Nicht rentabel
Stadtlädele "Vogelbaum" in Vils schließt
Der kleine Bürgerladen in Vils schließt nach zwei Jahren wieder. Der Betrieb hat sich einfach nicht rentiert.
VILS (eha). Es war ihr größter Wunsch, den sich Lora Angelova und ihr Ehemann Georgi im November 2020 in Vils erfüllt hatten: ein kleiner Laden, mit Produkten von regionalen Direktvermarktern, der in der Form einer Genossenschaft geführt wird, bei der der Gewinn am Ende des Jahres unter allen Beteiligten verteilt wird. Von den Bürgern für die Bürger. Knapp zwei Jahre später wird das Geschäft geschlossen.
Was sind die Ursachen?
Ihre Vorstellung von einem Genossenschaftsladen haben die beiden gebürtigen Bulgaren am 28. November 2020 Realität werden lassen: "Hereinspaziert" hieß es an diesem Tag, und zahlreiche Menschen warfen einen neugierigen Blick in den Bürgerladen, der im ehemaligen TVB-Büro bei der Gemeinde seinen Platz fand. Zwei Jahre später gibt der Vorstand ihren Kunden nicht nur ein "Auf Wiedersehen" mit auf den Weg, sondern auch den Hinweis darauf, dass der Laden am 31. August 2022 schließen wird. "Es fällt uns natürlich alles andere als leicht", sagt Georgi im Gespräch mit den BezirksBlättern Reutte. Und es sei auch keine Entscheidung gewesen, die "von heute auf morgen" gefällt wurde. Aber die Entwicklungen zwingen sie, zu handeln.
"Die Idee des Bürgerladens ist nur dadurch entstanden, dass der Spar-Markt vor der Schließung stand und die Vilser Bevölkerung keinen Nahversorger mehr gehabt hätte",
sagt Georgi. Doch es kam anders: Kurz vor der Eröffnung des Bürgerladens hat sich der Spar-Markt entschieden zu bleiben, und der "Vogelbaum" fürchtete, nicht weiter bestehen zu können.
"Mit unserem angrenzenden Café, das einzige in der Stadt, wollten wir die Situation ausgleichen, doch dann kam Corona, und wir konnten ein halbes Jahr nicht öffnen. So fehlten schlicht immer mehr die Einnahmen",
bedauert Georgi. Danach kam die 3G-Regelung und das Café ist nie ins Laufen gekommen.
Leider nicht wirtschaftlich
Die Ideen, die Lora und Georgi in diesem Markt umgesetzt haben - bio, regional und unverpackt - seien von den Leuten sehr gut angenommen worden und das Konzept hätte auch viel Lob bekommen.
Dennoch habe ein Umsatz von 350.000 Euro in den fast zwei Jahren nicht ausgereicht, um wirtschaftlich bestehen zu können. Natürlich sei es auch eine Preisfrage.
"Kleine Geschäfte, wie wir es sind, haben nicht die Verhandlungsspannen wie die großen Konzerne. Die Einkaufspreise unserer qualitativen Produkte von kleinen Produzenten sind bereits so hoch, dass die Verkaufspreise schon teuer sind, und das können sich eben nicht alle leisten. Dazu kommt, dass unsere Umsätze nicht so groß sind: verbunden mit den Mitarbeiterkosten für die langen Öffnungszeiten war das Geschäft leider nicht wirtschaftlich"
Wertvolle Erfahrungen
Georgi Angelova blickt mit einem weinenden, aber auch mit einem lachenden Auge zurück: "Ich bereue keinen Tag, und bin froh, es gemacht zu haben. Ich bin reich an Erfahrung geworden, und es entstanden viele gute Beziehungen. Vor allem die menschlichen Begegnungen sind sehr wertvoll, und ich bin sicher, dass dieses Konzept bei dem einen oder anderen ein Umdenken im Einkaufsverhalten bewirken konnten, und auch die Volksschulkinder profitierten von der "gesunden Jause", die mit Spendengeldern von sieben Ehrenamtlichen ein Schuljahr lang zur Verfügung gestellt wurde."
Ein Dank an alle
Abschließend möchten sich die beiden noch ganz herzlich bei der Gemeinde für die günstige Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten bedanken, aber auch bei allen Ehrenamtlichen, dem Team vom Vogelbaum und allen Genossenschaftlern aus Vils, die sie unterstützt, und an das Konzept und die Werte der Gemeinschaft geglaubt haben.
Bis zur Schließung gibt es am 31. August 10 Prozent Rabatt auf alle Lebensmittel. Es werden Küchenutensilien und kleines Inventar ausverkauft.
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