Hochwasserschutz: Aufatmen hüben, Sorgen drüben.
Der extreme Warmwettereinbruch führte am Freitag der ersten Jännerwoche 2018 zu einem kleinen Jahreshochwasser an der Gusen. Kein Problem für die St. Georgener flussaufwärts der Wimmingerbrücke. Aber tiefe Sorgenfalten bei den Anrainern unmittelbar flussabwärts: Nur ein halber Meter fehlte selbst bei dieser vergleichsweise geringen Wassermenge zum Überlaufen und die neue Dämme oberhalb in St. Georgen und unterhalb in Gusen und Langenstein verschärfen die Lage in ihrem ungeschützten Bereich nun zusätzlich.
"Da geht noch viel rein", sind sich die Spaziergänger auf der Promenade am St. Georgener Hochwasserdamm einig. Das braune Wasser schießt zwar mit ziemlichem Tempo daher und flutet auch den zusätzlich gebauten Entlastungskanal bei der Wimmingerbrücke. Aber es sind noch mehrere Meter bis zur Dammkrone oder zu den Mauerrändern im Ortzentrum.
Ungeschütztes Nadelöhr unterhalb Wimmingerbrücke
Ganz anders sieht es ab der Wimmingerbrücke aus: Hier wird ein schon bisher überflutungsgefährdetes Nadelöhr nun noch mehr verschärft. Innerhalb weniger Meter verengt sich nach Ende der Ausbaustrecke das Flussbett bei gleichbleibender Tiefe auf etwa ein Drittel seiner Breite. Am Nordufer wird gerade ein großes Regenrückhaltebecken errichtet. Dessen Schutzdamm drängt das Wasser des Entlastungskanals nun zusätzlich in einem schrägen Winkel ab - ans ungeschützte Südufer. Dort, genau an der Gemeindegrenze zwischen St. Georgen und Luftenberg, bangen die Bewohner von etwa 50 Häusern im Bereich Wimmingerstraße, Wiesenweg, Feldgasse, Am Ufer und Winauweg nun paradoxerweise vor dem Wachsen des Hochwasserschutzprojekts. Denn aus Kostengründen wird ihr Schutzdamm - das "Planungslos St. Georgen" - nicht gebaut. Eine 430 Meter lange Lücke bleibt offen. Die Bezirksrundschau berichtete vor drei Monaten bereits im Beitrag vom 13.9.2017 über den Hilferuf eines Betroffenen. Hilfe und Problembewusstsein seitens der Politik wurde damals zugesagt. Davon ist allerdings bislang nichts zu bemerken, obwohl das aktuelle Bagatellhochwasser die Befürchtungen zu bestätigen scheint.
Noch höherer Flutpegel befürchtet
Während auf der offiziellen Projekthomepage www.stgeorgener-bucht.at eifrig der Fortschritt der aktuellen Baumaßnahmen in Wort und Bild dokumentiert wird, findet sich vom "Planungslos St. Georgen" - nicht zu verwechseln mit dem bereits realisierten Projekt im Ortszentrum - keine Erwähnung mehr. Man muss kein Wasserbauexperte sein, um die Ängste der Anrainer zu verstehen. Alle Dämme in St. Georgen, im Gusendorf und in Langenstein liegen nördlich der Gusen und schützen das Hinterland vor dem Wasser. Westlich wird auch Abwinden großflächig gegen das Donauwasser eingedeicht. Unterm Strich führt dies zu einer massiven Verminderung der bisherigen Überschwemmungsflächen. Es verbleibt nur mehr das ungeschützte Areal, in dem der Pegel natürlich künftig weit höher steigen wird. Ein guter Teil der älteren Häuser ist noch in konventioneller Weise mit eingegrabenem Keller gebaut. Sie sind natürlich besonders betroffen. Aber selbst bei den neueren Häusern, die im Vertrauen auf den zugesagten Hochwasserschutz ohne Erdkeller und auf erhöhtem Niveau errichtet wurden, kann der durch den Dammbau zu erwartende deutlich höhere Flutpegel zu Problemen führen. Hier ist sicher mehr nötig, als "dann eben höhere Gartenmauern zu bauen", wie so manchem der Betroffenen geraten wurde.
Es bleibt zu hoffen, dass sich doch noch eine Lösung findet und die Menschen an der Wimmingerstraße nicht teuer für den genauso berechtigten Schutz ihrer Mitbürger zur Kasse gebeten werden.
Politik: Lösung ist in Sicht
"Es wird eine Kompensationsmaßnahme geben", sagt Christian Aufreiter, Obmann des Hochwasserverbands "St. Georgener Bucht" und Ortschef von Langenstein. Man stehe mit Behörden und Grundeigentümern im Gespräch. "Es schaut sehr positiv aus", so Aufreiter.
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