Die Grünen machen Druck
Errichtung des Palmhof-Denkmals in Verzug
Der Spatenstich zum neuen Langauerplatz ist erfolgt. Platz für das Palmhof-Denkmal wurde noch nicht gefunden.
WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Ein von den Grünen initiierter und von allen Parteien im September 2020 mitgetragener Antrag spricht sich für die Umsetzung einer „permanenten Erinnerung“ an das Café Palmhof aus, das sich einst in der Mariahilfer Straße 135 befand.
Darüber hat die BezirksZeitung im Jänner berichtet. Für die künstlerische Umsetzung hatte der Bezirk im Budget dieses Jahres bereits 50.000 Euro eingeplant. Die Suche nach einem Standort für das Kunstobjekt gestaltet sich allerdings als schwierig. Die Mariahilfer Straße ist eng und stark befahren. Nach der Langauergasse, die jetzt umgebaut wird, war auch die Gerstnerstraße als Ort für das Objekt im Gespräch. Doch jetzt soll das Denkmal angeblich doch nur in einer schmucklosen Seitengasse oder sogar einer Parkspur auf der Mariahilfer Straße errichtet werden.
„Ob die SPÖ darauf vergessen hat oder ob das Thema einfach ignoriert wurde, ist fast schon egal. Wie sie ein so wichtiges Kapitel Bezirksgeschichte einfach ausspart, ist mir unbegreiflich. Dabei handelt es sich bei der Langauergasse und Gerstnerstraße um eine große Platzgestaltung mit Verkehrsberuhigung“, so der Bezirksvorsteher-Stellvertreter Haroun Moalla (Grüne).
Zur Geschichte
Der Cafetier Otto Pollak betrieb mit seinem Bruder Karl das Café Palmhof. 1938 wurde der Besitz Otto Pollaks arisiert und Otto Pollak später deportiert. Pollak kehrte 1948 nach Wien zurück. Trotz Restituierung 1950 entschloss er sich dazu, das Café Palmhof nicht mehr wiederzueröffnen. Otto Pollaks Tochter Helga Pollak-Kinsky überlebte als Jugendliche die Vernichtungslager Theresienstadt und Auschwitz und galt als eine der wichtigsten Zeitzeuginnen. Sie verstarb im November 2020.
In zahlreichen Bezirksvertretungen, Ausschüssen, Kommissionen und auch schriftlich haben die Grünen darauf hingewiesen, dass rechtzeitig Platz für das Erinnerungsanliegen eingeplant werden muss. „Es ist zu befürchten, dass die SPÖ im Jahr 2022 Geschichte immer noch in einer Seitengasse verstecken will und man so nicht ernsthaft zum Holocaust-Gedenken steht“, wirft Moalla abschließend vor. Doch ist das tatsächlich so?
Laut Bezirksvorstehung müsse man Gewicht, Höhe und Fundament des Kunstwerks berücksichtigen und sich einig werden, von wie vielen Seiten es zu besichtigen sein soll. Fachdienststellen müssen außerdem prüfen, wie tief das Objekt im Boden verankert werden kann. "Ich bin allerdings sehr zuversichtlich, dass wir bald einen geeigneten Platz finden werden und so dem Café Palmhof ein würdiges Denkmal schaffen können", ist die stellvertretende Bezirksvorsteherin Merja Biedermann (SPÖ) überzeugt.
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