Simmering: Eine Ära geht zu Ende
Der Simmeringer Trafikant Kurt Eder geht in Pension. Mit Ende März schließt die Trafik am Enkplatz für immer.
Ein bisschen wehmütig blickt Kurt Eder auf seine 25 Jahre als Trafikant zurück, obwohl er sich in letzter Zeit auch seine Pensionierung herbeigesehnt hatte.
"Ich hatte meine Trafik genau 25 Jahre und drei Monate. Eigentlich war ich vorher ja nach einem Autounfall schon in Invaliditätspension, aber ich habe es Zuhause nicht ausgehalten", so Eder. Nur anfangs hatte der gelernte Großhandelskaufmann eine Angestellte, seit 20 Jahren führte er sein Geschäft aber alleine.
Aufgeschobener Ruhestand
Eder wollte sich schon vor zwei Jahren in den Ruhestand verabschieden. Das scheiterte aber daran, dass er keinen Nachfolger für sein Geschäftslokal gefunden hat.
"Es gab zwar genug Interessenten, aber es scheiterete immer an der Finanzierung, da es sich um ein Eigentumslokal handelt", so der 67-Jährige. "Vorige Woche habe ich mich dann aber spontan entschieden, aufzuhören." Er beauftragt nun einen Makler, das Geschäft branchenfrei zu verkaufen. Trafik gibt es dann keine mehr am Enkplatz. "Mit meiner Kündigung bei der Monopolverwaltung ist es dann vorbei damit", so Eder.
Aus fürs Lotto-Spiel
Dass Eder in Pension geht, finden viele seiner Kunden schade. Es trifft sie auch, dass sie jetzt weitere Wege zur nächsten Trafik in Kauf nehmen müssen.
"Das ist der letzte Lotto-Schein, den ich mir kaufe. Wenn der Herr Eder weg ist, höre ich auch mit dem Lottospielen auf", so eine 80-jährige Stammkundin. Andere Kunden klingen ähnlich. Viele wünschen ihm viel Glück und versprachen, noch am letzten Tag - am 31. März 2017 - bei ihm vorbeizuschauen.
Viele Gründe fürs Aufgeben
Die Gründe, dass Eder seine Trafik aufgibt, sind vielfältig. Abgesehen davon, dass Eder sein Pensionsalter bereits vor zwei Jahren erreicht hat, gab es in den letzten Jahren auch finanzielle Einbußen.
"Seit die Trafik beim Merkur auf der Simmeringer Hauptstraße 101 aufgemacht hat, verdiene ich um zwölf Prozent weniger", ärgert er sich. Ein weiterer Grund ist, dass er mit April sein Kassasystem aufrüsten hätte müssen. "Und dass das Alter für das Rauchen von 16 auf 18 heraufgesetzt werden soll, würde vermutlich auch wieder Einbußen für mich bedeuten. Zwar werden die Zigaretten jetzt um 20 Cent teurer, aber wir Trafikanten verdienen einen Cent weniger. Alles Gründe, damit ich jetzt aufhöre. Wer sich für das 93 Quadratmeter große Geschäft mit zwei Kellerräumen interessiert, findet Infos an der Trafik", so Eder, der sich jetzt einmal ausrasten möchte. "Und vielleicht mache ich ein wenig Urlaub. Aber ich brauche keine Kreuzfahrten oder so, mir reicht das Waldviertel, wo ich auch herstamme.".
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