"Ausbleiben der Herbstwelle wünschenswert"
Direktoren über Aufholbedarf, Corona und Lernformen in den Ferien

Manuel Pichler, Schulleiter am Gymnasium St. Veit. | Foto: Foto: RegionalMedien
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  • Manuel Pichler, Schulleiter am Gymnasium St. Veit.
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Die Direktoren im Bezirk über das Lernen in den Ferien, kreative Alternativen, benötigte Ruhepausen und die Erwartungen an den Herbst.

BEZIRK ST. VEIT. Maskentragen, Dauer-Desinfektion, PCR- und Antigen-Tests, Quarantäne und mehr - auch heuer war das Schuljahr weit weg von der Normalität. "Das abgelaufene Schuljahr hat vielen Schülern zu schaffen gemacht", weiß St. Veits Volksschuldirektorin Christine Mair.
"Bei einigen Kindern hat es grundlegende Verunsicherungen gegeben. Es war wichtig, besonderes Augenmerk auf jene Kinder zu legen, die schon vor Corona belastet waren, denn hier haben die fehlenden Kontakte, Sorgen und Ängste den Alltag zusätzlich schwer belastet", fährt Mair fort. "Wir bemerkten vor allem Ängste in Bezug auf eine mögliche Corona-Erkrankung bei Eltern oder Großeltern. Einige Kinder konnten aufgrund der psychischen Belastungen vorübergehend gar nicht die Schule besuchen." Belastend sei auch die Zeit gewesen, in der die Kinder durchgehend Maske tragen mussten. "Positiv letztendlich war, dass sich nahezu alle wieder auf die Schule gefreut haben. Schüler wussten es zu schätzen, dass so ein Schulalltag, abgesehen vom Lernen, eine willkommene Abwechslung bringen kann und angenehmer ist, als nur zu Hause zu sein", schildert die Direktorin. Was sie sich vom kommenden Schuljahr erhofft: "Dass wir wieder ein gewisses Maß an Normalität in der Schule, wie vor der Pandemie, erreichen können. Vor allem aber wäre es wünschenswert, geplante Maßnahmen des BMBWF zeitgerecht zu erfahren, damit ein gut vorbereiteter Start ins neue Schuljahr für alle Beteiligten gewährleistet ist."

"Auch Kinder brauchen Urlaub"

„Wichtig ist, dass die Schüler vorerst mal die wohlverdienten Ferien genießen. Auch Kinder brauchen ´Urlaub´“, betont Stefan Wurzer vom Bildungszentrum Metnitz. Ratsam sei es jedoch auch für gute Schüler, spätestens zwei Wochen vor Unterrichtsbeginn das zuletzt in den Hauptgegenständen Gemachte zu wiederholen. Wurzer bezeichnet vergangenes Schuljahr dennoch als produktiv: "Die Corona Maßnahmen haben sich Gottseidank in Grenzen gehalten. Seitens der Bildungsdirektion wurden die Umsetzung mancher geforderten Projekte - beispielsweise die Schulentwicklung - nach hinten verschoben, um den entstandenen Mehraufwand etwas zu kompensieren." Das ändere jedoch nichts daran, dass der Schulbetrieb durch Covid nicht einfacher geworden ist, wie Wurzer verdeutlicht: "Hier und da würde ein Verwaltungsassistent mehr an keiner Schule schaden. Es hat zusätzliche Covid-Förderstunden gegeben, die den Schülern auch ohne Pandemie gut tun würden." Ein Start ohne Präventionsmaßnahmen im Herbst würde Wurzer gutheißen: "Vor allem die Kleinsten unter den Schülern, die Tafelklassler, kommen zu Schulbeginn ohnehin schwer zurecht. Sich dann dazu noch an Coronaregeln zu halten, Maske zu tragen, empfinde ich als schwierig." Auch wenn der Online-Unterricht mittlerweile ganz gut funktioniert, wäre ein Ausbleiben der Herbstwelle wünschenswert: "Die zwischenmenschlichen Aspekte bleiben leider auf der Strecke. Klassengemeinschaften, aber auch Lehrer-Schüler-Beziehungen werden nicht gepflegt. Das Miteinander und die Freude am gemeinsamen Erarbeiten des Lernstoffes fehlen komplett. Ein "normaler" Schulbetrieb wäre wünschenswert", hofft Wurzer. "Gerade im ländlichen Bereich ist auch die Schule im Mittelpunkt des Ortsgeschehens. Wir haben für kommendes Schuljahr den Schulchor reaktiviert, und regelmäßige Proben und Aufführungen auch im Rahmen größerer Veranstaltungen gemeinsam mit örtlichen Vereinen sind geplant."

Sorgenfreies Schuljahr 2022/23?

Das letzte Schuljahr war auch in der Volksschule Meiselding herausfordernd. "Die Kinder in der vierten Klasse wurden per Hybridunterricht versorgt, für die anderen Klassen wurden Lernpakete in gedruckter Form zur Verfügung gestellt", erklärt Schulleiter Josef Buchhart. Einige Ausflüge, Exkursionen oder Schikurse wurden abgesagt. "Umso mehr freut es uns, dass wir den dreitägigen Schwimmkurs für alle Kinder noch unterbringen konnten." Buchhart hofft, geht aber nicht davon aus, dass es sorgenfreies 2022/23 werden wird: "Wir laufen mit großen Schritten in die nächste Coronawelle". An der Volksschule Meiselding wurden für jede Klasse Luftfilter angeschafft. "Wir wollen nichts unversucht lassen, um unsere Kinder zu schützen", betont Buchhart. Zum Thema Lernen in den Ferien antwortet er:  "Das Lernausmaß für die Ferien ist sehr unterschiedlich, ich würde auf die Ratschläge der Lehrer hören. Neben einer Vielzahl an Ferienlernheften empfehle ich die an der Volksschule Meiselding gerne verwendete Lernplattform anton.app. Diese ist kindgerecht, gut aufgebaut und noch dazu gratis."

Qualität des Lernens

Für Schulleiter des Gymnasiums St. Veit Manuel Pichler stellt sich nicht die Frage, wie viel in den Ferien gelernt werden sollte, sondern was wann und wie am besten gelernt werden kann. "Selbsteinschätzung, Vergleich, pädagogische Gespräche und letztendlich Noten geben eine Rückmeldung, in welchem Bereich es Schwachstellen gibt. Ob dies aber an der Konzentration, am Lernzugang selbst, am Verstehen von Prinzipien, am Lernstoff oder an der Wiedergabe des Gelernten liegt - hier ist Fingerspitzengefühl bei der Diagnose von Lernrückständen gefragt", gibt Pichler Auskunft. Im Prinzip seien es drei große Bereiche: Die Haltung und Einstellung dem Lernen gegenüber, Lerninhalte und Struktur, letztendlich auch das Abrufen und der Ausdruck von Wissen und Können: "Wenn die Voraussetzungen stimmen, dann kann innerhalb kürzester Zeit intensiv nachhaltig gelernt werden. Es geht hier also nicht um die Menge, sondern die Qualität des Lernens. Ein Tipp ist hier sicher auch das Vermeiden von überfordernden Lernsituationen und eine Routine des Wiederholens und Festigens." Im letzten Schuljahr spielten viele verschiedene Faktoren zusammen und Schüler sowie Lehrer gingen mit Situationen unterschiedlich um. "Ich glaube grundsätzlich, dass es das Zusammenspiel von persönlichen Voraussetzungen, sozialem Gefüge, Klassensituation, persönlicher Unterstützung und Kommunikation ist. Insofern lässt sich auch keine generelle Tendenz des Schuljahres ausmachen. Im Vergleich zum Corona-Schuljahr 2020/21 war der Rhythmus der Schulorganisation leichter, dafür aber mit der Teststrategie, der Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden und einem „normalen“ Maturajahr herausfordernder." Auf die Frage eines möglichen Aufholbedarfs, antwortet der Direktor: "Geht es hier um das Wiederfinden von Lernrhythmus oder um das Aneignen und Festigen von Lerninhalten? Geht es um den Zugang zu Motivation und Arbeitshaltung? Geht es um die Gelegenheit zu Übung und Wiederholung? Es gibt darauf keine Pauschalantwort, da sich der Aufholbedarf sehr unterschiedlich zeigt. Es gibt Spitzenleistungen bei der heurigen Reifeprüfung, Auszeichnungen in verschiedensten Bereichen auf der einen Seite, gleichzeitig aber auch Schüler, die sich Rhythmus und Inhalte noch einmal aneignen müssen." Was erwartet beziehungsweise erhofft man sich vom kommenden Schuljahr? "Wir haben aus den vergangenen Schuljahren viel gelernt. Mit diesem Grundstock an Wissen und Erfahrung gehe ich positiv gestimmt in den Herbst. Schichtbetrieb, Distance Learning, Teststrategie, Sicherheitsphase, all dies waren in den letzten Jahren Herausforderungen, welche dem Schulsystem in dieser Art noch nicht vertraut waren. Was geht? Was geht in dieser Art und Weise nicht? Wo muss man nachbessern? Wo muss man anders kommunizieren? Welche Supportstrukturen braucht diese Phase? Ich denke, dass wir hier mittlerweile auf eine Grunderfahrung zurückgreifen können, die uns beim Kerngeschäft hilft." Auch heuer wird die Sommerschule wieder angeboten. "Die Sommerschule soll ja fixer Bestandteil des Schuljahres sein und noch stärker so verstanden werden. Sie soll als Gelegenheit gesehen werden, um in den letzten zwei Ferienwochen offene Bereiche anzusprechen, hier nachzubessern oder sich auf neue Schulsituationen im Herbst vorzubereiten", erklärt Manuel Pichler die Intention. Die Nachfrage nach dem Angebot der Sommerschule ist gegenüber dem Vorjahr gestiegen: "Gegenüber dem Vorjahr sind die Anmeldezahlen für Primarstufe und Sekundarstufe I auf knapp 80 Schüler gestiegen", so Pichler.

Bildungsdirektorin wagt Ausblick

Kärntens Bildungsdirektorin Isabella Penz wagt einen Blick in die Zukunft: "Wir gehen davon aus, dass es auch im kommenden Schuljahr Coronawellen geben wird. Natürlich kann man noch nicht das Ausmaß prognostizieren. Schule war auch heuer nach Möglichkeit ein sicherer Ort, die Konzepte werden sich daher wenig ändern.“ Um all diese Herausforderungen zu meistern, ist viel Geschick beim Personalmanagement gefordert. Penz: "Wir versuchen Personalreserven aufzubauen. Die 160 ausgeschriebenen Planstellen für AHS und Mittelschule konnten großteils durch vorhandene Bewerber abgedeckt werden. Erfahrungsgemäß gibt es im Herbst dann auch nochmal 20 bis 30 Stellen zu besetzen. Wir haben derzeit auch 20 Regionsspringer für den Pflichtschulbereich ausgeschrieben.“ Pädagogen aus der Ukraine hat man ebenfalls bei der Hand, derzeit ist aber nur eine Person in einer Mittelschule angestellt.

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