Nachtdienst in Reutte

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Während viele Außerferner bereits schlafen gehen, geht für die Beamten im Nachtdienst die Arbeit erst los. Das Bezirksblatt Reutte bekam die Möglichkeit, einen solchen Dienst hautnah mitzuerleben.

REUTTE (lr). An einem Freitag um 22 Uhr treffe ich bei der Polizeidienststelle Reutte ein. Die Beamten wirken entspannt - die Nacht ist also noch ruhig. In einer kurzen Vorbesprechung erhalte ich einen Einblick in das Geschehen des Nachtdienstes. Im Bezirk sind in der Nacht drei Sektorstreifen unterwegs. Jeweils zwei Beamte sind für das Tannheimer Tal, den Talkessel bis Vils und dem Lechtal und Zwischentoren zuständig. Am Wochenende wird allerdings eine zusätzliche Streife benötigt.

Im Laufe der Nacht kontrollieren sie einbruchgefährdete Gebäude, die Hauptverkehrsrouten und bearbeiten Anlassfälle. Verkehrskontrollen und besonders am Wochenende Alkoholkontrollen sind essentiell. Unter anderem werden dabei gestohlene Fahrzeuge und flüchtige Personen aufgespürt.

Bei eingehenden Notrufen sind die Beamten natürlich sofort zur Stelle. So gelang es vor etwa zwei Jahren, die Täter eines bewaffneten Raubüberfalls auf die Jet-Tankstelle in Reutte binnen eineinhalb Stunden festzunehmen.

Koordination
Auf der Polizeidienststelle lerne ich zwei weitere Beamte kennen, die die Streifen koordinieren und Notrufe entgegennehmen. Sie kontrollieren auch mittels der Videoüberwachung die Geschehnisse in der Lindenstraße, doch um diese Zeit ist es sogar in der „berüchtigtsten“ Straße Reuttes noch ruhig.

Während der Nacht gehen die unterschiedlichsten Notrufe ein, und manchmal ist es gar nicht so einfach, von den aufgeregten Leuten die richtige Information zu bekommen. An einen außergewöhnlichen Notruf kann sich Insp. Kurt Greuter, der heute in der Bezirksleitstelle seinen Dienst tut, erinnern: „Ein Paar aus England hatte mitten in der Nacht einen Unfall auf dem Biberkopf. Da der Mann mit seinem Handy den Notruf scheinbar nicht erreichen konnte, musste er seine Mutter in London benachrichtigen. Sie gab schließlich den Notruf ab, und das Paar konnte geborgen werden.“

Herausforderung
Jetzt geht es auf Streife und mir wird klar, dass es ernst wird, denn ob etwas passiert, ist nie vorauszusagen. Insp. Julia Dalpra, die erst vor kurzem ihre theoretische Ausbildung beendet hat, und Bezirksinspektor Harald Wagner darf ich heute Nacht begleiten.

Gleich zu Beginn positionieren wir uns vor der Feuerwehrhalle in Reutte. An diesem Freitag ist in Lechaschau die traditionelle Schafschied, und da ist durchaus mit alkoholisierten Lenkern und Schlägereien zu rechnen. Unerwarteterweise tritt aber nicht ein Fall auf. Ich nutze die Zeit, um mich mit den beiden Beamten über den Nachtdienst zu unterhalten. „Die Herausforderung des Nachtdienstes liegt darin, dass man mit weniger Beamten anspruchsvollere Anlassfälle bearbeiten muss,“ meint Bezirksinspektor Harald Wagner. Immerhin haben sie einen relativ großen sicherheitsdienstlichen Bereich abzudecken. In der Nacht ist einerseits der Alkoholkonsum höher, was zu höherer Gewaltbereitschaft und Eskalationen führt. Andererseits ist die Dunkelheit, zum Beispiel bei einer Gebäudeüberprüfung, ein Unsicherheitsfaktor, der die Arbeit erschwert.

Zu zweit ein Bierzelt zu betreten, in dem gerade eine Schlägerei stattfindet, ist ein gefährlicher Einsatz. Ich bekomme einen Eindruck an unserer nächsten Station, dem Festzelt in Lechaschau. Zwar wird hier nur Anwesenheit demonstriert, doch das genügt schon, um die meisten ruhig zu halten. Fast ehrfürchtig werden die Beamten beobachtet und der eine oder andere überlegt sich, ob es nicht besser wäre, mit dem Taxi nach Hause zu fahren.

Dienstschluss
Mitten in der Nacht endet mein „Dienst“. Ich bin froh endlich ins Bett zu kommen, doch meine „Kollegen“ haben noch bis 8 Uhr Dienst. In den frühen Morgenstunden wird die Arbeit dann besonders anstrengend. Der Alkoholisierungsgrad ist bei vielen auf einem Höhepunkt und die Aggression steigt. Daneben passieren gerade in dieser Zeit die meisten Einbrüche. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, müssen die Beamten hellwach sein und die Nerven behalten, wobei vor allem Kaffee und die Gespräche mit den Kollegen helfen.

Für mich war es eine interessante Exkursion, die mich zu der Überzeugung gebracht hat, dass Reutte beruhigt schlafen kann.

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