Bräuche zu Silvester
Mit Prophezeiungen ins neue Jahr rutschen
Der letzte Tag des Jahres gilt als Wendetag. Mit Hilfe von Bräuchen wirft man an Silvester einen Blick in die Zukunft.
KÄRNTEN. Bringt das neue Jahr Glück, Geld, Liebe oder gar alles auf einmal? Viele Bräuche und Riten begeht man zu Silvester. "Silvester ist ein Wendetag, und Wendetage sind Lostage", begründet Heimo Schinnerl, Leiter der Abteilung Volkskunde am Landesmusuem für Kärnten.
Symbolträchtige Figuren im Wasser
Die beliebtesten Orakelformen an Silvester sind Blei-, Zinn-, Wachs- oder Eiklargießen. Die verflüssigten Elemente gießt man in eine Schale mit kaltem Wasser (Eiklar in heißes Wasser). Mit den daraus entstehenden Figuren soll ein Blick in die Zukunft möglich sein. "Manche projizieren die Figuren als Schatten an die Wand und beginnen dann mit dem Orakeln", weiß Schinnerl. So bedeutet ein Stern Glück oder ein Kreuz Leid. Sackformen symbolisieren den Geldsack und bedeuten Reichtum.
Räuchern und Lärmbräuche
Einen hohen Stellenwert hat das Räuchern der Stube, des Hauses und des Stalls. Damit versucht man, böse Dämonen im kommenden Jahr fernzuhalten. Neujahrsschüsse, Böller, Feuerwerk und Turmblasen zählen zu den sogenannten Lärmbräuchen. "Lärm soll alles Ungemache verhindern. Er ist ein Abwehrzauber gegen böse Mächte und Dämonen", erklärt Schinnerl.
Blick in die Zukunft
Silvester eignet sich hervorragend, die Zukunft vorherzusagen. Dafür gibt es ein paar alte Orakel. Heiratslustigen sei ein Blick in den Spiegel zu empfehlen: Schaut man in den Spiegel, kann man darin den Zukünftigen erblicken.
"Schifferlsetzen ist auch heute noch bei Jugendlichen beliebt", erklärt Schinnerl. Dafür stellen Burschen und Mädchen eine Nussschale mit einer kleinen Kerze in einen größeren Behälter mit Wasser. Jede Nussschale wird einer Person zugeordnet. Wenn zwei Nussschalen im Wasser zusammenstoßen, sagt man, diese zwei Personen kommen auch zusammen.
Hut heben bringt Glück
Ähnlich der Brauch des Huthebens: Auf einem Tisch stehen mehrere Hüte. Unter die Hüte legt man verschiedene Objekte wie einen Ring, Schlüssel oder eine Münze. Die Hüte werden gemischt. Dann hebt man den Hut. Bei einem Ring steht eine Hochzeit bevor, die Münze deutet auf Geldsegen und der Schlüssel auf ein eigenes Haus hin.
Schinnerl berichtet von einem Brauch im Lavanttal, nämlich dem Zwetschkenbaum-Schütteln: "Ein lediges Mädchen muss den Zwetschkenbaum schütteln. Fallen Schnee oder welke Blätter auf das Mädchen, steht eine Hochzeit an." Fällt vom Baum nichts herunter, bleibt es ledig.
Im Glantal schüttelt man nicht die Bäume, sondern schmeißt mit den Schuhen: Beim "Zogglwerfen" kehrt das Mädchen der Tür den Rücken zu und wirft einen Schuh oder Holzzoggl Richtung Tür. Zeigt die Schuhspitze zur Haustüre, ist anzunehmen, dass die Glückliche das Haus verlassen und heiraten wird.
Brot - und Windorakel zu Silvester
Im Gailtal geht man das Orakeln beim sogenannten Brotrollen kulinarisch an: Dort lässt man einen Laib Brot rollen. Fällt der Laib auf die flache Seite, steht ein schlechtes Jahr bevor. Im Metnitztal beobachtet man wiederum den Wind und zieht aus der Richtung, aus der er bläst, Schlüsse für die Zukunft. Wind von Osten bringt ein gutes Obstjahr, bläst er von Süden, ist reiche Ernte zu erwarten und Westwind bedeutet viel Milch. Wind aus Norden verheißt nichts Gutes, er kündigt Sturm und Kälte an.
Nicht fehlen dürfen Glückssymbole, mit denen man Familie und Freunden ein gutes neues Jahr wünscht. Klee ist Symbol für einen sich rasch vermehrenden Reichtum. Ein Schweinchen ist ein Hinweis darauf, dass man im nächsten Jahr einen verborgenen Schatz findet.
Ebenfalls verschenkt werden Fischschuppen. "Durch die schillernde Farbe der Schuppen vermeint man Münzen als Symbol zu erkennen. Fischschuppen stehen daher für Geld und Reichtum".
Findet man ein Hufeisen, verheißt das immer Glück. Daher verschenkt man Hufeisen zu Silvester. Aber Achtung beim Aufhängen: Mit der Öffnung nach oben aufgehängt fängt man das Glück ein. Hängt das Hufeisen mit der Öffnung nach unten, fällt das Glück heraus. Auch Pilze verbindet man oft mit Glück. Wer nicht weiß, welche Speise auf den Tisch soll, dem rät Schinnerl zu Schweinsrüssel, denn dieser verspeist bringt Glück im neuen Jahr.
Was bedeutet Silvester?
Namensgebend für den letzten Tag des Jahres ist der Heilige Silvester. Er lebte im 4. Jahrhundert und war Bischof von Rom und Papst. Sein Todestag ist der 31. Dezember. Silvester ist Schutzpatron der Haustiere und wird um eine gute Futterernte und ein gutes neues Jahr angerufen. Den 31. Dezember haben bereits die Römer 153 v. Chr. zum letzten Tag des Jahres bestimmt.
Abgeleitet wird der Name Silvester vom lateinischen Wort silvestris, aus dem Wald stammend oder im Wald lebend und bedeutet Waldbewohner; abgeleitet von silva, dem lateinischen Wort für Wald.
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