Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort
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"Am Anfang war das Wort (= griech. logos) und das Wort war bei Gott" - so beginnt das Evangelium nach Johannes in der Bibel. Selbst Goethe beschäftigte sich intensiv mit diesem Satz, da "logos" gleichzeitig auch Rede, Inhalt, Geist, Hervorbringen und Vernunft bedeutet.
Eine interessante Parallele gibt es dazu in der gemanischen Mythologie. Hier ist es die Göttin Urd, deren Name sowohl "Wort" als auch "Ewigkeit" bedeutet. Urd gehört zu den drei Nornen, den Schicksalsgöttinnen. Wenn man Urd als Norne der Vergangenheit bezeichnet, dann ist das Wort „Vergangenheit“ fast zu kurz gegriffen. Denn Urd gilt als ist die Göttin des ersten Schöpfungsimpulses.
Urd - ihr Wort ist Beginn und hat auch die letzte Gültigkeit. Das althochdeutsche „Wurt“ auf altenglisch „wyrd“ heißt auch Schicksal. Dies bedeutet aber nicht, dass das Schicksal eine von fremder Hand festgelegte und starre „Bestimmung“ ist. Es wird damit vielmehr ein dynamisches Werden bezeichnet, das sich immer wieder gestaltet und aus seinen Ursachen hervorbringt. Urd symbolisiert also das, was schon da ist.
Der gebräuchlichste heutige Ausdruck für das Schicksals, wie wir es verstehen, ist das englische Wort „wyrd“, das auch in Urd vorhanden ist. Es ist das ewige Werden, das durch die Hände der Nornen geht, aber auch ihre Macht übersteigt. Daher wäre es sinnlos, die Nornen um Hilfe anzurufen. Man kann sie nur respektieren und das Schicksal, das sie zuteilen und das sich aus Urd gebildet hat, bewusst annehmen, leben und ausformen.

Eine altenglische Bezeichnung für die Nornen war auch „Weird Sisters“ = sonderbare, unheimliche, bizarre Schwestern, die auch bei Shakespeares Macbeth als solche vorkommen.

Urd ist als älteste der drei Nornen, eine Personifizierung der Wirklichkeit. Und obwohl das Wort als göttlich angesehen wird, ist das Göttiche so heilig, dass es oft nicht benannt werden darf, weil es dadurch klein und beherrschbar gemacht wird - ein Gegenstand der menschlichen Begrifflichkeit. Die "Namen" der Göttinnen und Götter sind oft deswegen keine Eigennamen, sondern eine Bezeichnung ihrer Eigenschaften. z.B. Percht = die Strahlende, Stampe = die Stampfende.

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