Episoden aus meinem Leben - Bürokommunikation 1978
Episoden aus meinem Leben
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Die unbehaglichen Erfahrungen auf meinem aktuellen Arbeitsplatz bewegen mich dazu, eine andere Stellung zu suchen. Die Ursache ist die fehlende Anerkennung. Außerdem beeinträchtigt mich im Zeitalter der modernen Technik die mangelnde Ausstattung in dieser Firma.
Ich schalte ein Zeitungsinserat. Dieses wird von meiner Ex-Chefin bei der Firma Neusiedler gelesen. Sie lädt mich ein, doch wieder in der Vertriebsabteilung der Papierfabrik zu arbeiten. Ich bin sehr skeptisch und will absolut nicht in eine Firma zurückkehren, die ich aus eigenem Antrieb verlassen habe.
Was mich dann doch bewegt, die Einladung anzunehmen, ist einerseits die mangelnde Resonanz auf mein Inserat, vor allem aber die Tatsache, dass mir meine Vorgesetzte von damals zuredet. Ich merke, dass ich von ihr geschätzt werde und meine Erfahrungen von damals nützen kann. Wir schreiben den 1. Jänner 1978 und ich beginne von neuem bei der Neusiedler.
Die unbehaglichen Erfahrungen auf meinem aktuellen Arbeitsplatz bewegen mich dazu, eine andere Stellung zu suchen. Die Ursache ist einerseits die fehlende Anerkennung und andererseits im Zeitalter der modernen Technik die mangelnde Ausstattung in dieser Firma.
Ich schalte ein Zeitungsinserat. Dieses wird von meiner Ex-Chefin bei der Firma Neusiedler gelesen. Sie lädt mich ein, doch wieder in der Vertriebsabteilung der Papierfabrik zu arbeiten. Ich bin sehr skeptisch und will nicht in eine Firma zurückkehren, die ich aus eigenem Antrieb verlassen habe.
Was mich dann doch bewegt, die Einladung anzunehmen, ist einerseits die mangelnde Resonanz auf mein Inserat, vor allem aber die Tatsache, dass mir meine ehemalige Vorgesetzte zuredet. Es freut mich sehr, dass ich von ihr geschätzt werde und meine Erfahrungen von damals nützen kann. Wir schreiben den 1. Jänner 1978 und ich beginne von neuem bei der Neusiedler AG für Papierfabrikation.
Ich bin meiner Vorgesetzten von damals nicht mehr unterstellt, aber sie freut sich offensichtlich über meine Rückkehr. Ich erledige meine Aufgaben als Sachbearbeiter in der Exportabteilung mit großem Vergnügen. Hier bin ich zwar nicht mehr der Exportleiter wie in der anderen Firma, werde aber schrittweise zum Chef von drei Sekretärinnen.
Deren Arbeitsgerätschaften sind am jüngsten Stand der Technik. Auch meine Mitarbeiterinnen sind sehr tüchtig und eingeschult auf die modernen Errungenschaften in der Bürokommunikation. Ich kann das perfekte Ergebnis genießen.
Wir, die jungen Damen und ich, arbeiten zusammen in einem Büro. Ich diktiere ihnen Briefe in Deutsch und hauptsächlich in Englisch und habe den Eindruck, dass sie meine Kürze und Klarheit sehr schätzen. Sie stenografieren und schreiben das Stenogramm auf ihren Schreibmaschinen. Immer wird mit Kohlepapier ein Durchschlag für unsere Ablage angelegt. Stenografieren habe ich zwar auch ich einmal gelernt, kann aber über die Geschwindigkeit meiner Mitarbeiterinnen nur staunen.
An interne Abteilungen und Geschäftspartner im Ausland, die wie wir über einen Anschluss an das erforderliche Netz verfügen, schicken wir unsere dringenden Nachrichten mit Telex. Die erforderlichen Lochstreifen, die zum Zweck einer reibungslosen Übermittlung notwendig sind, werden im Voraus gestanzt. Das Senden, das normalerweise einer speziell eingeschulten Mitarbeiterin obliegt, soll durch das direkte Schreiben bei der Übermittlung nicht verzögert werden.
Da das Telexgerät in unserem Stockwerk das einzige ist, ist es fast immer ausgebucht. Die Sekretärinnen aus allen Abteilungen benützen es gemäß einem kurzfristig vereinbarten Zeitplan. Dabei spielt natürlich auch die Dringlichkeit eine Rolle, die in Ausnahmefällen zwischen den Abteilungsleitern vereinbart oder besser gesagt mit oder ohne „Schmäh“ erstritten wird. Besonders „haarig“ wird die Situation, wenn ein Lochstreifen wegen eines Fehlers korrigiert werden muss. Lochstreifen sind für umfassendere Änderungen ungeeignet. Nur kleine Tippfehler können durch „Überstanzen“ sofort behoben werden.
Nach Büroschluss bleibt mir oft nicht erspart, selbst dringende Nachrichten an diesem Gerät zu schreiben. Allerdings ist das ziemlich mühsam, verwende ich doch das Einfinger-System beim Schreiben. Außerdem irre ich mich öfter als meine routinierten Kolleginnen. Mein Talent hält sich dabei in engen Grenzen.
An einem Gerät, das nicht mehr ganz so neu ist, kenne ich mich aber besser aus. Ich bin doch derjenige, der es in unserer Abteilung am meisten verwendet. Es handelt sich um einen sogenannten Kurbelrechner, der nicht nur addieren und subtrahieren kann wie früher, sondern auch multiplizieren und dividieren. Am Geräusch, das bei dem Einsatz dieses Instruments entsteht, kann man das Engagement oder die Passivität des jeweilen Benutzers unschwer erkennen. Ich bin der Engagierte oder mime ihn zumindest.
Lurbelrechner
Noch etwas gehört zum aktuellen Stand der Technik: die Rohrpost! Bei uns wird sie zum raschen Übermitteln von Nachrichten in Papierform von einem Stockwerk zum anderen, von uns zum gemeinsamen Chef und umgekehrt genützt. Das erhöht nicht nur die Geschwindigkeit, sondern erspart auch oftmaliges Stiegensteigen.
Schlichtweg: ich fühle mich wohl in dieser Situation der zeitgemäßen Unterstützung durch unsere Gerätschaften. Freilich lässt dieser Zustand der Zufriedenheit nach, wenn ich aufgrund meiner Verantwortung als Vorgesetzter länger als alle anderen im Büro bleibe.
Das tut aber meiner Freude über den neuen, interessanten Posten bei der renommierten Papierfabrik keinen Abbruch. Meiner Ex-Chefin bin ich immer noch dankbar.
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