"Ich bin kein Feind von Tourengehern" - Ernst Branstätter im Interview
Ernst Brandstätter schildert die Entwicklung des Problems mit den Pisten-Tourengehern.
FLACHAU (aho). Zu Beginn der Wintersaison 2015/16 gab es vielerorts im Pongau – ganz besonders aber in Flachau – viel Wirbel um Tourengeher auf den Skipisten. Ernst Brandstätter, Geschäftsführer der Bergbahnen Flachau, erläutert im BB-Interview die letztjährige Situation im Vergleich zu heuer und spricht über die Gefahren, die Tourengeher auf der Piste erzeugen.
Heuer hält sich das Problem mit den Tourengehern auf der Piste in Grenzen. Was ist anders als im letzten Jahr?
BRANDSTÄTTER: Flachau war zu Saisonbeginn 2015/16 eines der wenigen Skigebiete, in dem die Pisten bis ins Tal befahrbar waren. Daher waren besonders viele Tourengeher auf unseren Pisten unterwegs. Heuer verteilt sich das besser, weil die Schneelage auch in anderen Skigebieten besser ist.
Welche Gefahren lösen die Tourengeher für den normalen Skibetrieb aus?
Ein Tourengeher ist für einen Skifahrer grundsätzlich ein atypisches Hindernis. Im letzten Jahr hatten wir zudem ein Platzproblem, es gab nur schmale Schneebänder bis ins Tal, am Pistenrand standen auch noch unsere Schneeanlagen. Wenn an Spitzentagen mit 80.000 Fahrten auf den engen Pisten auch noch bis zu 2.000 Tourengeher in die Gegenrichtung kamen, führte das zu einer Gemeingefährdung. Das Hauptproblem waren viele auswärtige, ungeübte Tourengeher, die teilweise in Gruppen nebeneinander über die Piste gegangen sind. Viele waren auch konditionell zu schwach und gingen daher in Serpentinen hinauf, ein paar waren sogar mit nicht angeleinten Hunden unterwegs. Das ist enorm gefährlich und den zahlenden Skigästen nicht zuzumuten.
Das Verbot war also die logische Folge. Wie wirkt es sich aus?
Wir konnten gar nicht anders, als ein Verbot auszusprechen – bei uns trafen damals gewaltige Beschwerden von Skigästen ein. Die sind heuer zum Glück ausgeblieben. Ich bin in keinster Weise ein Feind von Tourengehern, aber sie dürfen den Skibetrieb nicht behindern oder gar gefährden. Durch die Sperre liegt die Verantwortung allein beim Tourengeher. Es sind aber immer noch viele trotz der Sperre auf der Piste unterwegs.
Ein Winter mit wenig Schnee ist in Zukunft ja nicht ausgeschlossen. Was kann man tun, wenn das Problem erneut so dramatisch wird?
Im letzten Jahr hatten wir einen Ausnahmewinter, auch die Sportindustrie verzeichnete einen hohen Anteil der Verkaufszahlen bei der Tourenausrüstung. Das war schon eine extreme Situation, die in dieser Form nicht so schnell wieder zu erwarten ist. Wenn die Probleme aber erneut in Massen auftreten sollten, müssen wir aus Sicherheitsgründen eingreifen.
Lesen Sie hier Teil 2 des Interviews zu den Weltcup-Vorbereitungen in Flachau.
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