Familiengeschichte
Erinnerung an das Palmhof
Das Café Palmhof gibt's schon lang nicht mehr. Die Grünen möchten dessen Geschichte in Erinnerung rufen.
WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Gleich gegenüber des Westbahnhofs, im Haus Mariahilfer Straße 135, befand sich das Café Palmhof, in dem nun ein Supermarkt einkehrte. Das Café Palmhof zählte zu den kosmopolitischsten und meistbeachteten Wiener Vergnügungsstätten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Geführt wurde das berühmte Café von den beiden Brüdern Karl und Otto Pollak.
1938 endete seine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte, da die Familie Pollak jüdischen Glaubens war und durch die Nationalsozialisten enteignet wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Familie Pollak das Haus 1948 restituiert, ein Kaffeehaus beherbergte es jedoch nie wieder.
Familiengeschichte
"Wenn nun die Erinnerung an dieses einzigartige Lokal wiederbelebt werden soll, dann geht es ganz eindeutig darum, dass nicht vergessen werden darf, was in unserer unmittelbarsten Umgebung an Unrecht geschehen ist", meint Robert Buchta, Aktivist der Grünen, der mit einem Andenken diesem geschichtsträchtigen Gebäude seinen Respekt zollen möchte. Es geht vor allem darum, dass eine Fünfhauser Familiengeschichte, jene über Otto und Karl Pollak, sowie über Ottos Tochter Helga Kinsky erzählt werden soll. "
Bezirksgeschichte und Familiengeschichte sind hier untrennbar miteinander verwoben und sollen künstlerisch adäquat und in Absprache mit der Familie Kinsky visualisiert werden", so Buchta. Eine Geschichte, welche die Grünen in der Zukunft durch eine Kunstinstallation im Bezirk verankern und so für die Bevölkerung sichtbar machen wollen. "Derzeit wird in der Kulturkommission besprochen, in welcher Form ein Denkmal errichtet werden kann", weiß Haroun Moalla, Bezirksvorsteher-Stellvertreter (Grüne).
Denkmal im Langauerpark
Als ein möglicher Aufstellungsort bietet sich in unmittelbarer Nachbarschaft die Langauergasse an. Diese soll durch einen Umbau im April 2022 zu einem Platz umgestaltet werden, der einerseits Grün und Platz zum Verweilen bietet und anderseits auch den nötigen Raum für Kunst im öffentlichen Raum bereitstellen kann. Nicht zuletzt würde dadurch eine Verbindung zwischen dem Westbahnhof und dem Café Palmhof hergestellt werden.
Eric Kinsky, Sohn von Helga Pollak-Kinsky, zeigt sich von der Idee angetan: "Für mich sollte ein Denkmal nicht nur die Würdigung meines Großvaters und seines Café Palmhof sein, sondern auch daran erinnern, was die Folgen von Antisemitismus und Fremdenhass, idiologischer Engstirnigkeit und Nationalismus waren. Es brachte den Holocaust, den Zweiten Weltkrieg und die Zerstörung von sehr viel Kultur."
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