Chance oder existenzbedrohend?
FuZo im Untermarkt ist für heuer vom Tisch

Wenn keine Autos zu sehen sind, wirkt der Untermarkt schon jetzt (fast) wie eine Fußgängerzone. Zumeist sind hier aber viele Autos unterwegs. | Foto: Reichel
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Es schien alles "auf Schiene", jetzt ist klar: Das mit der Fußgängerzone im Reuttener Untermarkt wird nichts, jedenfalls nicht heuer. Die Gemeinde setzt zunächst auf eine "verbesserte" Begegnungszone.

REUTTE. Aber alles der Reihe nach. Seit viele Jahren wird über die Einrichtung einer Fußgängerzone (FuZo) im Reuttener Untermarkt geredet. Mit der Neugestaltung des Ortsteiles flammte die Debatte wieder auf, zur Umsetzung kam es aber nicht, alternativ wurde eine Begegnungszone geschaffen.

Wunsch wurde immer lauter

Zunehmend machte sich der Wunsch breit, den Untermarkt als Fußgängerzone auszuweisen, wenn nicht ganzjährig, dann zumindest temporär. Die Debatte nahm Fahrt auf, seitens der Gemeinde glaubte man vermehrt Zustimmung wahrzunehmen, auch seitens der Kaufmannschaft Reutte.
Dann waren es die Grünen, die Mitte März 2023 eine Antrag im Gemeinderat einbrachten. Der wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen und zur weiteren Bearbeitung aller notwendigen Details an den Ausschuss für Standortentwicklung weitergegeben. Ziel war es, ab 1. Juni 2023 eine temporäre FuZu zu errichten.

Existenzängste sind groß

Jetzt ist alles anders. "Wir waren uns einig, das Experiment zu wagen", sagte Bürgermeister Günter Salchner am Donnerstagabend im Gemeinderat. Letztlich sei das Spannungsfeld zwischen den Interessen der Bevölkuerng und den Existenzängsten des Handels aber zu groß. Anders formuliert: Die Fußgängerzone kommt nicht, jedenfalls nicht heuer.

Ein Sturm der Entrüstung

Salchner berichtete von einem "Sturm der Entrüstung" unter den Kaufleuten. Und davon, dass sich im Zuge der Diskussionen gezeigt habe, dass sich der im Untermarkt ansässige Gastrobereich duchaus für die autofreie Zone erwärmen könnte, der Handel aber "extrem dagegen" sei.

Ein ambitionierter Fahrplan

Die Einrichtung der FuZo noch in diesem Jahr sei von vorne herein ein sehr ambitioniertes Anliegen gewesen. Rasch habe sich gezeigt, dass der für ein solches Unterfangen notwendige Gutachter - einen solchen braucht es um eine Verordnung erlassen zu können - nicht aufzutreiben war. Schon alleine dieser Umstand macht die Umsetzung für heuer unrealistisch. Für Salchner geht es aber um mehr: "Wir müssen abwägen, welches Modell wir wollen."
Vieles ist denkbar: Ganzjährig. Temporär im Sommer ganztags. Temporär nur zu bestimmten Tageszeiten. Nur an Wochenenden...
Und dann gibt es noch die Überlegung, die derzeit geltende Begegnungszone durch begleitende Maßnahmen attraktiver zu machen und dadurch den Untermarkt aufzuwerten. Man brauche eine Evolution und keine Revolution, so der Gemeindechef.

Viele unnotwendige Fahrten

Grünen-Chefin Margit Dablander zeigte sich enttäuscht, man nehme die Ängste der Kaufleute aber Ernst. Dass der Autoverkehr dem Handel tatsächlich auch Umsatz bringt, zweifelt sie jedoch an: "Viele fahren durch den Untermarkt, ohne hier etwas einzukaufen oder etwas zu konsumieren." Man sollte vielleicht einmal ein Zählung durchführen, regte Dablander an. Aus Gesprächen mit ansässigen Händlern wisse sie außerdem, dass es während der Umbauphase, also in der langen Zeit, in der man den Untermarkt nicht anfahren konnte, keine Umsatzrückgänge gegeben habe.

Argumente hören

ÖVP-Fraktionsführer Klaus Schimana stellte sich hinter die Kaufmannschaft. Man müsse die Argumente der Kaufleute in dieser Frage hören. Den Vorwurf, die Kaufmannschaft entscheide in Reutte über die Geschicke der Gemeinde, wie er zuletzt immer wieder einmal zu hören war, wies Schimana zurück: "Das stimmt nicht!"

Was jetzt passiert

Das Thema Fußgängerzone ist für heuer erst einmal vom Tisch. Was kommt, sind Maßnahmen im Bereich der Begegnungszone. Bürgermeister Salchner kündigte neuen Blumenschmuck zur Attraktivierung des Ortsteiles an, sowie das Streichen von sechs Parkplätzen, was der Verkehrsberuhigung dienlich sein soll. Weitgehend einig ist man sich, dass die Maßnahmen der Begegnungszone langsam greifen. Die Bevölkerung lerne allmählich, damit umzugehen. Auch das schaffe Attraktivität und bringe eine gewisse Verkehrsberuhigung mit sich.

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