Profis in Neopren: Die St. Georgener Feuerwehrtaucher
Das Taucherteam aus St. Georgen an der Gusen bildet eine Spezialeinheit innerhalb der Feuerwehr.
ST. GEORGEN/GUSEN (eh). Diese Feuerwehrmänner helfen nicht nur mit Wasser, sondern auch im Wasser: In St. Georgen/Gusen ist die einzige Tauchergruppe im Bezirk Perg stationiert. Das neunköpfige Team wird für Einsätze in ganz Oberösterreich angefordert, manchmal auch bundesweit.
"Mental stark, köperlich topfit, überlegt handeln – das musst du als Taucher mitbringen. Das ist Voraussetzung für den Tauchlehrgang neben fachlichen Kriterien wie Atemschutz- und Rettungsschwimmerkurs. Im Einsatz müssen wir uns hundertprozentig aufeinander verlassen können. Da gehts ums eigene Leben", sind sich Kommandant Thomas Irsiegler und Tauchgruppenleiter Roland Lechner einig.
"Bitte findet ihn"
Neueinsteiger sammeln Erfahrung in ein bis zwei Jahren Gruppentraining. Eine Woche lang dauert der Intensivkurs in Weyregg am Attersee mit Prüfungen in Theorie und Praxis. Seit 1970 gibt es in St. Georgen Feuerwehrtaucher. Sie sind zwischen 23 und 50 Jahre alt und zählen auch abseits ihres Spezialgebiets zum inneren Kern der Wehr: Die vorigen drei FF-Kommandanten waren alle im Taucherteam. Die Bezirke Perg und Freistadt sind Primäreinsatzgebiete. Fürs klassische Retten Ertrinkender ist es bei der Alarmierung meist zu spät, das gehört eher zum Metier der Wasserrettung. Der Auftrag der verzweifelten Angehörigen: "Findet ihn bitte, lasst ihn nicht unten!" Die Suche ist anspruchsvoll. "Je nach Situation bilden wir Taucherketten und arbeiten in Zweierteams. Beim Tauchen unter Eis sind wir am Seil gesichert und geführt vom Kollegen am Einstieg. Alleine taucht nie jemand", erklärt Roland Lechner.
Bis zu 40 Meter tief
Wichtiges Kriterium ist die Sichtweite. Sie reicht von exzellent in klarem Gebirgswasser bis praktisch null in einem schlammigen Teich. Dann muss der Tastsinn helfen. "Es ist nicht so ohne, mit Füßen oder Fingern nach einem Toten zu suchen. Hier ist man froh, wenn das Ganze vorbei ist", beschreibt Thomas Irsiegler die grenzwertige Situation. Das Taucherteam sucht nicht nur nach Menschen, auch Fahrzeugbergungen gehören zum Aufgabengebiet. 40 Meter tief wird maximal getaucht, darunter übernehmen Kameras die Arbeit. Etwa 30 bis 40 Minuten dauert ein Tauchgang. Ein Taucher ist durchschnittlich 25 Mal pro Jahr im Einsatz. Zwei Übungen monatlich kommen zum Freitagstraining der Feuerwehr dazu. Neben Zeit investieren die Taucher teilweise auch finanziell, etwa in Ausrüstung und Weiterbildungen.
Wenige, aber hochengagierte Spzialisten
Ob Bergung eines Autos aus der Donau oder Suche nach der Leiche eines eingebrochenen Schlittschuhläufers unter dem Eis eines Badesees: Der Job der Feuerwehrtaucher ist gefährlich, körperlich anstrengend und psychisch oft belastend. So ist unter den zehntausenden tatkräftigen Florianijüngern nur eine kleine Gruppe in diesem Spezialgebiet aktiv, das Anfang der 1960er Jahre in OÖ etabliert wurde. Im Land gibt es sechs Tauchstützpunkte mit 18 Tauchergruppen. Die St. Georgener gehören zum Tauchstützpunkt 1, dem größten in OÖ. Dort sind auch die Kollegen der Berufsfeuerwehr Linz, BTF-Voestalpine, BTF-Linz AG, Traun, Alkoven, Aschach und Eferding dabei. Je nach Aufgabe werden einzelne Gruppen oder der ganze Stützpunkt alarmiert, die Einsätze erfolgen ganzjährig landes-, manchmal auch bundesweit.
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