Erstmals: Häftling drückt die Schulbank

Ausbildungsleiter in der Justizanstalt Suben Anton Zweimüller lernt mit dem Insassen.
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SCHÄRDING, SUBEN (kpr). Etwas Bauchweh hatte Direktorin Irene Wiesinger schon, wie sie sagt, bei dem Gedanken, der Häftling komme von Wachen begleitet in die Schule. Aber die Sorgen waren unbegründet, kann sie nun im Nachhinein berichten. In nur eineinhalb Jahren hat der 25-jährige Insasse der Justizanstalt Suben den Stoff von drei Jahren Handelsschule gebüffelt. Im Juni legte er an der HAK/HAS Schärding die Abschlussprüfung ab.

"Im März 2014 kam Justizwachebeamte und Ausbildungsleiter Anton Zweimüller mit dem außergewöhnlichen Anliegen zu uns", erklärt Direktorin Wiesinger im BezirksRundschau-Gespräch. "Der Insasse wollte mithilfe von Humboldt den Abschluss nachholen und brauchte eine Einrichtung, bei der er als Externist die Prüfung ablegen konnte."

Los ging es mit Geschichte und Politische Bildung. Es folgten Geographie, Biologie, Wirtschaftsinformatik, Englisch, BWL und Rechnungswesen. "Die Prüfungen haben unsere Lehrer in der JA abgenommen", erklärt Wiesinger, "unbezahlt und während ihrer Freistunden." Zwölf Professoren boten ihre Hilfe an, einen hebt Wiesinger ganz besonders hervor: "Herbert Lugschitz besuchte Peter zweimal in der Woche für Nachhilfestunden in BWL und Rechnungswesen, obwohl er bereits in der Pension ist."

Dankbar dafür ist auch der Insasse. "Ich hätte nie erwartet, dass ich so positiv aufgenommen werde." Mit dem Lernen hatte der 25-Jährige wenig Schwierigkeiten. Vor seiner Haftstrafe, die er vor vier Jahren antrat, besuchte er das BORG und begann eine Lehre – beides hatte er abgebrochen. "Ohne Ausbildung habe ich keine Chance auf dem Arbeitsmarkt", ist er sich sicher und zeigte nun, was er drauf hat: Die schlechteste Note war eine Drei im Fach Wirtschaftswissenschaften. Sein nächstes Ziel ist die Matura – diese startet im Herbst.

Während der Vorbereitungszeit waren auch Hürden zu meistern. So kam die Frage auf, wie der Insasse eine Projektarbeit verfassen sollte. "Zwei Schülerinnen der HAS-Abschlussklasse nahmen ihn in das Projektteam auf und fuhren mehrmals nach Suben", erzählt Wiesinger. Dass die Schüler keine Scheu vor dem Gefängnisinsassen hatten, bewiesen sie auch in der sogenannten Übungsfirma: Der Häftling besuchte dafür die Schule und wurde offen ins Team aufgenommen.

Direktorin Wiesinger ist begeistert, wie gut die Zusammenarbeit geklappt hat. Sie hat das Projekt für den Regionalitätspreis der BezirksRundschau nominiert. "Wir möchten es vor den Vorhang holen, um zu zeigen, welchen Beitrag junge Menschen zur Resozialisierung von Menschen einer Randgruppe leisten können."

Ausbildungsleiter in der Justizanstalt Suben Anton Zweimüller lernt mit dem Insassen.
HAK/HAS-Direktorin Irene Wiesinger: "Die Schülerinnen schrieben mit dem Insassen eine Abschlussarbeit über das Leben hinter Gittern." | Foto: Linda Lenzenweger
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