Tiroler Kulturgut für die Nachwelt fest gehalten
Krippenschätze aus dem Oberland auf 484 Seiten
Nach drei Jahren Schwerarbeit war es endlich soweit: Das Krippenland Tirol ist um einen Schatz reicher, ein umfassendes Krippenbuch ist erschienen. Die Autoren Franz Seewald und Hansjörg Hofer aus Telfs haben Krippenjuwele in Kirchen, Museen und vor allem privaten Häusern von Kematen bis zum Arlberg ausfindig gemacht und in einer opulenten Chronik veröffentlicht. Es ist ein Spiegel uralter Krippentradition mit über 750 Fotos auf 484 Seiten.
OBERLAND. Im Milser Stadl der Trofana Tyrol in Mils bei Imst fanden sich am Freitag, 17.11., hunderte Krippenfreunde aus ganz Tirol und vor allem aus dem Oberland ein, um der Präsentation des Buches „Tiroler Krippenschätze – Oberinntal und Seitentäler“ von Herausgeber Franz Seewald und "Mitgestalter" Hansjörg Hofer beizuwohnen. Darunter waren viele Ehrengäste wie Diözesankonservator Mag. Rudi Silberberger, Ehrenpräs. Militärdekan i.R. Mag. Werner Seifert, Landtags-Präs. LH a.D. DDr. Herwig van Staa, Obmann des Tiroler Krippenverbandes Oswald Gapp und Krippenforscher im Bezirk Landeck Josef Walser, die in ihren Reden auf der Bühne das Buch und die Autoren würdigten und auf die lange Krippentradition eingingen, sowie Kunsthistoriker HR Dr. Gert Ammann, Volkskunstmuseum-Dir. Mag. Karl Berger, Vertreterinnen der Kunst- und Kulturabteilung der MG Telfs, Kulturinitiative Hörtenberg unter Obmann HR Mag. Johann Sterzinger, Ferdinand Reitmaier, Oberhofer Chronisten mit Cilli Kirchmair und Obmann Hans Daum, Erwin Auer von der Krippenherberge Mieming, Hanspeter Aschaber von der Krippenakademie Imst, zahlreiche Obleute der Krippenvereine uvam.
Wunsch der Oberländer Krippenfreunde wurde Wirklichkeit
Unter der Moderation von ORF-Mann Peter Kostner und musikalisch umrahmt von Peter Reitmeir mit dem Kohlbrünndl Viergsang und den Inntaler Weisenbläsern erzählt die Autoren den Werdegang des Buches.
Zwei Krippenbücher hat der Telfer Franz Seewald noch mit Hans Aichberger (†) sowie Ferdinand Reitmaier bereits herausgebracht („Krippen in Telfs“ Band 1, 2015, und Band 2, 2019). Nach dem Wunsch der Oberinntaler machte sich Seewald nun mit Chronist Hansjörg Hofer ans Werk - nur Corona, Lockdowns und die damit verbundenen Maßnahmen machten die Reise zu den Krippenschätzen zur Mammutaufgabe.
Die Reise der beiden ging ins Oberinntal – von Kematen i.T. bis zum Arlberg mit den Seitentälern Sellraintal, Ötztal, Pitztal, Kaunertal, Paznaun, Stanzertal und Gurgltal. Mehrere tausend Fahrkilometer kamen zusammen, ohne Krankheit und Unfall ging das Vorhaben voran. Hunderte Krippen in den kleinen Gemeinden im Oberland wurden erfasst. Diese ausfindig zu machen, dafür war auch viel Recherchearbeit nötig, mit dem Oberländer "Krippenforscher" Josef Walser fanden sie den richtigen Mann, der aber erst nach Überredungskunst der Telfer bereit war, sein Wissen mit ihnen zu teilen.
Viele Türen in private Häuser öffneten sich, und die Besitzer öffneten auch ihre Herzen, ihren Schatz einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Nach viele Interviews, Geschichten und nette geselligen Runden später, mit und ohne Corona-Regeln, war die umfangreiche Krippen-Sammlung reif für den Weg ins Buch. Die Aufnahmen entstanden in der Weihnachtszeit 2020/21, 2021/22 und 2022/23.
"Wir mussten den Polizeikontrollen ausweichen, die Krippenbesitzer hielten sich auf Abstand, wenn wir die Krippe fotografierten, es waren ganz schwierige Zeiten",
schildert Seewald. Die Leidenschaft von Seewald trieb das Vorhaben voran, erklärt dieser:
"Es war mir ein großes Anliegen, dass unsere wertvollen Krippenschätze, und die gibt es in manchen Orten wirklich in großer Zahl, dokumentiert und so für die Nachwelt erhalten werden."
280 Krippen meist im Privatbesitz sind nun dokumentiert, wie Hansjörg Hofer erzählt:
"Es war eine aufreibende Zeit in den drei Jahren, alle Krippenbesitzer haben uns herzlich aufgenommen, und das trotz Corona und den ganzen Maßnahmen."
Hofer als Gestalter des Werkes erklärte den übersichtlichen Aufbau dieser Chronik in Zahlen, Daten, Fakten und großformatigen Bildern. Das Buch selbst ist ein Schatz, in dem viele „Krippenjuwelen“ in Kirchen, Privathäusern oder Museen für die Nachwelt erhalten werden:
"Diese Zeit, mit vielen eindrucksvollen Kontakten, möchten wir nicht missen. Hinter diesen Krippenwerken stehen Männer, Frauen und meist eine ganze Familie, die sich um die Erhaltung dieser ehrwürdigen Kleinode bemühen und so ein wichtiges Kulturgut unserer Tiroler Heimat bewahren."
Den sehr hürdenreichen Weg zur UNESCO-Verleihung als immaterielles Kulturerbe (Österreich bzw. Wenns) referierte LH a.D. DDr. Herwig van Staa. Auch darüber und viele weitere Kapitel über die Krippenbaukunst und die Geschichte des Krippenbrauches im Alpenraum sowie ein päpstliches Dank- und Lobes-Schreiben ergänzen den Inhalt des Bandes. Und: Es gibt sicherliche weitere Krippenraritäten in den Gemeinden des Tiroler Oberinntales, die nicht im Buch enthalten sind, so Seewald:
"Vielleicht wird mancher dieser Krippenbesitzer mit diesem Buch bestärkt, seine Krippe mehr der Öffentlichkeit zugänglich zu machen."
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