Die große Faszination des Feuers

Karl-Heinz Somweber zeigt uns den Feuerplatz seines Vereins, den er von seinem Balkon aus sehen kann.
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  • Karl-Heinz Somweber zeigt uns den Feuerplatz seines Vereins, den er von seinem Balkon aus sehen kann.
  • hochgeladen von Elisabeth Rosen

EHRWALD (lr). Sie üben eine unnachahmliche Faszination auf tausende von Menschen aus - die Bergfeuer rund um Ehrwald, Lermoos und Biberwier ziehen jedes Jahr zahlreiche Zuschauer in ihren Bann. So wurden sie sogar zum UNESCO-Kulturerbe Österrreichs ernannt.
Doch auch die Menschen, die hinter den brennenden Kunstwerken stehen, hat die Faszination des Feuers fest im Griff. Einer von ihnen ist Karl-Heinz Somweber. Er ist Obmann eines Vereins, der diese besonderen Flammenbilder baut. „Wir sind eine Gruppe von vielen, die alle von der Bergrettung koordiniert werden,“ erklärt der Tischler aus Ehrwald.
Er selbst ist schon seit 35 Jahren dabei: „Mit 14 habe ich das zum ersten Mal gemacht. Schon meine Eltern waren bei den Bergfeuern.“ Und diese Begeisterung hat ihn nicht mehr losgelassen. „Ein besonderer Reiz ist jedes Mal, ob es uns gelungen ist,“ erzählt Somweber. „Dabei ist es gar nicht so wichtig, dass das Bild perfekt ist, sondern dass es von den Zuschauern unten erkannt wird.“ Und bisher ist das dem 40-köpfigen Verein auch noch jedes Mal gelungen.
Daher hat er auch schon auswärts, wie in St. Moritz, Lech oder Garmisch, seine Flammenbilder gebaut.

Alle arbeiten mit

Das erfordert natürlich einiges an Vorarbeit, wie der Obmann erklärt: „Wir arbeiten vor allem an den Wochenenden und nach Feierabend, aber den Tag, an dem die Feuer entzündet werden, halten wir uns natürlich frei.“ Schon zwei Monate vorher muss das Motiv ausgewählt werden und entsprechend verzerrtwerden, damit es von unten trotz der Formationen des Berges erkannt wird. Heuer hatte sich der Verein für eine Mariendarstellung entschieden.
„Eine Woche vorher beginnt dann die Arbeit mit dem Füllen der Säcke. Da helfen alle zusammen,“ fährt Somweber fort. Sägemehl wird mit Rapsöl vermischt und abgefüllt. Diese Säcke müssen dann zu Fuß mit der Kraxe zum Feuerplatz transportiert werden. „Das geht nicht anders. Meist muss jeder von uns etwa zwei Mal hinaufsteigen.“
Ein einzelnes Bild besteht aus rund 600 Feuerstellen - also knapp 800 kg Sägemehl. Schon um neun Uhr morgens sind die Mitglieder am Berg und verteilen die Säcke. „Das dauert bis etwa 17 Uhr, danach müssen wir bis 22 Uhr warten.“ Denn erst dann werden die Feuer alle gemeinsam entzündet und das atemberaubende Spektakel beginnt, das nur 45 Minuten dauert. Die Wartezeit vertreibt sich der Verein mit gemütlichem Grillen. Sogar Hummer wurde in luftigen Höhen bereits verspeist. „Die Kameradschaft im Verein ist sehr gut,“ ist Somweber begeistert.

Risiko

Mitten in der Nacht mit einer Fackel am Berg - das ist nicht ungefährlich, wie Somweber bestätigt: „Vor allem der rutschende Schotter ist gefährlich, da man in der Nacht nichts sieht.“ Mit kann nur, wer wirklich trittsicher ist. Trotzdem kann immer etwas passieren. Auch heuer verletzte sich ein Mitglied am Fuß und musste von seinen Kameraden ins Tal getragen werden.
Wenn das Bild brennt, trifft man sich zum Abstieg. Unten angekommen, merken die Feuerkünstler dann, ob das Bild gelungen ist: „ Wenn die Leute uns empfangen, wird geklatscht und gratuliert. Das freut uns immer besonders.“
Natürlich kann man dieses Hobby nicht ewig machen, und auch Somweber will in einigen Jahren aufhören. Dann sind die Jungen dran - und die stehen schon in den Startlöchern. Nachwuchsprobleme gibt es hier keine. „Die Jugend wird immer stärker. Und sie ist mit viel Eifer bei der Sache. Ich muss ihnen nur ein-, zweimal zeigen, wie es geht, und schon machen sie es selber,“ ist Somweber stolz. Gerne teilt er sein Wissen und seine Erfahrungen mit der nächsten Generation. „Aber alle Geheimnisse verrate ich nicht,“ schmunzelt er.

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