Soziallandschaft im Außerfern
Mehr Hilfe, wenn daheim Gefahr droht

Fototermin am Ende der Pressekonferenz: v.l: Katharina Rumpf, Eva Pawlata und Martin Vindl. | Foto: Reichel
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Frauen, die von Gewalt bedroht sind, Kinder, deren soziales Umfeld einfach nicht passt. All das gibt es auch bei uns. 570.000 Euro nimmt das Land Tirol in die Hand, um Verbesserungen zu schaffen.

REUTTE. Das neue Jahr beschert dem Bezirk Reutte wichtige Neuerungen im Bereich der Soziallandschaft. Was sehr "trocken" klingt ist in Wahrheit von großer Bedeutung.

Im Anschluss an einen Besuch von Landesrätin Eva Pawlata im vergangenen Jahr schickten Bezirkshauptfrau Kathaina Rumpf und der Leiter der hiesigen Kinder- und Jugendhilfe, Martin Vindl, eine Liste mit den dringendsten Notwendigkeiten im sozialen Bereich nach Innsbruck:

  • Verbesserungen in der Kinder- und Jugendhilfe für Betreuung innerhalb des Bezirks
  • Schulsozialarbeit an zwei Mittelschulen und der Polytechnischen Schule in Reutte
  • Übergangswohnung für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder

In der Folge wurden die erforderlichen Schritte eingeleitet. Am weitesten ist man im Bereich der Schulsozialarbeit. Das neue Angebot wurde mit Jänner gestartet.

Umsetzung unterschiedlich weit

In den beiden anderen Bereichen ist man noch nicht so weit, aber die Weichen sind gestellt. So soll es schnellstmöglich eine Frauenschutzwohnung im Bezirk Reutte geben. Hier sollen Frauen, bei Bedarf auch mit ihren Kindern, vorübergehend eine Bleibe bekommen, wenn es daheim in den eigenen vier Wänden "brenzlig" wird.
Dieses Angebot ist mit den Möglichkeiten der Frauenschutzzentren nicht ganz vergleichbar, bilde aber eine wichtige erste Anlaufstelle für Frauen, die von Gewalt bedroht sind. 
Und solche Fälle gibt es auch bei uns immer wieder. Bislang müssen bedrohte Frauen dann in andere Bezirke ausweichen. Das macht es den Betroffenen schwer, das Angebot anzunehmen. Mit einer Unterbringungsmöglichkeit im Bezirk hofft man, besser helfen zu können. Die notwendigen Gelder stehen bereit, noch fehlt die geeignete Unterkunft. Die, so hofft man, soll bald gefunden werden.

Es fehlt an Räumlichkeiten

Fehlende Räumlichkeiten sind auch der Grund, warum es die Unterbringungsmöglichkeit im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe noch nicht gibt. Angedacht ist eine Art Wohngemeinschaft, in der bis zu fünf Kinder bzw. Jugendliche zeitgleich wohnen können. 
Im Moment sind es durchschnittlich zehn Minderjährige aus dem Außerfern, die in anderen Regionen in Tirol, bzw. ebenso im grenznahen Allgäu untergebracht werden müssen, weil das soziale Umfeld daheim nicht passt. 
Auch hier läuft de Wohnungssuche. Pawlata, Rumpf und Vindl sind guter Dinge, dass das Angebot zeitnah starten kann.

Stellungnahmen

Landesrätin Eva Pawlata | Foto: Reichel

„Es ist mir ein Anliegen, die Soziallandschaft in Tirol flächendeckend in allen Regionen auszubauen. Von zentraler Bedeutung sind dabei Einrichtungen, die dem Schutz von Kindern und Jugendlichen sowie von Frauen dienen. In vielen Fällen ist häusliche Gewalt die Ursache dafür, dass sie in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher sind. Hier braucht es niederschwellige Hilfs- und Unterstützungsangebote. Eine Regionalisierung dieser Angebote ist insofern wichtig, da sie Betroffenen die Wahl ermöglicht: Sie können eine größere Distanz zu ihrem Wohnort einnehmen, aber auch im gewohnten Umfeld bleiben, was viele Vorteile mit sich bringt.“
Landesrätin Eva Pawlata

Bezirkshauptfrau Katharina Rumpf | Foto: Reichel

„Werden Kinder und Jugendliche jenseits des Fernpasses betreut, bedeutet das einen vollständigen Abbruch der bisherigen sozialen Beziehungen: Sie müssen die Schule wechseln, verlieren Freundinnen und Freunde sowie wertvolle Ressourcen in Vereinen oder der Verwandtschaft. Seit Jahren setzen wir uns daher für Betreuungsmöglichkeiten im Bezirk Reutte ein. Eine vergleichbare Situation ergibt sich bei häuslicher Gewalt. Auch hier sind regionale Schutzräume essentiell. Wir freuen uns daher sehr über die anstehenden Maßnahmen. Ein Meilenstein in der psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen ist durch den Start der Schulsozialarbeit bereits gelungen.“
Bezirkshauptfrau Katharina Rumpf

Martin Vindl, Leiter der Kinder- und Jugendhilfe | Foto: Reichel
  • Martin Vindl, Leiter der Kinder- und Jugendhilfe
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„2023 verzeichneten wir im Bezirk Reutte im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von über 30 Prozent bei Gefährdungsmeldungen. Der Großteil entstammt vorangegangenen Vorfällen von Gewalt in der Privatsphäre. Es kam dort also in der Vergangenheit bereits zu Wegweisungen bzw. der Aussprache von Annäherungs- und Betretungsverboten."
Martin Vindl, Leiter der Kinder- und Jugendhilfe Reutte

Zur Sache

SCHUSO nun auch in Reutte präsent

  • Die SCHUSO – Schulsozialarbeit Tirol fördert und unterstützt Kinder und Jugendliche als niederschwellige Anlaufstelle vor Ort im Lebensraum Schule und schützt sie vor Gewalt und Diskriminierung. Mit Beginn des Schuljahres 2023/24 wurde die Schulsozialarbeit an 80 Schulstandorten in 30 Tiroler Gemeinden genehmigt. Noch diesen Monat startet das Angebot erstmals auch in Reutte: Zwei SchulsozialarbeiterInnen sind künftig an der Mittelschule und Sportmittelschule Königsweg Reutte (MSK Reutte), der Mittelschule Untermarkt Reutte (MSU Reutte) und der Polytechnischen Schule Reutte (PTS Reutte) tätig. Insgesamt stellt das Land Tirol für den tirolweiten Ausbau der Schulsozialarbeit bis zum Jahr 2026 rund 1,2 Millionen Euro zur Verfügung.

Sicherheit und Schutz bei Gewalt

  • Eine weitere Maßnahme umfasst den Bereich des Opferschutzes: So soll 2024 in Reutte eine Übergangswohnung für von Gewalt betroffene Frauen sowie deren Kinder entstehen. Damit wird die erste Schutzunterkunft im Bezirk Reutte geschaffen. Tirolweit stehen aktuell 34 Plätze für Frauen und 41 Plätze für Kinder in den insgesamt vier Frauenhäusern im Raum Innsbruck (zwei Einrichtungen) sowie im Ober- und Unterland (je eine Einrichtung) zur Verfügung. Dazu kommen weitere 30 Plätze für Frauen und 57 Plätze für Kinder in Übergangswohnungen in Tirol.

Die Finanzierung

  • Finanziert wird die neue Schutzunterkunft aus dem Zuschuss des Bundes, mit dem bis zum Jahr 2027 sieben neue Frauenplätze mit mindestens je einem Kinderplatz in Tirol neu ausgebaut werden sollen (mehr dazu lesen Sie hier). Österreichweit stehen für den Ausbau und Erhalt von Frauen- und Kinderplätzen sowie für Beratungs- und Betreuungsleistungen insbesondere in Übergangswohnungen bis 2027 zwölf Millionen Euro zur Verfügung.

Besser informiert

Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter www.meinbezirk.at

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