Gresten sucht verzweifelt einen zweiten Arzt
Der Allgemeinmediziner Syrus Nikou muss in Gresten alleine ca. 4.600 Patienten betreuen.
GRESTEN. Auf unseren TV-Schirmen agieren "Landarzt" und "Bergdoktor" als gut aussehende Helden, die immer für ihre Patienten da sind und stets ein offenes Ohr für diese haben. Die Realität ist allerdings eine andere: Immer weniger Mediziner sind bereit, im ländlichen Raum zu ordinieren. Genau dieses Problem besteht in Gresten, seit der Praktische Arzt Wolfgang Kammerer am 1. April 2016 in Pension gegangen ist.
Echte Herzensangelegenheit
"Es ist sehr schade, dass sich bis jetzt noch niemand finden konnte, der meine ehemalige Ordination übernehmen möchte. Ich war immer mit viel Herzblut bei der Sache, weshalb mich dieser Umstand traurig macht. Im ländlichen Raum will leider kaum noch jemand eine Praxis übernehmen und die Situation wird sich weiter verschlechtern, da in den nächsten Jahren ca. die Hälfte der Mediziner in Pension gehen wird, gleichzeitig jedoch kaum junge Ärzte mehr am Land arbeiten wollen", sagt Wolfgang Kammerer.
Für 4.600 Patienten im Einsatz
Landarzt Syrus Nikou, der seit der Pensionierung von Wolfgang Kammerer für die Gemeinden Gresten-Markt, Gresten-Land und Reinsberg zuständig ist und insgesamt ca. 4.600 Patienten betreut, kämpft mit seiner Situation.
"Gresten ist eine der reichsten Gemeinden Österreichs, aber es ist nicht möglich, einen zweiten Arzt zu finden. Ich versuche meine Patienten natürlich so gut wie möglich zu betreuen, aber wenn die Leute bis auf den Gang hinaus anstehen und man bis zu 150 Personen pro Tag untersuchen soll, fehlt einem einfach auch die Zeit. Ich arbeite mittlerweile täglich zwölf Stunden ohne Unterbrechung, denn auch der Dokumentationsaufwand steigt stetig, d. h. ich muss auch abends zu Hause noch dieser Tätigkeit nachgehen. Leider will es sich kaum noch jemand antun, als Landarzt tätig zu sein. Hier wäre die Politik gefordert, dass Kassenarzt-Stellen wieder attraktiver werden", erklärt der Arzt Syrus Nikou aus Gresten.
"Rollen den roten Teppich aus"
Nun ist die Politik gefordert, doch Grestens Bürgermeister Wolfgang Fahrnberger weist darauf hin, dass sich Gesundheitspolitik nicht auf Gemeindeebene abspiele und die Bürgermeister deshalb kaum Handlungsspielraum hätten.
"Natürlich besteht massiver Handlungsbedarf. Die Stelle ist seit geraumer Zeit ausgeschrieben und die Ärztekammer bemüht sich sehr einen zweiten Arzt für Gresten zu finden. Auch wir als Gemeinde sind bereit, den 'roten Teppich auszurollen' und mitzuhelfen, haben aber leider sehr wenig Spielraum. Es gibt diesbezüglich auch schon einige Pläne für ein Gesundheitszentrum bzw. eine Gruppenpraxis. Aber natürlich braucht man dazu vorher einen zweiten Mediziner", so Bürgermeister Wolfgang Fahrnberger.
"Die Stelle wird einmal monatlich ausgeschrieben. Von 772 Kassen-Planstellen sind in NÖ sechs unbesetzt, eine davon in Gresten. Wir werden unsere Bemühungen weiterhin intensivieren und versuchen, die Probleme in Gresten so schnell wie möglich zu lösen", erklärt Lisi Heinz von der NÖGKK.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.