Mautner-Markhof-Gasse
Historisches Haus wird von Baufirma teils abgerissen
Die Fassade des historischen Hauses in der Mautner-Markhof-Gasse 94 wurde – entgegen der vorgesehenen Baupläne – teils abgerissen. Die Baupolizei erstattete Anzeige.
WIEN/SIMMERING. Vom charmanten "Biedermeierhof" spricht die Immobilienfirma "Pecado Homes GmbH" bei ihrem Projekt in der Mautner-Markhof-Gasse 94. Insgesamt 47 luxuriöse Wohnungen inklusive Terrassen und Gärten sollten hier bis Ende 2023 entstehen.
Was das mit der Biedermeier-Epoche zutun hat? Besagtes Gebäude bildet gemeinsam mit den Hausnummern 90 und 92 die letzten Reste eines bäuerlichen Straßendorfs. Dieses erstreckte sich entlang der "Dorfgasse", die 1967 zur Mautner-Markhof-Gasse umbenannt wurde. Im Volksmund sprach man auch liebevoll vom "Dörfl". In den Grundbüchern wird das Haus bei der Nummer 94 als "Schweizerhof", "Spanisches Clöstl" und "Edelbachsches Haus" bezeichnet.
Baupläne sahen Schutz vor
2019 begann man mit neuen Plänen für das geschichtsträchtige Haus: Ein Wohnbauprojekt sollte hier entstehen. Die Magistratsabteilung "Architektur und Stadtgestaltung" (MA 19) sowie die Architekten, die das Projekt planten, waren sich dabei einig: Zumindest die historische Straßenfassade mit der Marienikone – ein Kultbild der Heiligen Maria – sollte erhalten bleiben.
"Zusätzlich bildet die Straßenfassade mit den Nachbargebäuden ein Ensemble, das den letzten Rest des alten Simmerings darstellt – mit seiner klar ablesbaren Struktur als Straßendorf", heißt es in den Plänen der BWM Architekten.
Fassade illegal abgetragen
Jedoch wurde die Fassade nun trotzdem auf einer Länge von rund zehn Metern abgetragen – unrechtmäßig, wie die Baupolizei (MA 37) auf Anfrage der BezirksZeitung bestätigt: "Laut Baubewilligung hätte die ganze Fassade erhalten bleiben müssen. Wir haben eine entsprechende Strafanzeige erstattet", so Gerhard Cech, Leiter der MA 37. Auch der grüne Bezirksrat Andreas Fritsch zeigt sich entrüstet: "Immer mehr Teile des historischen Simmerings verschwinden, wie vor einiger Zeit das Rinnböckhaus."
Die Anwälte der Firma Pecado Homes berufen sich jedoch auf ein Gutachten der MA 37, das im mittlerweile abgetragenen Teil der Fassade Schimmel festgestellt hätte. "Das Ziegelmauerwerk war nicht mehr tragfähig und trotz Sicherung hätte bei den Bauarbeiten Lebensgefahr bestanden", heißt es in einer Mail an die BezirksZeitung.
Dem entgegnet Cech: "Aus unserer Sicht hätte man das definitiv schützen können. Es wird bereits überlegt, ob und wie man die beschädigte Fassade wieder herstellen kann." Die BezirksZeitung bleibt dran an der Geschichte.
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