Episoden aus meinem Leben - Sprachen-Tohuwabohu

Episoden aus meinem Leben

71. Splitter - Ich bitte um einen aussagekräftigen Titel

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Meine Mutter spricht Tirolerisch auf Innsbrucker Art, was ich mir instinktiv aneigne. Ab dem vierten Lebensjahr jedoch erweitere ich meine Sprachkenntnisse auf ötztalerisches Tirolerisch, was weder meine „Mamme“ noch mein „Tatte“ je erlernen werden. Mit acht Jahren dehnt sich mein Wortschatz auf die Außerferner Variante aus, sodass ich als Neunjähriger dreisprachig bin. Oder sagt man besser dreidialektig?

Mit zwölf gehe ich in die Hauptschule, wo ich, angeregt durch meine Erfolge in Deutsch, wo manchmal meine Aufsätze in den anderen Klassen als nachahmenswert vorgelesen werden, mit Begeisterung den Englisch-Unterricht besuche. Doch dauert der für mich nur zwei Jahre. Der Schulwechsel in das humanistische Gymnasium bedeutet gleichzeitig eine neue Sprache, Latein.

Wir übersetzen zum Beispiel Vergil, von dessen Werken wir nicht nur die Vokabeln und grammatikalischen Feinheiten lernen, sondern auch einen Einblick in die Welt kurz vor Christi Geburt bekommen. Dieser Zeit gehört - gerade hier im Kloster - mein besonderes Interesse. Schon deshalb bin ich motiviert, diese Sprache zu beherrschen. Im Vergleich zum Englischen brauchen wir uns nicht mit Ausspracheregeln befassen. Wir sprechen Latein wie wir es schreiben. Überprüfen kann das ohnehin keiner mehr.

Im Jahr darauf lernen wir zusätzlich Altgriechisch. Unter anderem lesen wir den griechischen Schriftsteller Sophokles. Die Vokabeln sind andere. Die Schrift ist anders. Die Zeit ist anderes. Hier handelt es sich um klassische Literatur, angesiedelt um 500 vor Christus. Damit wächst auch mein Interesse, fremde Sprachen zu lernen. Ich kann auch schon Fremdwörter übersetzen, die in der deutschen Sprache üblich sind. Wer mich nach der Übersetzung von „polyglott“ fragt, dem kann ich „mehrsprachig“ antworten und erklären, dass es aus „poly“ (viel) und „glotta“ (Zunge) zusammengesetzt ist.

Die Erfolge, die ich beim Übersetzen habe, bestärken mich, meine Wissbegier verstärkt auf fremde Sprachen zu lenken.

Die Rückkehr zum Englischen, die im humanistischen Gymnasium für die fünfte Klasse vorgesehen ist, bereitet mir keine Schwierigkeiten kehr. Bei dieser modernen Sprache freilich werden Ausspracheregeln wieder wichtig. Besonders schwierig sind sie beim Erlernen des Freifachs Französisch.

Ich liebe Herausforderungen und widme mich mit entsprechendem Eifer allen Gegenständen, speziell den Sprachen. Ich bin immer bestrebt Klassenbester zu sein. Aber leider gelingt mir das weder in Latein noch in Griechisch. Ich bin immer nur Zweiter.

Bei der schriftlichen Prüfung in Latein, die für fünf Stunden anberaumt ist, sehe ich die letzte Chance, diesen Umstand zu ändern und Erster zu werden. In Latein bekommen wir einen Ovid-Text zur Übersetzung ins Deutsche. Er ist in Distichen nach folgendem Versmaß abgefasst:
"Im Hexameter steigt des Springquells silberne Säule,
Im Pentameter drauf // fällt sie melodisch herab.“

Für den Entschluss, die Übersetzung auch in Distichen zu machen, brauche ich nur Sekunden, für die Ausführung Stunden. Der Hexameter bereitet keine Schwierigkeiten, aber der Pentameter mit der Zäsur in der Mitte macht mir zu schaffen. Fast alle anderen sind schon fertig. Ich kämpfe bis zur letzten Minute, schaffe es und bin guten Mutes. Aber das Ergebnis ist wegen eines kleinen Fehlers nur „gut“ und ich bin wieder nur der Zweite. Aber: beim ersten Matura-Treffen danach erinnert sich mein Lateinprofessor, dass einer seiner Schüler die schriftliche Matura-Arbeit „sogar in Distichen" übersetzt hat. Welcher, das weiß er nicht mehr...

Bezeichnend für meine Ambitionen ist, dass ich beim Antritt des Theologiestudiums das Freifach Hebräisch wähle. Zufällig bekomme ich nach dem Besuch der ersten Unterrichtsstunde wieder meine Kopfschmerzen. Das hat zwar nichts mit der ursprünglichen Sprache der Bibel zu tun, sondern ist nur eine Folge meiner vielen Gehirnerschütterungen. Leider peinigen mich diese Schmerzen ein Jahr lang und Hebräisch bleibt für mich nicht nur ein Buch, sondern eine Sprache mit sieben Siegeln.

Was passiert nach diesem Jahr? In Innsbruck, der Stadt mit dem ausgeprägten Föhnwind, der meine nachhaltigen Kopfschmerzen begünstigt, kann ich nicht bleiben. Meine Oberen versetzen mich daher zum Studium nach Italien, ins piemontesische Saluzzo. Was spricht man dort? Italienisch natürlich und ab und zu Piemontesisch.

Langsam fange ich an zu zählen, in welche Fremdsprachen ich schon hineingeschnuppert habe. Es sind bisher nur vier und das mit fragwürdigem Erfolg, speziell was Französisch anlangt.

Jetzt also beginnt die Epoche des Italienischen. Nachdem meine Mitbrüder hier auch alle Latein gelernt haben, können wir „confratres“ uns in den ersten Wochen damit verständigen. Meine italienischen Sprachkenntnisse, die in den ersten Tagen nicht über „buona sera“, „grazie“ und „signorina“ hinausreichen, erweitern sich danach schlagartig.

Der Pater Magister will mir Zeit geben, in das Rad der Kleriker einzusteigen, denen die tägliche Tischlesung obliegt. Aber ich bin - wie schon immer - mutig und beginne freiwillig früher. Gerne und mit innerlichem Schmunzeln trage ich zur allgemeinen Belustigung bei, die ich durch unbewusste Nichtbeachtung der Ausspracheregeln für Buchstaben-Kombinationen und falsche Betonung der italienischen Wörter auslöse.

Als ich nach vier Jahren Italien verlasse, passieren mir solche Missgeschicke nicht mehr. Ich gewöhne mich wieder an Deutsch und nutze erstmals Englisch als professionelle Kommunikationssprache.

Spanisch interessiert mich, es ist die Muttersprache einiger Fratres aus meinem Kloster. Das animiert mich, einen Spanisch-Kurs in der VHS zu besuchen. Da es dem Italienischen sehr ähnlich ist, kostet mich dieses Hobby keine große Mühe, bringt mir aber die Genugtuung, aus eigenen Stücken eine neue Sprache zu lernen. Prompt stellt sich nach ein paar Jahren auch der Nutzen ein. Bei Riedel-Glas werde ich gerade deswegen zum Exportmanager für Südamerika auserkoren.
Als ich dann in der Papierfabrik als Außendienstmitarbeiter für Italien und Griechenland arbeite, verlasse ich mich darauf, beide Sprachen gelernt zu haben. Für Italienisch trifft das zu, bei Griechisch bemerke ich, kein einziges Wort außer “kyrios“ (Herr) zu verstehen. Das veranlasst mich, in der VHS auch einen Kurs für Neugriechisch anzuhängen.
Kurz darauf soll ich in Athen einen englischen Vortrag über unsere Produkte vor etwa fünfzig Kunden halten. Zur Verblüffung aller - auch der unseres griechischen Vertreters - leite ich ihn mit einigen neugriechischen Sätzen ein. Die Aufmerksamkeit des Publikums ist mir sicher.
 
Wie begrenzt meine Kenntnis fremder Sprachen trotzdem ist, zeigt sich, als ich eine Arbeitskollegin aus der Slowakei treffe, die keine westliche Sprache beherrscht. Nachdem ich keine slawische Sprache spreche, bleiben mir nur Gestik und Mimik, um mich mit ihr zu verständigen.
Als Exportmanager für den Mittleren Osten genügt Englisch und ich erspare mir, Türkisch, Arabisch, Farsi und Russisch zu lernen. In meiner aktuellen Position habe ich andere Schwerpunkte und mein Ehrgeiz, neue Sprachen zu lernen, hält sich in engen Grenzen. Jetzt setzt sogar eine Gegenentwicklung ein. Weil ich Neugriechisch und Spanisch schon jahrelang nicht mehr gesprochen habe, vergesse ich diese Sprachen in dieser Reihenfolge. Es bedrückt mich zwar, wenn ich daran denke, aber glücklicherweise denke ich nicht oft daran. Auch Französisch begegnet mir nur bei einer Geschäftsreise nach Tunesien und verliert sich in der Folge aus meinem Sprachschatz.

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