Von Festivals und Gefängnissen

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Die Adresse, Osterwitzblick in Launsdorf, hält, was sie verspricht. Am Briefkasten von Outi & Lee weisen gleich zwei Sticker den Besucher darauf hin, dass er von Jesus geliebt wird. Dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben und die Lieder der beiden. "Der christliche Glaube und die dazugehörige Lebensweise sind uns sehr wichtig. Allerdings ganz abgesehen von der Kirchenpolitik", erklärt Leander Müller, besser bekannt als Lee. Seit 25 Jahren fühlt er sich gemeinsam mit seiner Outi diesen Gedanken verpflichtet und bleibt ihm bei jedem Auftritt treu - auch wenn das so manche Absage von Konzertveranstaltern bedeutet, weil ihre Musik zu besinnlich und tiefgründig ist.

25 Jahre Outi & Lee bedeutet aber nicht nur, dass sie seit dieser Zeit gemeinsam auf der Bühne stehen, sondern auch, dass sie dieser Tage ihre Silberhochzeit feiern. Geheiratet haben der Launsdorfer und die Finnin nur drei Monate, nachdem sie sich kennengelernt haben - passenderweise fand dieses erste Treffen auf einem Christlichen Kunstfestival in Holland statt. Bald nach der Hochzeit stand der erste Auftritt in St. Georgen an. Ihre musikalische Karriere startete mit einem Knall: Auch wenn er nur von dem Kurzschluss herrührte, den das alte, geborgte Mischpult verursacht hatte. Ein Elektriker war schnell zur Stelle und bekam auch den großflächigen Stromausfall wieder in den Griff.

Improvisation zählte immer schon zu den großen Stärken des Musikerduos. "Einmal, bei einem Konzert in Klagenfurt, als ebenfalls der Strom weg war, haben wir eben unplugged gespielt - angeleuchtet von Autoscheinwerfern", erinnert sich Outi. So flexibel wie sie sind auch ihre Fans, die auch schon hunderte Kilometer Anreise zu Konzerten auf sich genommen haben. Die Redewendung, dass man über all die Erlebnisse ein Buch schreiben könnte, nehmen sie wörtlich - gerade wird an einer Anekdotensammlung gearbeitet.

Einige davon werden bestimmt von ihren Auftritten hinter Gittern handeln. Seit Jahren stehen für Outi & Lee nämlich Konzerte in Gefängnissen am Plan. "Es ist unglaublich, welche Rückmeldungen wir hier bekommen haben. In einem Jugendgefängnis haben uns die Insassen sogar einmal CDs abgekauft. Erst später haben wir realisiert, dass diese CD den Titel 'Freiheit' trägt. An solchen Orten bekommt man ein ganz komisches Gefühl, wenn man ganz einfach ins Auto steigen und wegfahren kann", sagt Outi.

Sie weiß, was es heißt, eingesperrt zu sein - nach einer schweren Erkrankung verbrachte sie Monate im Krankenbett. "Wir mussten damals eineinhalb Jahre pausieren. Das ist eben der Preis, wenn man so wie wir nur von der Musik lebt. Wir hatten immer wieder Zeiten, wo es nicht gut gelaufen ist - aber über die Runden gekommen sind wir immer."

Jedenfalls füllen die beiden mit ihrer Musik eine echte Nische. Laut Eigendefinition liegt ihr akustischer Stil "irgendwo zwischen Ethno, Gospel und Folk unplugged, mit rockig angehauchten Einflüssen, teilweise balladenhaft ruhig, manchmal wieder fetzig und rauh". Mit ihren Texten wollen sie weder missionieren noch bekehren, sondern zum Nachdenken anregen. Das machen sie auf rund 60 Konzerten pro Jahr, die sie bereits rund um die Welt geführt haben: Auf Festivals, in Kneipen, Konzerthallen, Gefängnisse und Schulen. Zum Jubiläum

steht am 10. November ein Konzert im Kultursaal Launsdorf an. Hier wird auch die neue CD vorgestellt - wieder ein Mix aus den verschiedensten Stilrichtungen, aber allesamt mit Texten, die nicht zum Anhören, sondern zum Hinhören einladen.

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