"Tennis braucht neue Zugänge und Ideen"

Manfred Felsberger ("Little Champ Tennisschule" - St. Veit) ist Obmann vom "Verband der Tennisausbildner Kärnten (TAK)"
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WOCHE: Sie haben die Initiative „TennisRat“ ins Leben gerufen. Was ist darunter zu verstehen? Was war die Intention?
MANFRED FELSBERGER: Beim TennisRat – einer innovativen Methode zur partizipativen Zukunftsgestaltung – zeigen 16 tennisbegeisterte Menschen, aus unterschiedlichen sportlichen Bereichen, jeden Alters, aus allen Teilen Kärntens, Bedürfnisse sowie Herausforderungen auf und entwickeln konkrete Lösungsideen.
Die Ausgangslage für den TennisRat ist darin zu finden, dass wir die Vereinstätigkeit des TAK hinterfragen wollten. Die Frage war: Sind die Angebote des TAK überhaupt noch gefragt und zeitgemäß?
Was zeichnet grundsätzlich den Tennissport aus?
Tennis ist eine Lifetime Sportart und kann vom Kindheits- bis ins hohe Alter gespielt werden. Ob als Hobby- oder Freizeitspieler, oder bei Wettbewerben im Einzel, Doppel oder in der Mannschaft - kognitive Fähigkeiten, körperliche Fitness, Sozialisierung sind wesentliche Merkmale, die diese Sportart so attraktiv machen und zur Lebensfreude beitragen.
Beim Tennisspielen werden neben technischer Fertigkeiten und körperlicher Fitness alle Sinne des Menschen einbezogen und gefordert. Ein Beispiel dazu: Probieren Sie es einmal aus mit Stöpseln im Ohr zu spielen. Sie werden erfahren, dass Ihrem Hirn eine Information fehlt, die für ein gutes Spiel erforderlich ist.
Welchen Stellenwert hat Tennis derzeit in unserer Gesellschaft?
Der Stellenwert ist - meiner Meinung nach - nach wie vor groß. Die Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren haben sich - wie in vielen anderen Bereichen - geändert und wollen berücksichtigt werden. Jedoch sollen wir nicht übersehen, dass sich auch der Tennissport dem gesellschaftlichen Wandel und deren Auswirkungen nicht verschließen kann. Der TennisRat soll uns helfen und ermutigen neue Wege zu gehen und zur Belebung im Tennissport beitragen.
Warum ist in Kärnten das Interesse Tennis zu spielen, kontinuierlich zurückgegangen?
Ja stimmt, Tennis hat schon bessere Zeiten erlebt. Denken wir nur an die Zeit, wo unsere drei Musketiere (Muster, Skoff, Antonitsch) so erfolgreich waren. Da sind die Tennisplätze aus allen Nähten geplatzt. Einige Vereine haben sogar Aufnahmestopps ausgerufen und Einschreibgebühren für neue Mitglieder eingehoben. Zur Zeit sind viele Vereine froh über jedes neue Mitglied.
Zum Status Quo: Ein geringeres Interesse zum Tennisspielen will ich nicht auf Kärnten alleine beschränken. Mit dieser Situation beschäftigen sich Funktionäre auch jenseits unserer Landesgrenzen. Die Ursachen dazu sind vielschichtig und lassen sich nicht mit einer einzigen Sache argumentieren.
Wie schon erwähnt, in der Freizeitgestaltung der Menschen hat sich einiges verändert. Vielfältige Angebote an Sport- und Freizeitmöglichkeiten erfordern auch fürs Tennis innovative Betrachtungsweisen und neue Zugänge. Ich möchte an dieser Stelle jedoch hinweisen, dass wir in Kärnten durchaus funktionierende Vereine mit Angeboten haben, die beispielgebend mit Ihren Aktivitäten als Vorzeigemodelle fungieren können und durchaus nachahmenswert sind. Wichtig wäre es, dass die Verantwortlichen in den Verbänden und Vereinen einen Blick über den Tellerrand wagen.
Lässt sich das Problem an bestimmten Altersgruppen festmachen?
Das glaube ich nicht. Wie gesagt, es gibt Vereine da funktioniert die Nachwuchsarbeit recht gut und andere, da steht der Breitensport oder der Leistungssport im Fokus der Vereinstätigkeit. Das Schlechteste für den Tennissport ist es, wenn keine oder nur halbherzige Alibiaktionen gesetzt werden. Initiativen, die zum Nachdenken oder Nachmachen anregen sollen, finden sehr oft keine Unterstützung.
Sehen Sie Tennis im Schulsport ausreichend berücksichtigt?
Im Schulsport gibt es zwar vereinzelt Initiativen und auch Schulen mit sportlichen Schwerpunkten, aber da denke ich gibt es noch sehr viel Potential nach oben. Eine gesetzliche Vorgabe dabei ist, dass der Schulsport in den Primär- und Sekundarschulen bis zum Ende der Schulpflicht kostenlos sein muss. Das Dilemma jedoch ist, dass die rein ehrenamtlichen Vereinstrainer berufstätig sind und dadurch während der Unterrichtszeit nicht bzw. nur sehr eingeschränkt zur Verfügung stehen können. In dieser Hinsicht bieten sich in einer Ganztagsschule wieder bessere Möglichkeiten an. Diese Möglichkeiten sollten aber nicht rein zufällig passieren, sondern von Beginn an systematisch geplant und einen fixen Platz im Lehrplan einnehmen.
Eine weitere Voraussetzung sehe ich darin, dass in den Schulen nur bestens ausgebildete Trainer zum Einsatz kommen sollen. Eine Tennisturnstunde für eine ganze Schulklasse - ca. 15 und mehr Schüler, mit unterschiedlichen sportlichen Fähigkeiten - zu leiten, erfordert eine dementsprechende Unterrichtskompetenz. Die erwirbt man sich einerseits durch eine dementsprechende Ausbildung und andererseits braucht es viel an Erfahrung mit Großgruppen. Und da sehe ich die nächsten Herausforderungen und das ist auch beim TennisRat Thema gewesen. Die Ausbildungen gehören evaluiert und die Ausbildungspläne den neuen Anforderungen angepasst. Die Weiterbildungsmoral unter den Trainern ist sehr, sehr überschaubar.
Wie sieht es im Leistungssport aus?
Da sollten wir uns zuerst einmal darauf verständigen, wo hört der Breitensport auf und wo fängt der Leistungssport an? Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Der Leistungssport ist nicht wirklich mein Spezialgebiet. Da gibt es Persönlichkeiten, die sich seit vielen Jahren damit beschäftigen und mehr darüber wissen. Nach meinem Wissen gibt es kein durchgängiges Konzept. Nicht in Kärnten, nicht in Österreich. Es gibt auch da einzelne sehr gute Modelle, die sich dem Leistungssport verschrieben haben. Eines kommt immer wieder zum Vorschein: Hinter vielen erfolgreichen Kärntner und Österreichischen Spitzentennisspielern stehen meistens sehr engagierte private Einrichtungen. Manche Familien setzten sich bis an den Rand ihrer Möglichkeiten ein. Ohne private Sponsoren und Gönner ist der Weg an die Spitze schier nicht möglich.
Wie beurteilen Sie die Nachwuchsförderung?
Auch der Bereich der Nachwuchsförderung wird nach föderalistischen Prinzipien gestaltet. Allgemein habe ich festgestellt, dass jeder Landesverband, jeder Verein seine eigenen Richtlinien und Förderungsmodelle entwickelt und lebt. Im Speziellen fehlen mir aber - weil ich nicht im Leistungsport tätig bin - detaillierte Erfahrungswerte.
Von wem müssen welche Maßnahmen so rasch wie möglich gesetzt werden, um Tennis in Kärnten wieder attraktiv zu machen?
Einen ersten und wesentlichen Schritt in diese Richtung sehe ich darin, dass die Verantwortungsträger in den Fach- und Dachverbände erkennen, dass ein grundsätzlicher Handlungsbedarf besteht. Die Erfolgsaussicht auf innovative, vielleicht auch unkonventionelle Maßnahmen ist ungleich höher, wenn die Kräfte gebündelt werden und auf einer möglichst breiten Basis Unterstützung finden. Dazu ist es erforderlich, dass sich alle Proponenten/Stakeholder an einen Tisch setzen und konstruktiv miteinander reden.
Was muss mittelfristig, was langfristig gemacht werden?
Kurz- und mittelfristig ist eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Vereinen, aber auch den Fach- und Dachverbänden anzustreben, um sich über mögliche Synergien und gemeinsame Vorgehensweisen auszutauschen.
Langfristig gesehen braucht es im Tennissport neue Strukturen und Geschäftsmodelle.
Was würden Sie zur Belebung der Tennisszene tun, wenn Sie völlig freie Hand hätten?
In Anlehnung an das „methodische Prinzip“ vom Einfachen zum Schwierigerem:
1. Die Initiative „TennisRat“ in die Vereine und Verbände weitertragen.
2. In jedem Ort, in jedem Verein in jeder Schule mindestens einen Kleinfeldtennisplatz mit kostenlosem Zugang zu Verfügung stellen.
3. Durchführung gemeinsamer Aktivitäten durch Vereine eines Ortes, einer Gemeinde bzw. einer Region.
4. Alle Fach- und Dachverbände ins Boot holen und an einer innovativen Strategie arbeiten.
5. Die Politik als Auftraggeber für dieses zukunftsweisende Vorhaben gewinnen.
Wie schätzen Sie die allgemeine wirtschaftliche Lage als Hindernis zur Umsetzung wichtiger Projekte ein?
Das Thema „Wirtschaftliche Lage“ sowohl der Unternehmen wie auch die Sportförderung der öffentlichen Hand lässt sich schwer mit wenigen Sätzen seriös abhandeln. Sehr stark vereinfacht ausgedrückt: „Jeder Euro an Sponsoring und Förderung ist hilfreich. Die zur Verfügung stehenden Mittel sind einmal sehr beschränkt. Eine Möglichkeit dazu sehe ich in einer Neubetrachtung zur Vergabe der Fördermittel auf Basis einer Evaluierung der Ergebnisse. Auch bin ich sehr zuversichtlich, dass es so manche Möglichkeit gibt, die auch mit wenig Geld erfolgreich durchführbar ist.“
Können Sie kurz die Aufgaben vom kürzlich gebildeten TennisRat erklären?
Mit dem TennisRat wollen wir dazu beitragen, richtungsweisende Lösungsvorschläge für die Herausforderungen in unserer Tennislandschaft zu erarbeiten.
Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung durch die Tennisrätinnen und Tennisräte präsentiert und mit dem anwesenden Publikum diskutiert und finalisiert.
Wo sehen Sie den Tennissport in Kärnten in 10 Jahren?
Gute Frage ... Ich denke wir stehen da vor einer Weggabelung. Der eine Weg führt in ein schwer überschaubares, unwegsames Gelände, mit vielen Gefahrenstellen, in dessen Verlauf – so befürchte ich - manch bestehender Tennisplatz schlimmstenfalls sogar Tennisverein wegbröckeln oder aufgeben wird. Die Folge: Sowohl der Breitensport, wie auch der Leistungssport werden darunter leiden. Der alternative Weg in eine bessere Tenniszukunft wird auch nicht leicht sein. Wir werden keine vielbefahrene Autobahn vorfinden. Dieser neue Weg wird in mancher Hinsicht erst erkundet und entdeckt werden müssen. Es wird auch da Hindernisse und Stolpersteine geben, die es zu bewältigen gilt. Diese Hürden lassen sich jedenfalls leichter bewältigen, wenn alle Protagonisten im Sinne der Sache konstruktiv an einem Strang in die selbe Richtung ziehen. Nach dem Motto: „Alleine schaffst Du viel, aber zusammen schaffen wir alles“, soll am Ende des Tages der Tennissport als Gewinner, wieder für mehr Menschen attraktiv sein.
ENDE DES INTERVIEWS

Ein "TennisRat" mit Lösungsinitiative
Manfred Felsberger hat den "TennisRat", eine innovative Methode zur partizipativen Zukunftsgestaltung, ins Leben gerufen. Ihm gehören 16 tennisbegeisterte Menschen an. Es handelt sich um Männer und Frauen jeden Alters, aus allen Teilen Kärntens, die aus unterschiedlichen Tennisbereichen kommen. Gemeinsam werden Bedürfnisse sowie Herausforderungen aufgezeigt und konkrete Ansätze für Lösungen entwickelt.

Für die Tenniszukunft
Ein wichtiger Beweggrund zur Gründung von "TennisRat" liegt darin, dass für eine gelingende Tenniszukunft neue Möglichkeiten der Mitgestaltung genutzt werden müssen. Die Initiative trug dazu bei, dass richtungsweisende Lösungsvorschläge für die Herausforderungen in der Tennislandschaft erarbeitet wurden. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung durch die Tennisrätinnen und Tennisräte präsentiert, dies mit sichtbaren Lösungsideen. Bei dieser Gelegenheit wurden die erarbeiteten Vorschläge und Botschaften mit dem interessierten Publikum diskutiert und finalisiert. Der schwierige Weg für eine bessere Tenniszukunft lässt sich jedenfalls leichter bewältigen, wenn an einem Strang gezogen wird. So wird der Tennissport wieder für mehr Menschen attraktiv.

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