Arbeitsmarkt 2019
Bezirk Reutte hatte niedrigste Arbeitslosenrate von ganz Tirol

AMS-Leiter Klaus Witting legte interessante Zahlen für das vergangene Jahr vor. | Foto: Reichel
  • AMS-Leiter Klaus Witting legte interessante Zahlen für das vergangene Jahr vor.
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AUSSERFERN (rei). Die 2019er Zahlen für den Außerferner Arbeitsmarkt können sich sehen lassen. Die Zahl der unselbständig Berufstätigen stieg um 107 Personen oder 0,8 Prozent auf 13.810 Arbeitsplätze an, zugleich ging allerdings auch die durchschnittliche Zahl an arbeitslosen Menschen nach oben, hier betrug der Zuwachs 1,6 Prozent, in absoluten Zahlen machte das Plus aber gerade einmal neun Personen aus.

Weit aussagekräftiger für Außenstehende ist aber die Arbeitslosenrate. Die betrug 2019 im Bezirk Reutte gerade einmal vier Prozent. "Das ist der niedrigste Wert in Tirol", freut sich der Leiter des Arbeitsmarktservice in Reutte, Klaus Witting. Bei Männer lag dieser Wert mit 3,5 Prozent noch weiter unten, bei Frauen betrug die Arbeitslosenrate im Jahresdurchschnitt 4,6 Prozent.

Unterschiedliche Situationen

Insgesam präsentierte sich der Arbeitsmarkt 2019 also in einem guten Licht. Doch je nach Branche fielen die Detailergebnisse dann doch unterschiedlich aus.
Die Industrie spielt im Außerfern eine besonders wichtige Rolle. Witting weiß hier von einer nfangs stagnierenden und später sogar rückläufigen Auftragslage zu berichten. In Folge dessen sank der Beschäftigenstand, bei Plansee betraf das speziell Leiharbeiter. Multivac meldete wiederum einen hohen Auslastungsgrad, durch Restrukturierungen sei es allerdings zu keimem Personalzuwachs gekommen.

Mangel an Mitarbeitern teilweise sehr ausgeprägt

Ein völlig anderes Bild präsentierte sich im Bau- und Baunebensektor. Hier gibt es einen Arbeitskräftemangel. Dieser sei derart ausgeprägt, dass es Hochbauunternehmen, Installateure, Spengler und Fliesenlegerbetriebe sogar Aufträge abgelehnt hätten.
Auch die Tourismusbranche klagte unter einem Mitarbeitermangel. Der wurde u.a. dadurch verschärft, dass Mitarbeiter die Möglichkeit in andere Branchen zu wechseln, nutzten.
Als Wachstumsbranche in punkto Mitarbeiterbedarf erwies sich einmal mehr der Sozial- und Gesundheitsbereich. "Die Stellenmeldungen zeigen, dass der Bedarf an ausgebildeten Pflegefachkräften bis hin zu Ärzten momentan nicht abgedeckt werden kann", zieht Witting auch hier eine unerfreuliche Bilanz.

Dass es mehr offene Stellen als potentielle Bewerber gibt, davon konnten umgekehrt die Mitarbeiter von Banken nur träumen, der Stellenabbau in der Branche dauerte an. Witting: "Die rückläufige Ertragssituation des Bankensektors, speziell Raiffeisenbank Reutte, war 2019 weiter spürbar und führte zum Verlust von ca. 20 Arbeitsplätzen."
Insgesamt gesehen wurden dem AMS über das Jahr hinweg aber doch deutlich weniger freie Stellen gemeldet, als noch ein Jahr zuvor. 3009 offene Stellen galt es zu besetzen, 188 weniger als im Jahr 2018. Durchschnittlich dauerte es 33 Tage, ehe eine offene Stelle wieder besetzt werden konnte.

Lehrstellenmarkt 2019

Am Lehrstellenmarkt haben sich im Jahresverlauf die Eckdaten deutlich verändert. Die Zahl der durchschnittlich vorgemerkten Lehrstellensuchenden lag bei 15, der Zugang an offenen Lehrstellen lag mit 236 deutlich unter dem Vorjahresniveau.
Die rückläufigen Geburtsraten sind deutlich spürbar. Die weiterführenden Schulen und Lehrbetriebe konkurrieren immer stärker.
Für Jugendliche ergibt sich daraus, dass es „leichter“ wird, einen angestrebten Schul- oder Ausbildungsplatz zu bekommen. In Summe gesehen, verschlechtert sich dadurch die Facharbeitersituation im Allgemeinen. Einige Wirtschaftsbereiche, speziell im Handwerk und Gewerbe und der Tourismus haben dadurch häufiger mit der Facharbeiterproblematik zu kämpfen.

Zur Sache

Arbeitsmarkt im Bezirk Reutte im Jahr 2019 Eckdaten

  • Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote von 4,0% ist der niedrigste Wert in Tirol
  • Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit stieg 2019 gegenüber 2018 um 9 (+1,6%) auf 574 Personen; dadurch errechnet sich eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 4,0% (+/-0%)
  •  Im Durchschnitt waren 271 (+12) Männer und 302 (-3) Frauen arbeitslos gemeldet.
  • Der höchste Vorgemerktenstand an Arbeitslosen wurde im Monat November mit 1308 und der Tiefststand im Monat August mit 285 erreicht.
  • Die Arbeitslosigkeit sank in den Bauberufen, Land- und Forstwirtschaft und Gesundheitsberufen. Sie stieg in den Metallberufen und im Fremdenverkehr.
  •  Im gesamten Jahr 2019 erfolgten beim AMS Reutte insgesamt 4268 (+12) Neuanmeldungen in die Arbeitslosigkeit
  • In der Altersgruppe 50 Jahre und älter stieg die Arbeitslosigkeit am stärksten (+7  / 62).
  • Bei Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft sank die durchschnittliche Arbeitslosigkeit um 1% auf 369 (-4) Personen, bei Nichtösterreichern stieg die Arbeitslosigkeit auf durchschnittlich 204 (+13) Personen.
  • Jede arbeitslose Person war im Durchschnitt 49 Tage (+1) arbeitslos; im Vergleich zu Österreich 121 (-4) Tage.
  • Der statistisch gesehen „Klassische Arbeitslose“ im Bezirk Reutte ist: österreichischer Staatsbürger, weiblich, hat Pflichtschulabschluss, keine abgeschlossene berufliche Ausbildung und war zuletzt in einem Fremdenverkehrsberuf tätig.
  • Im Bezirk Reutte stieg im Jahresdurchschnitt 2019 der Stand der unselbständig Beschäftigten auf 13810 (+107 = +0,8%). Das Beschäftigungswachstum im Bezirk Reutte lag unter dem Tirolwert (+1,5%) bzw. auch unter dem Österreichwert (+1,5%).
  • Ein Blick auf die Beschäftigtendaten des Bezirkes zeigen, dass die Zunahme der unselbständig Beschäftigten bei den Frauen mit 68 stärker anstieg als bei den Männern (39).
  • Der Beschäftigtenhöchststand wurde im Dezember 2019 mit 14615 unselbständig Beschäftigten erreicht.
  • Der Zuwachs der unselbständig Beschäftigten mit Nicht-Österreichischer Staatsbürgerschaft betrug +171 (insgesamt 3442). Vom Beschäftigungszuwachs im Bezirk Reutte profitierten somit hauptsächlich ausländische Staatsbürger.
  • Die Arbeitskräftenachfrage über Stellenmeldungen war im Jahresvergleich rückläufig. So lag die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen bei 3009 (-188).
  • Die meisten Stellenmeldungen erfolgten im Beherbergungs- und Gaststättenwesen mit 1617 (+17), gefolgt von den Metall- und Elektroberufen mit 202 (-14) und den Handelsberufen mit 210 (-14).
  •  Insgesamt waren 3108 (+69) Menschen des Bezirkes, davon 1555 (-9) Frauen und 1553 (+78) Männer, zumindest einmal von Arbeitslosigkeit betroffen. Bei einem Arbeitskräftepotenzial des Bezirkes Reutte von 14.384 Personen bedeutet dies, dass (statistisch) 21,61% dieser Menschen arbeitslos wurden.
  • Bei Personen, die ihr Dienstverhältnis unbegründet auflösten, wurde in 61 Fällen eine Leistungssperre für bis zu 4 Wochen ausgesprochen.
  • Bei Personen die eine Kontrollmeldung nicht einhielten, wurde in 61 Fällen die Geldleistung bis zur Wiedermeldung beim AMS eingestellt.
  •  Bei Personen die eine Arbeitsaufnahme vereitelten oder angebotene Stellen nicht annahmen, wurde in 67 Fällen ein Leistungsausschluss im Ausmaß von 6 bis 8 Wochen ausgesprochen bzw. wurde in 2 Fällen der weitere Leistungsbezug gänzlich eingestellt.
  • Für die Existenzsicherung während der Arbeitslosigkeit wurden für Arbeitslosengeld und Notstandshilfe im Bezirk Reutte € 6.222.557,-- (+ € 354.216,-) ausbezahlt.
  • Für Altersteilzeitgeld (an Betriebe) wurden € 2.649.796.-- (+191.206.--) und zusätzlich für die Teilpension in der erweiterten Altersteilzeit € 114.150.- aufgewendet.
  •  Für Personen, die an Arbeitsstiftungsmaßnahmen teilnahmen, erfolgten Unterstützungszahlungen in der Höhe von € 336.380.--
  • Durch das AMS Reutte wurden im Jahr 2019 für im Bezirk Reutte lebende Menschen insgesamt € 10.507.976,-- (für die Unterstützung während Arbeitslosigkeit, Altersteilzeitgeld, Pensionsvorschuss, Schulungen, Individualförderungen, etc.) aufgewendet.
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