90er in der Hofburg
Zum Runden geht's bei Richard Lugner wieder rund
In Österreich gibt es fast niemanden, der ihn nicht kennt: Den unermüdlichen "Mörtel", Richard Lugner.
WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Ein Geschäftsmann, wie er im Buche steht: Autorin Andrea Buday erzählte "Die Lugner Story" bereits anlässlich seines 86. Geburtstags auf insgesamt 206 Seiten. Darin gibt sie intime Einblicke in "Mörtels" Leben, so sein Spitzname, und erzählt über Not, Ängste, Sehnsüchte sowie über seine fünf Ehen, vier Kinder und vier Enkel: Richard Lugner hat sich "vom sehr schüchternen Buben zum Top-Unternehmer" entwickelt, "der nicht nur eine Baufirma aus eigener Kraft aufbaute, sondern auch das nach wie vor bekannteste Einkaufscenter betreibt und nicht müde wird".
Auch im stolzen Alter von 90 Jahren steht Richard Lugner jeden Tag in seiner City, um nach dem Rechten zu sehen. Die Verkaufszahlen hat er stets im Blick und für seine Mieterinnen und Mieter hat er immer ein offenes Ohr.
Die BezirksZeitung durfte Richard Lugner in seinem City-Büro in der Gablenzgasse 11 einen Besuch abstatten und dort dürfte die Zeit stehen geblieben sein. Ein alter roter Teppichboden zieht sich durch alle Räume, zahlreiche Fotos der Lugner City von damals und heute hängen neben den Karikaturen Lugners an den Wänden und eine dunkel getönte Glastüre mit goldenem Griff führt in den Warteraum, in dem eine abgesessene helle Ledercouch steht. Unverwüstbar, wie Lugner selbst.
Seine "eigene Stadt"
1987 kaufte er die ehemalige Firma Skolnik und machte daraus die "Lugner City". Der Standort wurde anfangs heftig kritisiert: "Die Lugner City funktioniert deshalb hervorragend, weil sie innerstädtisch liegt, eine gute öffentliche Verkehrsanbindung hat und zu Fuß gut erreichbar ist. Seit die Benzinpreise so hoch sind, kommen mehr Leute zu uns als früher". Rückblickend zeigt er sich mit allem, was er bis jetzt geleistet hat, zufrieden.
Was seiner Meinung nach das Geheimnis seines Erfolges ist? "Die größte Idee war, einen Star zum Opernball einzuladen. Dadurch ist die Lugner City unschlagbar bekannt geworden". Zu seinen Lieblingsgästen zählt Schauspielerin Sophia Loren, die er 1995 in die Oper holte. Wer ihn zum nächsten Opernball begleiten wird, möchte er natürlich noch nicht verraten. Wie er seinen 90er verbringt, allerdings schon.
Gefeiert wird am 15. Oktober in der Wiener Hofburg. Und zwar im historischen Zeremoniensaal mit zahlreichen Wegbegleitern, Freunden und Medienleuten. Der Rummel um seine Person störte ihn nie. Ganz im Gegenteil: "Ich kenne einige, die am See sitzen. Dabei rostet ihnen das Hirn ein und die Vitalität geht verloren. Ich glaube, wenn ich jeden Tag gefordert bin, ist das besser für mich".
Über BP-Wahl und Sonntagsöffnungen
Lugner kandidierte 1998 bei der Bundespräsidentenwahl und hat fast zehn Prozent der Wählerstimmen geholt. Er kandidierte auch 2016 bei der Bundespräsidentenwahl, holte jedoch nur 2,3 Prozent. Bei der Wahl vor sechs Jahren war er der älteste Kandidat der Zweiten Republik. Deshalb wurde er auch nach dem aktuellen BP-Wahlkampf gefragt: "Vor kurzem waren alle sechs Kandidaten im Fernsehen. Außer Van der Bellen. Das verstehe ich nicht, wenn er so gut ist, wie er glaubt, kann er sich auch einer Diskussion stellen. Vielleicht hat er Angst, dass er doch nicht so gut ist. Den Selbstständigen und den Impfgegner mochte ich weniger, alle anderen waren eigentlich in Ordnung".
"Mörtel" kämpfte in der Vergangenheit für die Sonntagsöffnungen in seiner Lugner City, so weit kam es allerdings nie: "Das Ganze ist jetzt wegen meines Geburtstages etwas eingeschlafen. Fakt ist, dass Sonntagsöffnungen in Österreich nicht durchsetzbar sind. Ich wäre dafür, dass man in der Adventzeit zumindest an zwei Sonntagen aufsperren darf. Vor allem am 4. Advent. Da hat sich gezeigt, dass der 23. Dezember der stärkste Einkaufstag ist. Das ganze funktioniert nur, wenn auch die lebensnotwendigen Geschäfte offen sein dürfen. Schließlich wollen die Menschen, wenn dann überall einkaufen können".
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