Mission impossible
“Hoffentlich lerne ich es eines Tages doch noch, das Kochen”, dachte ich schon oft nach so manch missglücktem aber höchst ambitioniertem Versuch. Mein Verhältnis zu dieser hohen Kunst ist nämlich sehr ambivalent, müssen Sie wissen. Auf der einen Seite bin ich nämlich eine begeisterte und dankbare Esserin. Ich bin (abgesehen von Meeresgetier) relativ unheikel und wohl das, was man einen “guten Esser” nennt. Wenn mir was schmeckt, dann kann ich es in solch rauen Mengen in mich hineinschaufeln, dass ich regelmäßig gefragt werde, wo ich das denn alles hinesse. Mittlerweile kann ich darauf auch eine Antwort geben: auf meine Oberschenkel -- aber das ist wieder eine andere Geschichte… ;-)
Andererseits ist es mit meinen Kochkünsten leider nicht gerade weit her. Ich gehöre da wohl schon der Iglo-Maggi-Knorr-Generation an. Auftauen, einrühren, aufkochen lauten leider oft manchmal zum Leidwesen meines Schatzes die wichtigsten Stichworte in unserer Küche. Er ist ja zum Glück auch ein sehr genügsamer Esser, aber insgeheim hege ich schon den Verdacht, dass das gute alte Sprichwort „Liebe geht durch den Magen“ auch ihm nicht fremd ist…
So schummelte ich mich also in all den Jahren unter Knorrs starker Hand durch äußerst wohlklingende Rezeptnamen wie „Hirschrückensteak mit Trauben und Rotweinsauce“. Und wer stand mir da allzeit hilfreich zur Seite? Die Basis. Denn von diesen kleinen Helferleins gibt es an der Zahl recht viele, sodass Abwechslung keine Zauberei ist… Ganz begeistert bin ich übrigens vom sogenannten Becherkuchen-Rezept, bei dem man einfach alle Ingredienzien mittels eines Bechers misst, alles zusammenschüttet, kräftig umrührt und ab damit ins Backrohr. Das nenne ich intelligentes Kochen im 21. Jahrhundert.
Doch dann kamen all die Kochsendungen. Zunächst der smarte Jamie Oliver, dann Alfred Biolek alias Alfredissimo und auch “Lafer, Lichter, lecker” und Andi und Alex bei “Frisch gekocht” müssen hier genannt werden. Und was soll ich sagen? So wie junge Mädels mit wachsender Begeisterung an Heidi Klums Lippen und ihren Stilettos hängen, kann ich meinen Blick nicht mehr von Lichters gezwirbeltem Bart und seinem Kochlöffel wenden. Auch der gute alte Biolek ist eine Klasse für sich. Haben Sie schon einmal das Vergnügen gehabt, diesem Mann in einer seiner Sendungen beim Kochen zuzusehen? Es ist wahrlich die reinste Augenweide, ihn zwischen Kochtöpfen, Kräutern und allerlei Köstlichkeiten, die er für seine oftmals äußerst fantasievollen Rezepte benötigt, zu beobachten. Und stets hält er ein Gläschen Wein in der Hand. Dies war übrigens das erste, was ich mir von ihm abgeschaut hab…
Locker leicht aus dem Handgelenk nehme ich Schluck um Schluck und trinke mir sozusagen die von mir zubereiteten Speisen schön.
Mit einem guten Tropfen an deiner Seite, kann dich so schnell nichts erschüttern, hab ich mir auch gedacht, als ich unlängst den traurigen Blick sah, mit dem meine bessere Hälfte mal wieder sein Tellerchen bedachte und beschloss zum gewagten Gegenangriff überzugehen: Geflügelleber Constantin.
Ich wollte meinen Schatz damit überraschen und so machte ich mich bereits eine Stunde vor seiner Heimkehr frischfröhlich ans Werk. Ob es ihm auch geschmeckt hat, wollen Sie wissen? Einen Satz vorweg: Ich hasse Rezeptangaben, bei denen steht „etwas Salz und Pfeffer“, „ein Schuss Cognac“. Das ist so, als würde man einem Blinden, der am Abgrund steht, sagen: „Wenn du nicht hinunterstürzen willst, tritt doch etwas zur Seite.“ Keiner hatte mir gesagt, dass es gefährlich werden könnte, tiefgekühlte Leber zu verwenden. Diese Hühnerleberstücke schossen wie kleine Abwehrraketen durch die Luft und überzogen mich und meine relativ saubere Küche innerhalb von Sekunden mit einer klebrigen unappetitlichen Ölschicht.
Als mein Liebster schließlich erwartungsvoll und hungrig vor der Tür stand, wurde er von einem ranzig riechenden Häufchen Elend eingelassen. Er kannte zum Glück meine Kochkünste und hatte deshalb nicht mit einer plötzlichen und tiefgreifenden Wende gerechnet. Todesmutig legte er den Arm um mich und schob mich unter beruhigendem Zureden ins Bad. Als ich nach einer ausgiebigen Dusche unser Wohnzimmer betrat, hatte er den Tisch liebevoll mit Hühnerleber á la Sun, unserem Haus-Chinesen, gedeckt. Auf meinem Teller lag allerdings eine DVD: „Mission impossible“. Ich bin fürs erste geheilt -- und doch hege ich noch immer die Hoffnung, dass ich eines Tages…
Und hier noch ein tolles Kochvideo:
Bildquelle Titelbild: © Claus Zewe / PIXELIO (www.pixelio.de)
Bildquelle Cartoon: http://www.lachhaft-cartoons.de
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Noch mehr Lesestoff gibt's hier: http://www.gesundheit.co.at/
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