Grillgasse 51
"Hier gibt es keine Moschee"
Eine angeblich illegale Moschee sorgt derzeit für Furore im Bezirk. Die bz hat sich umgesehen.
Beim Eintreten in die Räumlichkeiten des Imam Sajjad Islamic Center fallen einem zunächst die Unmengen an Schuhen ins Auge. Das Vereinslokal darf damit nämlich nicht betreten werden. Das Innere ist mit prachtvollen Perserteppichen ausgelegt – sofort könnte man auf eine Moschee schließen. Doch ist es keine, versichern die Vereinsobleute.
"Wir sind ein angemeldeter muslimischer Verein", erklärt Vize-Obmann Syed Ghulam Hossain Naqvi und zeigt seine Anmeldepapiere. Darin steht unter anderem, der Verein diene dem Zweck der Erhaltung der islamischen Kultur, Sprache, Geschichte und Tradition unter Migranten. Aber auch der Bekanntmachung der Flüchtlinge mit der österreichischen Kultur und Gemeinschaft. Im Zentrum steht die Arbeit mit Jugendlichen in den Bereichen Sport, Kultur und Kunst.
"Jeder ist willkommen"
An jenem Donnerstag, an dem die bz zu Besuch war, fand einer der wöchentlichen Vereinsabende statt. Männer, Frauen und Kinder saßen zusammen, es wurde gesungen, gebetet und gegessen. "Jeder ist willkommen und kann vorbeischauen", erklärt Naqvi. Was sie von einer regulären Moschee unterscheidet? "Wir haben keinen Imam, kein Freitagsgebet und es wird nicht fünfmal am Tag gebetet", so Naqvi weiter. Bei Muslimen ist der Freitag bedeutender als der Donnerstag. Die Räumlichkeiten bestehen aus einem Vorraum, einem Gemeinschaftsraum und einem Frauenbereich. An den Wänden hängen kunstvoll gestickte Schriftzüge mit Sprüchen aus dem schiitischen Glauben. Überall laufen Kinder herum und spielen. Die Atmosphäre ist einladend und gastfreundlich.
Verwunderlich ist der Stuhl in der Mitte. Dieser ist eigentlich für einen Imam bestimmt. Den gibt es aber laut Naqvi nicht. Abgesehen von den Vereinsabenden werden natürlich auch Feste, wie das muslimische Opferfest oder der pakistanische Unabhängigkeitstag gefeiert. "Auch wichtig ist der österreichische Nationalfeiertag", erzählt Mitglied Asimi Gholam Haidar. Eine Bekleidungsvorschrift gibt es nicht, wenn auch die Frauen mit Kopftuch erscheinen. Die mediale Kritik können die Obleute einfach nicht verstehen. "Wir sind keine Moschee", bleibt Naqvi dabei.
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