Verein Sprungbrett feiert 30 Jahre: Burschen, hier habt ihr keinen Zutritt
Mädchen und junge Frauen stehen hier im Mittelpunkt: Seit 30 Jahren unterstützt der Verein "sprungbrett" Mädchen mit Gratis-Beratung von Job bis Sex.
RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Ein Schraubenzieher mit 17 Aufsätzen, eine Kneif- und eine Flachrundzange, alles verpackt in einem silbernen Etui, das an ein Federpennal erinnert: ein typisches Mädchen-Geschenk. Nein? Doch. Zumindest beim Verein "sprungbrett". Mädchen bekommen dort nämlich nicht nur Beratung bei Job-Fragen, sondern werden auch gleich mit dem richtigen Werkzeug dazu ausgestattet. "Bei den Mädchen ist das der Renner", so Margarete Bican, eine der beiden "sprungbrett"-Geschäftsführerinnen. Das Ziel von "sprungbrett": Chancengleichheit von Burschen und Mädchen – und das auf allen Ebenen.
Das Hauptaugenmerk liegt zwar auf der Berufsberatung, im Laufe der Gespräche kristallisieren sich jedoch häufig andere Probleme heraus: von der Schwangerschaft bis zu Problemen mit den Eltern oder Drogen. 3.500 Mädchen und junge Frauen werden jedes Jahr bei "sprungbrett" betreut, lassen sich beraten oder nehmen an Workshops zur Jobsuche teil. Die meisten der jungen Frauen sind zwischen 15 und 19 Jahren alt und haben Migrationshintergrund. Der "sprungbrett"-Standort bei der U3-Station Johnstraße passt da perfekt: "Hier ist unsere Zielgruppe", so Bican.
Mechatronik statt Verkauf
Bican selbst ist seit 20 Jahren bei dem Verein. Die Anfänge waren nicht leicht: "Damals waren wir mit feministischer Mädchenarbeit echte Exotinnen." Und auch heute ist "sprungbrett" noch das einzige Mädchen-Berufszentrum Österreichs. Geändert hat sich in Sachen Gleichberechtigung von Männern und Frauen aber laut Bican schon etwas: "Mittlerweile wählen drei Viertel der Mädchen nicht nur mehr unter drei Lehrberufen – also Frisörin, Verkäuferin oder Sekretärin, sondern unter zehn." Und da sind sogar ein paar technische dabei. "Oft scheitert es aber daran, dass viele gar nicht wissen, welche Lehrberufe es gibt. Was macht eine Zerspanungstechnikerin? Was ist eine Mechatronikerin? Aufklärung ist unsere Hauptaufgabe", so Bican.
Beim einzigen Standort Wiens bleibt es einstweilen, auch wenn es bereits Überlegungen für ein zweites "sprungbrett" nördlich der Donau gegeben hat. "Das ist eine finanzielle Frage." Expansion ist ohnehin nicht Bicans Ziel, vielmehr das Gegenteil: "Mein Wunsch ist es, dass es Einrichtungen wie uns einmal nicht mehr brauchen wird. Dass es keine Rolle mehr spielen wird, welches Geschlecht man hat. Aber das werde ich wohl nicht mehr erleben."
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