"D´r Gascht“ will verwöhnt werden

Hansruedi Müller, Wolfgang Moosbrugger und Erwin Pfefferkorn lieferten Diskussionsstoff. | Foto: T. Gutheinz
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  • Hansruedi Müller, Wolfgang Moosbrugger und Erwin Pfefferkorn lieferten Diskussionsstoff.
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TANNHEIM (rei). Rund 250 Zuhörer setzten sich kürzlich im Saal Tannheim mit der provokanten Frage „Was goot mi d´r Gascht aa?“ auseinander. In einer vom Tourismus geprägten Region sehr viel, wie die Referenten veranschaulichten. „Tourismus findet nicht für den Gast statt. Es geht nicht darum, dass die Gäste es toll haben. Tourismus passiert in erster Linie für die Einheimischen und entsteht erst durch diese“, fasste Wolfgang Moosbrugger, Geschäftsführer der Tannheimer Bergbahnen und Aufsichtsratsvorsitzender des TVB Tannheimer Tal den Abend am Ende zusammen.
Er hatte zu diesem informativen und gedankenanregenden Abend geladen. Seine Idee war, die Kommunikation zwischen Vermietern, Gastgebern und Bergbahnen zu verbessern.

Düsteres Szenario

Dass das notwendig ist, sollte ein Film veranschaulichen. Dabei wurde ein fiktiver Blick in ein vergleichbares Tal im Jahr 2032 gemacht. Zu sehen gab es Dörfer, die unter der Abwanderung leiden, weil es keine Arbeitsplätze mehr gibt, geschlossene Schulen, verwaiste Pfarren, stillgelegte Lifte und Gasthäuser, unbewirtschaftete Felder und Wiesen.
Der Tourismus im Tannheimer Tal hatte vor 101 Jahren seine Geburtsstunde. Vor 60 Jahren gab es im Tal ein klares „ja“ zum Skisport und zum Bau von Liftanlagen. Seit 30 Jahren setzt man auf Wellness.
Es waren die richtigen Schritte, die man gesetzt hat, davon ist Moosbrugger überzeugt. Doch von nichts kommt bekannter Weise nichts. Hansruedi Müller, Professor an der Uni Bern und Leiter des Forschungsinstituts für Freizeit und Tourismus, erläuterte, was passieren muss, damit das Hochtal auch künftig mit den anderen Destinationen mithalten kann.

Triple AAA des Tourismus

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht für den Schweizer das „Triple AAA“ des Tourismus. Dahinter verbirgt sich eine funktionierende Dienstleistungskette, die vom Gast dreimal bewertet wird: vor dem Urlaub, vor Ort und nach dem Urlaub. „Der Gast wünscht sich ein gut koordiniertes Leistungsbündel“, ist Müller überzeugt. Und der Schweizer erinnerte daran, dass es in letzter Konsequenz der Gast ist, der die Gehälter der Talbewohner zahlt. Und Müller lieferte damit auch die Antwort auf die Frage, „was goot mi d´r Gascht aa?“

Keine Patentlösung

Eine Patentlösung, wie man dauerhaft erfolgreich ist, konnte der Tourismusexperte nicht liefern, aber Schlagworte, welche die Richtung vorgeben: flexibler, spontaner, häufiger, kürzer, billiger, bequemer, sicherer, exotischer, erholsamer, erlebnisreicher. All das verlange der Gast. Wer bestehen will, müsse sich daher permanent und sehr flexibel anpassen.
Einen ganz speziellen Stellenwert nimmt das Thema „Erlebnis“ ein. Hier punktet das Hochtal besonders im Bereich Wandern. Die schönsten Erlebnisse kann der Gast auf den Bergen haben, doch ein nicht unbeträchtlicher Teil bleibt im Tal. Moosbruggers Bitte als Seilbahner und Rat als TVB-Aufsichtsratsvorsitzender: „Schickt die Leute rauf auf die Berge.“ Hier könne der Gast unvergessliche Momente erleben. Und die sind es, welche eine Region touristisch am Leben erhalten.

Hansruedi Müller, Wolfgang Moosbrugger und Erwin Pfefferkorn lieferten Diskussionsstoff. | Foto: T. Gutheinz
Die Veranstaltung im Saal Tannheim war sehr gut besucht. | Foto: T. Gutheinz
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