Nachgeschenkt: Oh du schöne, neue Shopping-Welt
Mit dem kürzlich eröffneten Hollister-Store im Europark hat die Spaß- und Erlebnisgesellschaft eine neue Pilgerstätte für das heutzutage „ach so angesagte Event-Shopping“ bekommen. Einkaufen allein ist längst nicht mehr „in“, es muss schon mehr geboten werden, um die übersättigten Kunden zu begeistern. Ein „normales“ Geschäft mit „normalem“ Verkaufspersonal? Also bitte! Der moderne Kunde von heute will schon mehr „sehen“. Zum Beispiel unverschämt attraktive Männer mit einem noch viel unverschämter zur Schau gestellten Waschbrettbauch, die am Eingang des Hollister-Tempels posieren und die Kunden nett begrüßen. „Store-Models“ werden die wie kalifornische Sunnyboys aussehenden „Männer-Schnitten“ genannt. Klingt ja auch viel stylischer als Verkäufer. Außerdem ist die fachkundige Beratung in dem Fall ohnehin unwichtig. Wer seine Umwelt durch seine bloße Schönheit so zu begeistern vermag, dass sich vor dem Geschäft, pardon, vor dem „Store“ meterlange Menschenschlangen bilden, die allesamt einen Blick auf die Kunstwerke werfen wollen, der muss sich nicht mit so unwichtigen Kundenfragen wie „Gibt es die rote Badehose auch in Größe 46?“ herumschlagen. Der Store ist eh in schummrigen Licht gehalten, das kaschiert die Schwimmreifen, die so mancher Kunde mit sich bringt, einigermaßen gut. Da schaut die rote Badehose eh an jedem „super“ aus. Die Ernüchterung kommt erst zu Hause, im unbarmherzigen Tageslicht. Aber egal, zumindest für einen kurzen Moment durfte man Teil dieser wunderbar schönen und vor Inszenierung triefenden Welt sein.
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