Lawrence Pinto

Der Hirte feiert sein Priesterjubiläum

Der Althofner Pfarrvorsteher und Dechant Lawrence Pinto wurde vor 25 Jahren zum Priester geweiht. Nach wie vor sieht er seinen Beruf als Berufung.

ALTHOFEN. Aufgewachsen ist Lawrence Pinto in Indien in ärmlichen Verhältnissen. "Ein Tag Arbeit, ein Tag Schule. Oft hatten wir drei Tage nichts zu essen", hat Pinto die Armut er- und überlebt, die Erfahrungen und Alpträume prägen ihn bis heute. 

Pintos Superstar

Mit 16 Jahren wollte Pinto Mutter Teresa kennen lernen. Von den Taten des „Engel der Armen“ hatte Pinto viel gehört, er verehrte sie. "Sie war mein Superstar. Ich verließ mein Zuhause, ging zu ihr. Mutter Teresa hat mich empfangen und mir meine Berufung als Priester vor Augen geführt", erzählt Pinto. Die Verbindung zwischen ihm und der 2016 Heiliggesprochenen hielt bis zu ihrem Tod 1997. Sie war es auch, die Pinto das Studium der Theologie in Rom ermöglichte. Am 16. Mai 1996 wurde Pinto zum Priester geweiht. 

Pinto hat als junger Priester in Indien zwei Internatshäuser gebaut und zwei Schulen gegründet. Über 4.000 Kinder, hauptsächlich Mädchen, wurden dort bisher unterrichtet. "Diese Kinder sind die Ärmsten der Armen, sie sind teilweise Opfer von Menschen- und Organhandel". Im Berg in Drautal hat Pinto bei seinem ersten Besuch in Kärnten 1994 begonnen, Patenschaften für "Kärnten für Kalkutta" zu gewinnen und damit den Kindern zu helfen. Waren es anfangs 25 Paten, so gibt es mittlerweile 500 Paten in Kärnten und der Steiermark. Nach wie vor ist er für sein Herzensprojekt aktiv.

2005 holten ihn Kärntner Freunde nach einem Motorrad-Unfall zur Genesung nach Kärnten. 2007 kam Pinto in die Diözese Gurk, wo er zunächst bis 2009 als Kaplan in Villach-St. Leonhard wirkte. Von 2009 bis 2016 war er Provisor in den Pfarren Eberstein, Hohenfeistritz, St. Oswald ob Hornburg und St. Walburgen. Seit 2016 wirkt Pinto im Pfarrverband Krappfeld, Guttaring, Althofen, Silberegg, St. Stefan und St. Martin. Zudem ist er Bezirks-Feuerwehr-Kurator und Mitglied des Lionsclubs Hemmeland. Mit Kärnten fühlt sich Pinto verbunden: "Die Menschen hier geben mir Kraft und Motivation." Deutschkurs hat er nie einen besucht, "ich haben mit den Menschen geredet".

Erkrankte Familie

Den Kontakt mit seiner Mutter sowie der Familie in Indien ließ Pinto nie abreißen. So verwundert es nicht, dass drei seiner Neffen sich ebenfalls für den Beruf des Priesters entschieden haben. Im Frühling wollte Pinto seine Familie in Indien besuchen. Ein Sturz und seine Folgen zu Ostern verhinderten die Reise. Außerdem breitet sich aktuell Corona im Staat in Südasien rasant aus. Enge Familienmitglieder sind an Covid-19 erkrankt, erzählt er sichtlich besorgt von den Zuständen im Krankenhaus. "Ich bete jeden Tag, dass die Pandemie für die Welt vorbei ist." 

Zu wenig Zeit

Pinto ist Dechant und Pfarrvorsteher von sechs Pfarren und 25 Kirchen im Krappfeld. Viel Arbeit, wie er zugibt. "Ich bin mit meiner Arbeit nie fertig. Ich leide darunter, zu wenig Zeit für meine pastorale und meine seelsorgliche Arbeit zur Verfügung zu haben. Ich möchte, so wie es Papst Franziskus einmal formulierte, ein Hirte mit dem Geruch der Schafe sein, damit man ihn riecht", will der Pinto inmitten seiner Herde sein.

"Engel ohne Flügel"

Vor allem die Arbeit mit den Kindern schätzt der 54-Jährige. "Sie geben mir viel Freude und Stärke, sie sind für mich Engel ohne Flügel", seien Kinder etwas ganz Besonderes. Seine Wertschätzung den jüngeren Katholiken gegenüber bekommt er zurück: An die 60 Ministranten unterstützen Pinto bei seinem Tun.



Gott zu dienen, das ist nach wie vor sein Leitsatz. Priester zu sein ist für Pinto kein Beruf, sondern eine Berufung. "Ich sehe mein 25-jähriges Priesterjubiläum als eine Gnade, die es mir ermöglicht, meine Aufgabe zu erfüllen", feiert er am Samstag, 17. Juli, sein 25-jähriges Priesterjubiläum im Rahmen einer Heiligen Messe im Kulturhaus Althofen. 
Seine Aufgabe versieht Pinto nach wie vor mit Engagement und Herzlichkeit. Er hat den Satz verinnerlicht, den ihm Mutter Teresa mit auf dem Weg gab: „Ein Priester muss jede Heilige Messe so feiern, als wäre es seine erste Messe, als wäre es seine beste Messe und als wäre es seine letzte Messe“.