DE); Hluboka/Frauenberg/Südböhmen (CZ)
• Langenstein: Sesto San Giovanni (I)
• Mauthausen: Congollo del Cengio, Vincenza, (I); Prachatice, Tschechien
• Mitterkirchen: Mitterskirchen, Bayern
• Perg: Schrobenhausen, Bayern
• Ried: Ried bei Kerzers, Schweiz
• Schwertberg: Dolni Benesov, Tschechien; Schiltberg/Bayern
• St. Georgen/Gusen: Empoli, Toskana
• St. Georgen/Walde: Lalinde (Frankreich), Linden (Deutschland, Belgien, Niederlande), Lalin (Spanien)
• St. Nikola: Dunaszentmiklos (Niklo), Ungarn
• Waldhausen: Waldhausen/Schnaitsee in Bayern
Meinung
Die EU mit ihren Institutionen und Gremien kommt manchen wie ein aufgeblasener Verwaltungsapparat vor. Es war doch alles viel einfacher, als die Regierung noch allein in Österreich saß, oder? Sich mit Abgeordneten in Brüssel zu identifizieren, liegt so fern wie die Stadt selbst. Was wirklich Verbundenheit schafft, ist der Austausch mit Menschen. Da kann sich herausstellen, dass es mit der Partnergemeinde noch mehr Gemeinsamkeiten gibt als nur den gleichen Namen. Politische Themen, Probleme und Lösungen werden auf einmal greifbar. Nicht zuletzt bietet sich die Chance, beim Reisen seinen Horizont zu erweitern. So können Gemeindepartnerschaften Identität stiften und bilden. Vor allem in der Jugend steckt hier das Potenzial, positive Erfahrungen zu machen und den europäischen Gedanken weiterzutragen.
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