Verkehrs-Hotspot
Die Schmelzbrücke birgt Gefahr
Täglich wird sie von Autos, Radfahrern und Fußgängern überquert. Einen sicheren Radweg gibt es keinen.
WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Die Schmelzbrücke überquert die Westbahn und verbindet den südlichen mit dem nördlichen Teil des 15. Bezirks. Für Radfahrer stellt die Überquerung eine Herausforderung dar. "Entweder man fährt auf der viel zu schmalen Straße und wird von Autos angehupt oder abgedrängt oder man wählt den Gehsteig und riskiert, von Fußgängern beschimpft zu werden oder eben einen Strafzettel", spricht Radfahrerin Vera M. aus Erfahrung. Anrainer Sebastian Kühle ist ebenso oft im Bezirk am Rad unterwegs und versucht die Brücke zu vermeiden. Er schiebt sein Bike lieber über den Rustensteg: "Radfahrer brauchen bergauf etwas länger zum anderen Ende. Die Straße ist zu eng. Viele Autofahrer wollen nicht warten und überholen. Es ist eine typische Autoüberquerung mit Abgasen und Lärm."
Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal weiß, dass die Brücke für alle Verkehrsteilteilnehmerinnen und -teilnehmer Gefahren birgt. "Ein Radweg auf der Schmelzbrücke ist dringend notwendig. Sobald genug Budget vorhanden ist, geht es an die Umsetzung. Realistisch gesehen wird es erst im Jahr 2025 soweit sein. Bis dahin wird gemeinsam mit der Stadt an einer optimalen Verkehrslösung gearbeitet“, erklärt Zatlokal. Ein baulich abgetrennter Radweg macht seiner Meinung nach nur Sinn, wenn er eine Fortsetzung findet. Der Radweg auf der Schweglerstraße endet nämlich bei der Felberstraße.
Radweg in Aussicht
Vor ein paar Jahren war eine Brückenverbreiterung geplant, diese wurde allerdings aus Kostengründen wieder verworfen. "Man hätte auch aus einem der Fußgängerübergänge einen Radweg machen können. In Richtung Avedikstraße wird der Weg aber zu schmal" fügt Zatlokal hinzu.
Luise Gruber von der Mobilitätsagentur macht ebenso Hoffnung und meint, dass "für die Zukunft ein Radweg nicht auszuschließen ist. Derzeit werden im Regierungsprogramm Pläne für zusätzliche Radwege geschmiedet."
Weitere Statements:
Peter Moser/LINKS Bezirksgruppe Rudolfsheim-Fünfhaus
"Die Querungsmöglichkeiten der Westbahntrasse im 15. Bezirk zwischen der Johnstraße und dem Westbahnhof sind für alle Verkehrsteilnehmenden unbefriedigend. Die Schmelzbrücke samt Rampe ist ein Nadelöhr und verlangt daher von allen ein besonders hohes Maß an Vorsicht und Rücksicht. Bei zunehmender Nutzungsintensität und gleichbleibender Verkehrsfläche müssen die Schwächsten besonders geschützt werden. Das heißt:
* Kein Radfahr-E-Scooter-Fußgeh-Mischverkehr auf Gehsteigen der Brücke und Rampe!
* Tempo 30 im gesamten Brücken- und Rampenbereich!
* zusätzliche Warnbeschilderung, dass die Fahrbahn für Auto- und Radfahr-Mischverkehr da ist – keine Radverkehrsstreifenmarkierung, weil Mindestbreite und Abstände nicht eingehalten werden können!
* Fahrbahnschwelle am Brückenkopf Felberstraße mit niveaugleicher Durchfahrtsmöglichkeit für Radfahrende an beiden Fahrbahnrändern) zur drastischen Verlangsamung des motorisierten Verkehrs auf Brücke und Rampe!
* Verlängerung des breiten süd-ost-seitigen Gehsteigs auf der Rampe bis hinunter zur Kreuzung mit der Sperrgasse! (ist derzeit für zu Fuß Gehende unzumutbar und für Kinderwägen überhaupt unmöglich.)
* Umgestaltung und neue Verkehrsampelregelung der Kreuzung Schmelzbrückenrampe-Avedikstraße-Grenzgasse-Sperrgasse mit exklusiver Einbiegemöglichkeit für Radfahrende von der Rampe in die Sperrgasse – Einbindung in das noch auszugestaltende Radwegenetz im Wohn- und Bezirksamtsviertel zwischen Westbahn und Mariahilfer Straße
Diese Vorschläge sind Minimalmaßnahmen zur Gefahrenreduzierung im Bereich der Brücke und der Rampe. Sie gehen davon aus, dass größere Umbauten oder Verbreiterungen der Schmelzbrücke oder auch zusätzliche radverkehrsfreundliche Querungen der Westbahntrasse kurzfristig nicht realisierbar erscheinen."
Robert Wagner, Radlobby
"Aktuell ist die Schmelzbrücke - und vor allem auch ihre Zufahrten - für Radfahrende unattraktiv und subjektiv unsicher: Die fehlende Radinfrastruktur beiderseits der Brücke, als auch der Mischverkehr mit Tempo 50 (inkl auf der Rampe) sorgen dafür, dass viele Radfahrende den langen Umweg über den Gürtelradweg wählen oder sogar auf das Radfahren auf dieser Relation ganz verzichten (wer würde seine Kinder über diese Brücke fahren lassen?).
Verbesserungen würden hier den Radverkehr in seiner Attraktivität und Quantität deutlich steigern. Wichtig jedoch, dass die Schmelzbrücke nicht losgelöst von ihrer Umgebung gesehen wird, sondern als Teil einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung, deren Umsetzung aktuell noch offen ist. Die beengten Platzverhältnisse an Brücke und Rampe machen rasche Qualitätsverbesserungen leider nicht einfach. Es sind daher kurzfristige Maßnahmen (siehe unten) als auch langfristige Maßnahmen (Radwegbau, Verbreiterung der Schmelzbrücke) sinnvoll und notwendig."
Kurt Enenkel, Anrainer
"Ein baulich abgetrennter Radweg macht nur Sinn, wenn er eine Fortsetzung findet. Was hätte man von einer 8-80 - Lösung auf der Brücke, wenn danach die Grenzgasse, Avedikstraße und die Schweglerstraße drohen? Es müsste eine Verbindung zwischen verkehrsarmen Bereichen, in denen man - bei Tempo 30 - ungefährdet radfahren kann, geschaffen werden, also etwa der Achse Goldschlagstraße und der Reindorfgasse. Und der Mehrzwangstreifen in der Schweglerstraße ist das Problem, als dessen Lösung er sich ausgibt. Also wenn Radweg, dann mindestens von der Goldschlagstraße bis zur Mariahilferstraße. Wobei ich aber schon Gewissensbisse habe, Leute in die Mariahilferstr im jetzigen gefährlichen Zustand zu locken."
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