Spannende Erstbegehung im Wettersteinmassiv

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EHRWALD (rei). Michael Wohlleben ist zufrieden. Gemeinsam mit seinem Partner Joachim Feger durchstieg der Deutsche kürzlich im Wettersteinmassiv die Westwand des Schneefernerkopfs. Das ist jene Felsformation, die aus Sicht der Zugspitzregion besonders markant in die Höhe ragt - immerhin 2875 Meter hat man am Ende erreicht, wenn man dort oben steht.
Es war die Erstbegehung dieser Route, wie der deutsche Kletterer versichert. Er nennt die Klettertour „Optimist 1300/M6“: „Es war der reinste Stil einer Erstbegehung, also von unten im ersten Versuch, ohne Bohrhaken.“
Den Namen Optimist gab Wohlleben der Route, weil er erst zwei Monate zuvor bei einem Absturz mit dem Gleitschirm Wirbel und einen Arm gebrochen hatte. Vier Wochen Bettruhe und ein Reha-Aufenthalt waren die Folge. Da ist es dann schon sehr optimistisch, eine Felswand dieser Höhe und in diesem Schwierigkeitsgrad zu durchsteigen.
Wohlleben und Partner Feger haben es getan. Dass sich die beiden Extremkletterer den Winter für ihr Vorhaben ausgesucht haben, hat einen guten Grund: „Viele denken, dass es sehr brüchig ist. Aber im Winter ist es viel besser, weil Schnee über dem Fels liegt. Nur ein bisschen kälter ist es eben.“
Rückblickend sieht er natürlich die Extreme der Tour: „Die markante Linie hatte ich schon lange im Kopf“, sagte Wohlleben nach seinem Erfolg. „Eine Route in diesem Stil erstzubegehen war schon immer ein kleiner Traum von mir“, so der 24-Jährige. „Nicht superschwer, aber von unten, im ersten Versuch, ohne Bohrhaken und im Winter!“
Nach einem langen Zustieg durch hüfthohen Schnee und einen breiten Latschengürtel stiegen Wohlleben und Feger in die Wand ein. Im brüchigen und schlecht abzusichernden Gelände kamen sie zunächst langsamer voran als gedacht. Mit Stirnlampen kletterten die beiden bis 22:30 Uhr, ehe sie einen sicheren Biwakplatz gefunden hatten.
Nach einer Nacht im Sitzen starteten die Kletterer am nächsten Morgen bereits um 5:00 Uhr und erreichten gegen Mittag die große Schulter der Wand, wo es wie erwartet flacher wurde. Am Ende der Schulter stießen sie auf die Route „Zwischen den Toren“, auf welcher sie nach vier Seillängen aus der Wand ausstiegen. Wenige Minuten später erreichten sie den Gipfel des Schneefernerkopfes.
„Wenn ich mir vorstelle, dass ich ungefähr vor zwei Monaten im Krankenhaus lag und die Ärzte mir nicht sagen konnten, ob ich durch meinen gebrochenen Wirbel jemals wieder laufen kann, bin ich sehr, sehr dankbar“, schrieb Wohlleben wenig später auf Facebook.

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