Messihaus in Tannheim
Desolates Erbe: Ein Haus wie ein Albtraum

- Die Zustände im Haus sind prekär. Die Räumlichkeiten sind mit Unrat gefüllt.
- Foto: Bamgbala/privat
- hochgeladen von Günther Reichel
Ein Schreiben an unsere Redaktion, dazu ein Aufruf zur Unterstützung im Internet: Eine junge Tannheimerin weiß nicht mehr weiter. Ihr Erbe droht ihr über den Kopf zu wachsen.
TANNHEIM. Von der Oma ein altes Bauernhaus mit rund 1000 Quadratmetern Grund drumherum mitten in einer schmucken Tourismusgemeinde zu erben - es soll einem nichts Schlimmeres widerfahren, möchte man meinen.
Julienne Herz* (Hinweis: der Name wurde auf Wunsch der betroffenen Person geändert, der richtige Name ist der Redaktion bekannt) sieht das wohl mit gemischten Gefühlen. Sie hat ein Bauernhaus in Tannheim geerbt, die Geschichte, die damit verbunden ist, fällt allerdings unter die Rubrik "unglaublich".

- Auch am Gelände schaut es verheerend aus, das Gebäude ist baufällig.
- Foto: Bamgbala/privat
- hochgeladen von Günther Reichel
Das Haus steht vor dem Verfall
"Mein geerbtes Haus – mein Eigentum – steht überfüllt, beschädigt und kurz vor dem vollständigen Verfall", schildert Herz* auf der Internet-Seite "gofundme", wo um Unterstützung geworben wird, die Situation.
Es werden familiäre Hintergründe genannt, welche zu diesem, wie Herz* es selbst formuliert, "Albtraum" geführt haben. Gegenwärtig sei es ihr jedenfalls nicht möglich, über ihr Haus zu verfügen. Innerfamiliäre Streitigkeiten liegen dem zugrunde.
"Die nötigen Schritte – Entrümpelung, Sanierung, juristische Klärung – sind dringlich. Aber ich kann sie nicht alleine bewältigen", schreibt die junge Frau im Spendenaufruf.
Jetzt mache auch noch die Gemeinde Druck, "weil der verwahrloste Zustand das Bild des Ortes stark beeinträchtigt."
Unrat türmt sich am Grundstück
Tatsächlich ist das Haus ein Ärgernis und Sicherheitsrisiko in der Gemeinde. Alles ist zugemüllt. Der Unrat türmt sich vor und im Haus meterhoch. Die Räume sind voll mit alten Kleidern, Möbeln, Lampen, Schirmen, diversen Gerätschaften udgl.. Fenster und Türen sind regelrecht verbarrikadiert mit Unrat. Ein Sicherheitsrisiko allgemeiner Art und ein "Horror" in Sachen Brandschutz. Und das alles mitten im Ort - direkt an der Straße gelegen, nur wenige Meter von einer Tankstelle entfernt.
Unterstützung durch Freunde
Die Hausbesitzerin, die in Wien studiert, kann die Sache alleine nicht mehr bewältigen. Unterstützung bekommt sie inzwischen von Freunden. Chantal Bamgbala hat die Sache in die Hand genommen, die genannte Spendenaktion ins Leben gerufen und gemeinsam mit Herz* begonnen, für Ordnung zu sorgen. Außerdem hat sie sich an die MeinBezirk-Redaktion mit der Bitte gewandt, die Sache öffentlich zu machen und so die Spendenaktion zu pushen.
Spendenaktion läuft
Mit den Spenden sollen bereits angefallene Rechnungen beglichen und künftige Kosten gedeckt werden. Zudem besteht die Hoffnung, dass sich vielleicht auch Freiwillige finden, welche beim Aufräumen helfen (Link zum Spendenaufruf am Ende des Beitrags).

- Teilweise sind die Räume bis unter die Decke zugemüllt.
- Foto: Bamgbala/privat
- hochgeladen von Günther Reichel
Finanzielle Herausforderung
Tatsächlich sind die bislang angefallenen Rechnungen sicher nicht die letzten Kosten, welche die junge Hauseigentümerin zu bestreiten hat. Inzwischen gibt es nämlich einen rechtskräftigen Abbruchbescheid für einen Teil der Liegenschaft und auch die Räumung muss weitergehen. Hinzu kommt, dass sich das Objekt ohne Investitionen nie mehr nutzen lässt.
"Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als endlich mein Eigentum zurückzuerhalten und wieder frei über mein Leben verfügen zu können. Doch ohne eure Hilfe schaffe ich es nicht",
bittet Julienne Herz* am Ende des Spendenaufrufs eindringlich um Unterstützung.
Dauerthema in der Gemeinde
Bürgermeister Harald Kleiner verfolgt das Geschehen seit vielen Jahren intensiv. Schon sein Vorgänger war mit der Thematik befasst, jetzt ist Kleiner als Gemeindechef zuständig.
Er wertet positiv, dass inzwischen Bewegung in die Angelegenheit gekommen ist. Vorwürfe gegen die Gemeinde lässt er nicht gelten. Die Missstände seien seit Jahren bekannt, aber es sei nicht viel passiert, im Gegenteil: "Die Situation ist immer schlechter geworden", schildert er seine Wahrnehmung. Für ihn ist klar, dass die Hauseigentümerin in der Verantwortung steht, und sonst niemand. Das sei auch in Gerichtsverfahren so entschieden worden.

- Bürgermeister Harald Kleiner ist schon lange mit der Angelegenheit befasst.
- Foto: Reichel
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Teile des Hauses müssen weg
Aufgrund des desolaten Zustandes des Gebäudes gibt es inzwischen einen rechtskräftigen Abbruchbescheid. Bis Ende des Jahres ist dieser umzusetzen. Außerdem muss das Objekt wegen geltender, aber nicht erfüllter Brandschutzrichtlinien weiter geräumt werden. Alles viel Arbeit, die auch viel Geld kosten wird.
Ob sich das alles mit Spendengeldern bezahlen lässt, kann Bürgermeister Kleiner nicht beurteilen. "Aber ein Anwesen mit 1000 Quadratmeter Grund mitten in Tannheim ist ja was wert", hält er fest. Mit dem Verkauf ließen sich die Kosten vermutlich begleichen.
Eigentümerin hat eigene Pläne
Aber die Eigentümerin hat andere Pläne. Basierend auf ihren Erfahrungen möchte sie einen sicheren Raum für Menschen schaffen, die selbst in prekären Lebenssituationen leben. Julienne Herz* schwebt ein "Ort der Ruhe, Perspektive und Stabilität" vor, "für alle, die ihn brauchen." Wie es scheint, ist es bis dahin aber noch ein sehr weiter und äußerst steiniger Weg.
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Zur Sache
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- Gemeinde schickte Entsorgungsfirma
[/b]Die Gemeinde Tannheim ist schon seit vielen Jahren in der Sache aktiv. Weil "Gefahr in Verzug" bestand, wurde u.a. eine Entsorgungsfirma beauftragt, Teile des Unrats wegzuräumen. Die Kosten von 15.000 Euro wurden der jungen Hausbesitzerin in Rechnung gestellt.
- Existenzbedrohende Zahlung
"Eine Summe, die für eine junge Studentin schlicht existenzbedrohend ist", wie Freundin Chantal Bamgbala gegenüber unserer Redaktion festhält. Und sie ergänzt: "Inzwischen stehen Pfändungsankündigungen vor ihrer Wohnungstür, während sie sich nicht einmal einen Anwalt leisten kann, um sich juristisch zu wehren."
"Sie ist nicht Täterin, sondern Opfer – und wird dennoch von den Behörden behandelt, als wäre sie verantwortlich für das Chaos, das andere angerichtet haben."
Chantal Bamgbala
- Bürgermeister hat selbst angepackt
Bürgermeister Harald Kleiner weist Vorwürfe gegen die Gemeinde zurück. Aus Sicherheitsgründen habe es gar keine andere Möglichkeit gegeben, als eine Entsorgungsunternehmen mit der Entrümpelung zu beauftragen und die Rechnung an die Hausbesitzerin zu schicken.
"Um die Kosten einzugrenzen, hab` ich selbst vier Tage freiwillig geholfen. Hätte ich Gemeindearbeiter geschickt, müssten wir das in Rechnung stellen. Meine Unterstützung war kostenlos," erzählt Kleiner.
Die Gemeinde ermöglichte es der Hausbesitzerin außerdem, den Spendenaufruf über die Gemeindehomepage im Ort zu verbreiten. "Wir sind an einer Lösung sehr interessiert, aber jetzt muss endlich ein rechtskonformer Zustand her."
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Spendenaufruf
Auf der Internetseite "gofundme" wurde ein Spendenaufruf zugunsten von Julienne Herz* gestartet. Wer die junge Frau unterstützen will, kann hier finanzielle Unterstützung gewähren und weitere Informationen finden (Suchbegriff: Julienne Herz).
Hinweis
* Der Name wurde auf Wunsch der betroffenen Person auf *Julienne Herz geändert, der richtige Name ist der Redaktion bekannt.
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