Berufswunsch Kleinkinderzieher erfüllt
Trotz widriger Umstände

- Can Durgun bringt sehr viel Geduld mit und konnte sich gegen die Vorurteile in seinem Freundeskreis durchsetzen
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Selbst Vorurteile aus seinem Freundeskreis konnten den gebürtigen Türken Can Durgun nicht aufhalten, endlich seinen Traumberuf zu ergreifen.
LIEBENFELS, FELDKIRCHEN. Im Liebenfelser Kindergarten ergänzt er seit Kurzem das Pädagogenteam und ist dort der einzige männliche Kleinkinderzieher. Im Jahre 2012 ist Can Durgun nach Österreich gekommen und hat in Feldkirchen, wo er auch wohnt, die Mittelschule absolviert. Er ist in einer großen Familie mit vielen Kindern aufgewachsen und hatte schon früh den Wunsch, sich beruflich in Richtung Kindererziehung zu entwickeln.
Negative Vorurteile
Dieser wurde allerdings von seinem Umfeld stark kritisiert.
"Viele meiner Freunde meinten, was ich denn mit einem Frauenberuf wolle,"
erinnert sich Can Durgun, "und dass das kein Beruf für Männer sei." So entschied er sich für eine Lehre als Koch, die er auch abschloss. Ausüben wollte er den Beruf dann nicht, weil es ihm nicht möglich war, eine Stelle zu finden. Als Moslem verzichtet er auf Schweinefleisch und Alkohol und er fand keine Stelle, bei der er nicht gezwungen war, auch Schweinefleisch zu verarbeiten bzw. zu kosten.
Sozial engagiert
Seine soziale Ader konnte er dennoch zeigen, er wurde Rettungssanitäter und übte diesen Beruf zwei Jahre aus. Er war in ganz Europa für ein deutsches Rettungsteam im Einsatz. Nachdem die Einsatzstelle in Österreich aufgegeben wurde, musste der junge Türke den Job an den Nagel hängen. In der Zwischenzeit hatte er die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten und wollte sich als Zivildiener nützlich machen. Auch diese Möglichkeit wurde ihm verwehrt, da er wegen seiner Sehschwäche als untauglich eingestuft wurde. "Glücklicherweise suchte Bimbulli zu der Zeit jemanden für die Kindertagesstätte", erzählt Can weiter, "da war für mich klar, dass ich die Stelle sofort annehme".

- Die Kinder sind von der männlichen Unterstützung im Kindergarten begeistert.
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Vorbildwirkung
Berufsbegleitend konnte er sich zum Kleinkinderzieher ausbilden lassen. Mit dem neuen Kindergartenjahr ist er in den Kindergarten gewechselt und ist innerhalb kürzester Zeit zu einem engagierten Mitarbeiter und dem Helden für die Kleinkinder geworden. "Man merkt schon, dass die Kinder auf mich als Mann anders zugehen als auf meine Kolleginnen", erzählt er aus seinem Alltag,
"vor allem Kinder, die daheim keine männlichen Bezugspersonen haben, suchen oft meine Nähe."
Die Kinder versuchen bei ihm mehr ihre Grenzen auszutesten, dem kommt er mit viel Geduld entgegen.
Wertschätzung
Obwohl Can Durgun seinen Wunschberuf mittlerweile sehr erfolgreich ausübt, ist er immer noch mit Vorurteilen konfrontiert, was er überhaupt nicht verstehen kann.
"Auch in der Kleinkinderziehung werden Männer gebraucht, es ist kein minderwertiger Beruf,"
springt er für seine Kollegen und Kolleginnen in die Presche, "es ist kein Beruf, der einfach abgearbeitet werden kann. Man braucht viel Geduld und sollte mit Herzblut dabei sein." Die Wertschätzung erfährt er nicht nur von den Kolleginnen und der Geschäftsführung, auch von den Eltern und Kindern. Seine schönste Belohnung? "Die Freude der Kinder, zu sehen, wie sie wachsen und die Dankbarkeit der Kinder zu spüren."



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