Zentralfriedhof
Die Liebschaft zwischen den Wienern und dem Tod
Der Zentralfriedhof ist der größte Friedhof Wiens, der zweitgrößte Europas und fast so groß wie der 1. Bezirk. Untertags ein schöner Ort zum Spazieren und Gedenken. Aber auch Nachts ist die Ruhestätte einen Besuch wert.
WIEN/SIMMERING. "Der Tod, das muss ein Wiener sein", hat einst schon der Musiker Georg Kreisler die Affinität der Wiener und Wienerinnen zum Tod besungen. Der Zentralfriedhof ist ein bedeutender Ort, an dem mehr als drei Millionen Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Er hat verschiedene Abschnitte für unterschiedliche Religionen. Das Friedhofsareal ist fast 2,5 Quadratkilometer groß.
Aber wie ist der Zentralfriedhof entstanden? Nun, mit der Zeit wurden die alten Friedhöfe in Wien zu klein, da immer mehr Menschen in der Stadt lebten und starben. Deshalb beschloss die Stadt am 7. Dezember 1866, einen großen und zentralen Friedhof für ganz Wien zu bauen. Die Entscheidung, wo dieser Friedhof gebaut werden sollte, war nicht einfach. Es dauerte einige Jahre, bis man einen passenden Ort gefunden hatte. Am 1. November 1874 wurde der Zentralfriedhof in Simmering eröffnet.
Ehrengräber
Als der Zentralfriedhof im Jahr 1874 eröffnet wurde, gab es ein Imageproblem: Niemand wollte dort begraben werden und nur wenige Besucherinnen und Besucher kamen. Aber dann hatte der Bürgermeister eine Idee: Er brachte berühmte Menschen, die verstorben waren, auf den Friedhof. Die Leute kamen, um die Gräber bekannter Persönlichkeiten zu besuchen.
Seither wurden viele berühmte Menschen, wie zum Beispiel der Musiker Falco, hier beerdigt. Auch Komponisten wie Franz Schubert, Ludwig van Beethoven und Josef Strauss haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden, wobei bei der vorherigen Exhumierung der Promis wohl die einen oder anderen Körperteile verschwunden sind.
Nachts am Friedhof
Eine besondere Art den Zentralfriedhof zu erkunden bietet Gabriele Saeidi mit Gabi Tours. Seit 2018 führt sie Besucher und Besucherinnen nachts durch das Friedhofsareal.
Auch wenn der Gedanke einen Friedhof nachts zu erkunden etwas unheimlich wirkt, soll die Führung keine Schauershow sein. "Es wird auf Gruselelemente verzichtet. Es sind wahre Geschichten, die erzählt werden und scheinbar ist das oft ausreichend, dass sich die Leute ein bisschen gruseln", erklärt die staatlich geprüfte Fremdenführerin, Gabriele Saeidi.
Selbst hat sie natürlich keine Angst. Aber die Ruhestätte regt sie zum Nachdenken an. "Ich schätze sehr den Ort, wo die Opfer der Nationalsozialisten bestattet sind, genauso wie die Gräber der Kinder vom Spiegelgrund und den Babyfriedhof. Für mich ist das ein schönes Beispiel dafür, dass der Zentralfriedhof allen Menschen einen würdigen Abschied verschafft", erläutert Saeidi. Deshalb wird ein pietätvoller Umgang mit dem Ort bei den Führungen betont.
Die Führungen finden von Mitte Oktober bis Ende März jeden Samstag mehrmals zwischen 18 und 21.30 Uhr statt. Man sollte sich also warm anziehen; die Taschenlampe bekommt man zur Verfügung gestellt und darf man als Andenken behalten. Die Führungen finden bei jedem Wetter statt.
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